Der US-Haushalt ist alles andere als „beautiful“

Filippo Pallotti - Macro Strategist
Filippo Pallotti
Macro Strategist
Der US-Haushalt ist alles andere als „beautiful“

Kernpunkte.

  • Der US-Haushalt verschlechtert den fiskalpolitischen Ausblick des Landes: Das Defizit dürfte sich über die nächsten zehn Jahre um USD 4 Bio. erhöhen – und noch stärker, falls befristete Steuersenkungen dauerhaft werden
  • Zolleinnahmen werden die Auswirkungen des Gesetzes auf die US-Verschuldung etwas abfedern. Dennoch erwarten wir, dass die Staatsverschuldung bis 2034 auf 119% des BIP steigt
  • Das Gesetz kombiniert umfangreiche Steuervorteile für wohlhabende Haushalte mit massiven Kürzungen bei Medicaid, Lebensmittelmarken und Studienkrediten
  • Trotz seines Umfangs bietet das Gesetz nur begrenzte makroökonomische Impulse. Unsere Prognosen für das Wachstum und die Inflation in den USA bleiben unverändert.

Der amerikanische Kongress hat dem US-Haushaltsgesetz „One Big Beautiful Bill“ fristgerecht bis zum 4. Juli zugestimmt. Das Gesetz verlängert Steuersenkungen, kürzt Sozialausgaben und erhöht die US-Defizite über zehn Jahre um USD 4 Bio. Angesichts des begrenzten makroökonomischen Nutzens und des sich verschlechternden fiskalpolitischen Ausblicks fällt es uns schwer, an diesem Budget etwas zu erkennen, das „beautiful“ ist.

Nach Marathonsitzungen, die geprägt waren von verbreiteten Bedenken unter Republikanern und Widerstand seitens der Demokraten, verabschiedete der US-Kongress Donald Trumps „One Big Beautiful Bill“. Damit wurde die vom US-Präsidenten für den 4. Juli anberaumte Frist zur Verabschiedung der Vorlage eingehalten.

Die endgültige Gesetzesfassung ähnelt der Vorlage, die das Repräsentantenhaus im Mai verabschiedet hat (siehe: Ein grosses, aber nicht schönes US-Haushaltsgesetz). Sie impliziert indessen noch höhere Defizite – diese steigen um USD 4 Bio. statt USD 3 Bio. über zehn Jahre. Das Congressional Budget Office (CBO) schätzt, dass das Gesetz das US-Defizit über zehn Jahre um USD 3,4 Bio. erhöht, wobei Zinsen nicht berücksichtigt sind. Sollten die im Gesetz enthaltenen „temporären“ Steuersenkungen dauerhaft werden, würde das Gesamtdefizit über zehn Jahre um fast USD 5,5 Bio. steigen. Das wäre mehr als die kombinierten Defizitfolgen vieler Stimuluspakete der letzten Jahre: des „CHIPS and Science Act“ von 2022, des „Bipartisan Infrastructure Law“ von 2021, des „American Rescue Plan Act“ von 2021 und des „CARES Act“ von 2020.

Wir bekräftigen unsere frühere Einschätzung, dass dieses Budget den fiskalpolitischen Ausblick der USA verschlechtert, ohne positive makroökonomische Impulse zu liefern. Wir bleiben daher bei unseren Prognosen für das US-Wachstum von 1,3% im Jahr 2025 und 1,4% im Jahr 2026 sowie für die US-Inflation von 2,8% bzw. 2,7%.

Dieses Budget verschlechtert den fiskalpolitischen Ausblick der USA, ohne positive makroökonomische Impulse zu liefern

Das Gesetz allein würde das US-Defizit im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf über 7% treiben – bei einem Höchststand von rund 7,5% im Jahr 2028. Doch die Zolleinnahmen dürften helfen, das Defizit im Bereich von 6% bis 7% zu halten. Aufgrund des Haushalts und der Zolleinnahmen dürfte das Verhältnis der US-Staatsverschuldung zum BIP innerhalb eines Jahrzehnts von heute 100% auf 119% klettern, verglichen mit 114% unter früheren politischen Rahmenbedingungen. Das Budget ohne Zolleinnahmen würde diese Quote bis 2034 auf 126% steigen lassen.

Das Gesetz verlängert den „Tax Cuts and Jobs Act“ (TCJA) von 2017. Es schliesst Trinkgelder und Überstunden bis zu einem Betrag von USD 25’000 bis 2028 von Steuern aus und erhöht den Abzug für staatliche und lokale Steuern („SALT“) von USD 10’000 auf USD 40’000 – ebenfalls nur bis 2028. Das Gesetz führt zudem Investitionsanreize für Unternehmen im Bereich Ausrüstung sowie Forschung und Entwicklung wieder ein, die ab 2022/2023 schrittweise ausgelaufen sind. Ausserdem erlaubt es bis 2028 den umgehenden und vollständigen Abzug von Investitionen in Fertigungsstätten.

Keine Impulse für den Konsum

Die meisten dieser Steuersenkungen werden den Konsum nicht beflügeln. Denn eine Verlängerung des TCJA verändert die aktuell verfügbaren Mittel der Haushalte nicht, und die Regelung zu Trinkgeldern und Überstunden betrifft nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Zudem wirken sich die höheren SALT-Abzüge nur auf Haushalte mit einem Jahreseinkommen von über USD 200’000 aus. Auf diese Verbrauchergruppe entfällt zwar ein grosser Teil der US-Konsumausgaben, doch diese Gruppe gibt zusätzliche Mittel in der Regel langsamer aus als Haushalte mit tieferem Einkommen.z

Die grössten Ausgabenkürzungen im Umfang von rund USD 900 Mrd. betreffen das staatliche Gesundheitsprogramm Medicaid, insbesondere durch die Einführung von Arbeitsanforderungen. Weitere USD 150 Mrd. werden beim Lebensmittelhilfeprogramm SNAP (Lebensmittelmarken) eingespart. Zusätzlich sind Kürzungen bei Studienkrediten im Umfang von geschätzten USD 350 Mrd. vorgesehen – durch Obergrenzen und den schrittweisen Abbau subventionierter und einkommensabhängiger Rückzahlungspläne. Schätzungen zufolge werden in den kommenden Jahren mehrere Millionen Menschen ihre Krankenversicherung und/oder Unterstützung beim Lebensmitteleinkauf verlieren. Während diese Bestimmungen einige US-Senatorinnen und -Senatoren mit Blick auf die Zwischenwahlen im November 2026 beunruhigten, dürfte aus ökonomischer Sicht die Auswirkung dieser Kürzungen auf den Gesamtkonsum begrenzt bleiben. Denn die betroffenen Haushalte machen nur einen kleinen Teil des US-Konsums aus, und einige Massnahmen bei den Studienkrediten greifen erst verzögert.

Die meisten dieser Steuersenkungen werden den Konsum nicht beflügeln

Das Gesetz enthält zudem erhebliche Kürzungen beim Inflation Reduction Act (IRA) von 2022. Die endgültige Fassung beinhaltet jedoch in letzter Minute eingefügte Änderungen. Dazu gehört eine Klausel, die Steuervergünstigungen für bestimmte Projekte schützt, sofern mindestens 5% der Investitionssumme bis zum 30. Juni 2026 ausgegeben werden.

Weitere Bestimmungen zielen darauf ab, Wahlversprechen von Donald Trump umzusetzen. Das 940 Seiten umfassende Gesetzesdokument sieht beispielsweise rund USD 150 Mrd. für die Migrationskontrolle vor – etwa für Haftzentren, Abschiebemassnahmen, zusätzliches Personal und Grenzanlagen. Es enthält auch kleinere Vergünstigungen, darunter die steuerliche Abzugsfähigkeit von Zinsen auf Krediten für den Kauf von in den USA hergestellten Autos sowie zusätzliche Abzüge für Seniorinnen und Senioren.

Des Weiteren erhöht das Gesetz die Schuldenobergrenze um USD 5 Bio., gegenüber USD 4 Bio. in der Vorlage vom Mai. Die neue Grenze dürfte 2027 wieder erreicht werden, da für die US-Schuldenobergrenze das gesamte öffentliche Defizit massgeblich ist – nicht nur der durch dieses Gesetz implizierte zusätzliche Betrag.

CIO Office Viewpoint

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