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    Nachhaltige Anlagen und Renditen gehen Hand in Hand

    Nachhaltige Anlagen und Renditen gehen Hand in Hand
    © John Cain

    Nachhaltige Anlagen haben ein Problem. Die Greenwashing-Vorwürfe werden lauter und sind gemäss Hubert Keller, Senior Managing Partner bei Lombard Odier, allzu oft gerechtfertigt.

    Beim ‘World Forum on Enterprise and the Environment’ an der Universität Oxford betonte er vor einem Publikum aus führenden Politikern, Wissenschaftlerinnen und Wirtschaftsvertretenden, dass die Herangehensweise der Finanzbranche an nachhaltige Anlagen grundlegend überarbeitet werden muss.

     

    Verändertes Anlageuniversum

    «Die Nachhaltigkeitswende dürfte zwischen 90% und 95% unseres Anlageuniversums grundlegend verändern», so die einleitenden Worte von Hubert Keller. «Sie erstreckt sich unseres Erachtens im Wesentlichen auf drei Bereiche: die Elektrifizierung unserer Energiesysteme, die Renaturierung von 20% aller landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie die Senkung des Rohstoffverbrauchs um mehr als ein Drittel bis 2030.»

    Das Verständnis von Systemveränderungen ist entscheidend für die Erzielung von Erträgen für Kunden

    Für die Anlegerinnen und Anleger und das Finanzwesen stellen sich mit diesen abrupten Veränderungen zwei zentrale Herausforderungen, die sich teilweise überschneiden, erklärte Keller. Die erste betrifft den Impact: Sie besteht darin, Kapital in Unternehmen zu investieren, die den Übergang beschleunigen – und Unternehmen zu vermeiden, die zurückbleiben werden. Die zweite betrifft die Anlagerenditen; hierbei geht es darum, die Auswirkungen dieses Systemwandels zu antizipieren und sich in Unternehmen zu positionieren, die im Zuge der Wirtschaftstransformation wachsen werden.

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    Ausrichtung auf Impact

    «Wir müssen ehrlich mit uns selbst sein. Der Rahmen, mit dem wir in der Finanzbranche bisher gearbeitet haben und den wir den ESG-1.0-Rahmen nennen, ist absolut nicht zweckdienlich», räumte Hubert Keller ein. Herkömmliche ESG-Bewertungen liefern eine Momentaufnahme der Ökobilanz eines Unternehmens – aber sie bewerten nicht, ob ein Unternehmen in den richtigen oder in den falschen Bereichen tätig ist.

    «Innerhalb dieses Rahmens gelten die meisten Unternehmen als nachhaltig», fügte Keller hinzu. «Das ist für das Finanzwesen sehr bequem: Wir können viele sogenannte nachhaltige Portfolios aufbauen. Dabei stellen wir fest, dass die Finanzbranche schweren Greenwashing-Vorwürfen ausgesetzt ist – und das vollkommen zu Recht. »

    Der Rahmen, mit dem wir in der Finanzbranche bisher gearbeitet haben und den wir den ESG-1.0-Rahmen nennen, ist absolut nicht zweckdienlich

    Die Regulierungsbehörden drängen nun darauf, dass sich das ändert. Im Rahmen von ESG 2.0 gelten Unternehmen laut Hubert Keller nur dann als nachhaltig, wenn sie einen massgeblichen Beitrag zum Übergang leisten. Ausserdem werden Vermögensverwalter und Banken, die nachhaltige Anlageprodukte bewerben, gezwungen sein, eine Mindestanzahl an wirklich nachhaltigen Unternehmen zu halten.

    Das ist zwar eine gute Nachricht, bringt aber ein neues Problem mit sich. «Mit Blick auf die Lieferketten und die mangelhafte Nachhaltigkeit der Gesamtwirtschaft werden nur wenige Unternehmen als wirklich nachhaltig eingestuft werden. Wie sollen wir also in einem derart kleinen Anlageuniversum in grossem Umfang Kapital anlegen? Für Lombard Odier bemisst sich das Problem auf USD 300 Mrd. Für den ganzen Sektor geht es um USD 130 Bio. »

    Selbst Unternehmen, die sich dem Übergang zu Nachhaltigkeit verschrieben haben, könnten auf der falschen Seite dieser neuen Gleichung landen, so Hubert Keller. «Ein Hersteller pflanzlicher Proteine hat vielleicht ein Problem mit dem Wasserverbrauch. Bei einem Batteriehersteller gibt es vielleicht Probleme in der Lieferkette. Und ein führendes Recyclingunternehmen betreibt möglicherweise umweltschädliche Deponien, deren Auflösungen noch im Gange ist. »

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    Die Entwicklung eines soliden, zukunftsfähigen, branchenweiten Rahmens für nachhaltige Anlagen ist wesentlich, um dem Greenwashing ein Ende zu setzen und den Anlegerinnen und Anlegern mehr Transparenz zu bieten

    Die Lösung, so das Fazit von Hubert Keller, besteht darin, einen zukunftsgerichteten Bewertungsrahmen einzuführen. Dieser berücksichtigt sowohl die aktuellen Aktivitäten eines Unternehmens als auch dessen künftige Nachhaltigkeitsentwicklung. «Damit erweitert sich unser Anlageuniversum, da weit mehr Unternehmen tatsächlich über einen realistischen Plan verfügen. Mit diesem Ansatz wird das Kapital dort investiert, wo es am meisten gebraucht wird. »

     

    Anlagerenditen im Systemwandel

    Für ein effizientes Finanzwesen sei eine Einigung der Branche auf diesen Nachhaltigkeitsrahmen erforderlich, so Hubert Keller. Um dem Greenwashing ein Ende zu setzen, müsse ein solider und transparenter Rahmen für alle Marktteilnehmenden gelten. Die Frage nach den Anlagerenditen bietet jedoch Raum für Dissens: «Diese sind wesentlich komplizierter als der Nachhaltigkeitsrahmen. Dabei geht es um eine Beurteilung. Sie wird für eine gesunde Divergenz zwischen den Investmentgesellschaften sorgen. »

    Am Beispiel der Automobilindustrie erklärte Hubert Keller, dass bei dieser Frage sowohl die spezifische Arbeitsweise eines Unternehmens berücksichtigt werden muss als auch die umfassendere Sicht darauf, «wie Wertschöpfungsketten gestört werden und wie sich Gewinnpools verlagern könnten».

    Der Fahrplan der Automobilindustrie zu Netto-Null beinhaltet einen raschen Wandel hin zu Elektrofahrzeugen, doch mit der Reduzierung der Rohstoffförderung und den Änderungen beim Fahrzeugbesitz und der Fahrzeugnutzung ist es auch wahrscheinlich, dass die Anzahl der Fahrzeuge insgesamt zurückgehen wird. «Im Zuge der Transformation der Wertschöpfungskette bieten sich neue Chancen in der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, in der Stromerzeugung oder in der Batterietechnologie. Auch im Betrieb von Fahrzeugflotten gibt es Chancen: Wir produzieren zwar vielleicht weniger Fahrzeuge, wir werden sie aber intensiver nutzen. »

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     «Damit könnte sich die erhebliche Divergenz in der Bewertung von Unternehmen wie Tesla und Toyota erklären», meinte er. «Toyota verkauft zwar zehnmal mehr Fahrzeuge als Tesla, doch Tesla ist gut aufgestellt, um neue Gewinnpools zu erschliessen, die sich in der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, bei Batteriespeichern, in der Stromverteilung und im Datenbereich bieten. »

    «Es ist wesentlich, diesen Systemwandel zu verstehen, um für die Kundinnen und Kunden Renditen zu erzielen», so seine Schlussbemerkung.

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    Erfolg oder Scheitern

    Die Entwicklung eines soliden, zukunftsfähigen, branchenweiten Rahmens für nachhaltige Anlagen ist wesentlich, um dem Greenwashing ein Ende zu setzen und den Anlegerinnen und Anlegern mehr Transparenz zu bieten. Der Rahmen ermöglicht es den Banken und Vermögensverwaltern auch, besser zu verstehen, inwieweit ein fundamentaler Systemwandel ein Risiko für die Unternehmen darstellt. Damit lässt sich ihr Potenzial als Motor für Anlagerenditen erkennen.

    Die Nachhaltigkeitstransformation wird wahrscheinlich zwischen 90 und 95 % unseres Anlageuniversums durcheinander bringen

    Mit wachsendem Verständnis seitens der Industrie wird sich laut Hubert Keller eine differenziertere Perspektive ergeben. «Es wird Spannungen geben, beispielsweise im Fall eines schlecht auf den Wandel ausgerichteten Kupferunternehmens, das von der Elektrifizierung profitiert. Und es wird Grauzonen geben, wenn Unternehmen zwar nicht auf den Wandel ausgerichtet sind, aber über ein gutes Geschäftsmodell für den Übergang verfügen. » In den meisten Fällen ist jedoch klar, wohin die Reise geht – «die richtige Ausrichtung und die finanzielle Rendite hängen eng miteinander zusammen». Es muss keine Kompromisse zwischen Nachhaltigkeit und Anlagerenditen geben, denn diese beiden positiven Aspekte gehen Hand in Hand.

    Abschliessend betonte Hubert Keller nochmals die Notwendigkeit einer grundlegenden Überarbeitung der aktuellen ESG-Kennzahlen. Nun kommt es darauf an, ob es der Branche gelingt, sich auf einen neuen, soliden Rahmen für nachhaltige Anlagen zu einigen und die Nuancen und Spannungen, die ein solcher zukunftsgerichteter Ansatz mit sich bringt, richtig zur Sprache zu bringen. Davon wird abhängen, ob nachhaltige Anlagen Erfolg haben oder scheitern – und ob die für den Wandel erforderlichen Kapitalanlagen in Billionenhöhe freigesetzt werden können. »

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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