Britischer Haushalt zeigt wirtschaftspolitische Einschränkungen auf

    Bill Papadakis - Senior Macro Strategist
    Bill Papadakis
    Senior Macro Strategist
    Britischer Haushalt zeigt wirtschaftspolitische Einschränkungen auf

    Kernpunkte.

    • Die jüngste Haushaltserklärung des Vereinigten Königreichs wird, anders als im Oktober 2024, nur geringe Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Sie enthielt bescheidene Ausgabenkürzungen zwecks Einhaltung der Budgetregeln, aber keine steuerlichen Massnahmen
    • Der Ausblick des Vereinigten Königreichs wird durch einen unflexiblen Haushaltsrahmen und Wahlversprechen der Regierung eingeschränkt. Er steht in Kontrast zu den jüngsten fiskalpolitischen Ambitionen Deutschlands und lässt dem Land nur begrenzten Spielraum, um auf veränderte globale Aussichten zu reagieren
    • Die Geldpolitik der BoE bleibt angesichts der über dem Zielwert liegenden Inflation vorsichtig. Wir erwarten weitere Zinssenkungen angesichts des hohen Ausgangsniveaus sowie Risiken für das britische Wachstum
    • Im Vereinigten Königreich hofft man, dass die dienstleistungsorientierte Wirtschaft von den US-Zöllen weniger betroffen sein wird, doch das ist keineswegs garantiert.

    Letzte Woche stand die fragile Haushaltslage des Vereinigten Königreichs im Fokus. Die Regierung gab eine Reihe von Ausgabenkürzungen bekannt, die wenig Möglichkeiten zur Ankurbelung der Wirtschaft offenlassen. Nach dem Budget vom Oktober 2024 sah sich Finanzministerin Rachel Reeves gezwungen, neue Massnahmen anzukündigen. Ein enttäuschendes Wirtschaftswachstum und höhere Renditen der Staatsanleihen begrenzen ihren Handlungsspielraum.

    Die Finanzministerin präsentierte letzte Woche nur geringfügige Budgetanpassungen. Im Gegensatz dazu hatte der Haushalt vom Oktober GBP 41,5 Mrd. an Steuererhöhungen sowie Ausgaben für Infrastruktur und öffentliche Dienste zur Ankurbelung des Wachstums enthalten. Die Ankündigungen lassen angesichts der Haushaltsregeln der Regierung nur begrenzte Möglichkeiten für unerwartete Ausgaben offen. Der Spielraum, den die Regierung geschaffen hat, beruht vor allem auf Kürzungen der Sozialausgaben und wurde von ihrer eigenen Fraktion kritisiert.

    Das Office for Budget Responsibility (OBR) analysiert unabhängig die öffentlichen Finanzen des Vereinigten Königreichs. Laut seiner Schätzung wird die zweite Haushaltserklärung der Labour-Regierung, offiziell „Spring Statement“ (Frühjahrserklärung) genannt, dem Land einen Überschuss von GBP 9,9 Mrd. bescheren; dies bietet laut dem OBR wenig Spielraum im Falle eines Zinsschocks, einer geringeren Produktivität oder von Störungen des Welthandels. Das OBR halbierte zudem seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2025 von 2% auf 1%. Dies reflektiert vor allem das wider Erwarten geringe Wachstumstempo der letzten Monate.

    Die britische Regierung scheint schlecht positioniert, um auf neue Schocks zu reagieren

    In den sechs Monaten seit dem letzten Haushalt hat sich das Wachstum verlangsamt, und die Renditen britischer Staatsanleihen (Gilts) sind gestiegen. Deshalb sah sich die Finanzministerin gezwungen, Konsolidierungsmassnahmen anzukündigen. Dies gelang ihr, ohne das Versprechen der Regierung zu brechen, die wichtigsten Steuern nicht zu erhöhen. Doch es ist keineswegs sicher, dass dieses Risiko nicht bis zum Herbsthaushalt im Oktober wieder auftauchen wird. Eine anhaltende Debatte über potenziell höhere Steuern droht der Wirtschaft zu schaden, indem sie die Ausgaben in einer Zeit globaler Unsicherheit bremst.

    Die britische Regierung scheint schlecht positioniert, um auf neue Schocks zu reagieren. Gründe dafür sind selbst auferlegte Beschränkungen durch die Haushaltsregeln und das Wahlversprechen der Regierung. Hinzu kommen eine erhöhte Schuldenlast und die hohen Kosten für den Schuldendienst.

    In Deutschland konnte die Regierung aufgrund viel niedrigerer Zinskosten ein Investitionsversprechen nach dem Motto „Whatever it takes“ abgeben. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das Vereinigte Königreich eine ähnliche Verpflichtung eingeht. Im Gegensatz zu Deutschland gründet im Vereinigten Königreich die Finanzierung zusätzlicher Verteidigungsausgaben auf einer Kürzung der Auslandshilfe in Höhe von rund 0,1% des BIP. 

    Etwas höheres Wachstum

    Der wirtschaftliche Gegenwind für das Vereinigte Königreich ist das Ergebnis politischer Entscheidungen. Dazu gehören eine ab April geltende Steuererhöhung, anhaltend restriktive Zinsen der Bank of England (BoE) sowie die Risiken von US-Handelszöllen. Potenziell ausgleichende Faktoren sollten nicht übersehen werden. Hierzu zählen die fiskalpolitische Expansion in Europa und das Potenzial für sinkende Gaspreise, wenn es zu einem tragfähigen Waffenstillstand in der Ukraine kommt; die Grosshandelspreise für Gas sind gegenüber ihrem Höchststand vom Februar nach einem kalten europäischen Winter bereits um etwa 30% gesunken. Es ist auch möglich, dass sich die US-Zölle im Vereinigten Königreich weniger stark auswirken werden als anderswo. Denn die britische Wirtschaft ist stark auf Dienstleistungen ausgerichtet, und die Handelsbeziehungen mit den USA sind relativ ausgewogen.

    Zwar gibt die nach wie vor hohe Inflation im Vereinigten Königreich weiterhin Anlass zur Sorge, doch hat das starke Lohnwachstum für die britischen Verbraucherinnen und Verbraucher ein gesünderes Umfeld geschaffen. Die jüngsten Daten aus dem Konsum- und Unternehmenssektor waren ermutigend, mit bedeutenden positiven Überraschungen bei den Einzelhandelsumsätzen im Februar und dem Einkaufsmanagerindex. Wir haben für 2025 unsere Wachstumsprognose für das Vereinigte Königreich kürzlich von 1,8% auf 1,3% gesenkt. Dieses Niveau ist wenig inspirierend, liegt aber immer noch über dem Konsens und stellt eine Verbesserung gegenüber 2024 dar.

    Die Wachstumsprognose für das Vereinigte Königreich ist wenig inspirierend, stellt aber eine Verbesserung gegenüber 2024 dar

    Die BoE beliess die Zinsen Anfang März bei 4,5%. Wir erwarten, dass sie an der nächsten Sitzung am 8. Mai die Zinsen senkt, aber an einer graduellen Lockerung festhält. Zuvor waren wir davon ausgegangen, dass die Notenbanker bereits im Mai mit aufeinanderfolgenden Zinssenkungen beginnen würden. Angesichts der anhaltenden Inflation und der vorsichtigen Haltung der Zentralbank rechnen wir damit nun erst in den letzten drei Monaten dieses Jahres. Unsere Wachstumserwartungen spiegeln die Prognose wider, dass die BoE mehr Zinssenkungen vornehmen wird, als der Markt derzeit vorwegnimmt. Wir gehen davon aus, dass die BoE die Zinsen um 100 Basispunkte (Bp.) reduzieren wird, sodass das Zinsniveau Ende 2025 bei 3,5% liegen würde. Laut Marktkonsens sind dieses Jahr Zinssenkungen von 45 Bp. zu erwarten.

    Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir Gilts mit Laufzeiten von 5 bis 7 Jahren. Wir haben unsere Renditeprognosen für deutsche Bundesanleihen angehoben, um die Fiskalimpulse Deutschlands zu berücksichtigen. Angesichts der allgemein ungünstigen Trends bei der Staatsverschuldung favorisieren wir sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländern weiterhin Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen.

    CIO Office Viewpoint

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