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    Die Chancen der Dekarbonisierung – der Aufstieg preiswerter, sauberer Energie

    Die Chancen der Dekarbonisierung – der Aufstieg preiswerter, sauberer Energie

    Wie sieht eine Welt mit kostenloser Energie aus? Diese Frage stellte Mattia Romani, Partner beim Nachhaltigkeits- und Klimaberatungsunternehmen Systemiq, anlässlich des Net Zero Transition Forums; Lombard Odier und die Universität Oxford hatten diese Forum kürzlich gemeinsam organisiert. Romani hob hervor, dass die Kosten für erneuerbare Energien in den letzten zehn Jahren erheblich gesunken sind. Die Kosten für Solaranlagen gingen um 85% zurück, und die Produktionskosten für Windkraft um 55%. Er sagte: „Dieser Trend wird sich fortsetzen. Wir haben einen wichtigen Kipppunkt erreicht. Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass Energie in den nächsten 10 bis 15 Jahren an mehreren Standorten weltweit praktisch keine Grenzkosten haben wird.“

    Während sich die Teilnehmenden bei der Konferenz einfanden, herrschten in Grossbritannien Rekordtemperaturen von erstmals über 40°C. Vor dem Hintergrund dieser offensichtlichen Dringlichkeit der Klimakrise wurde die Rolle des Finanzwesens untersucht – bei der Dekarbonisierung des Energiesektors und den volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Aufstiegs preiswerter, sauberer Energie. Industrie- und Finanzexperten sowie Wissenschaftler unter der Leitung von Dr. Ben Caldecott, Direktor der Oxford Sustainable Finance Group und Lombard Odier Associate Professor of Sustainable Finance waren federführend.

     

    Seismische Auswirkungen erfordern Systemdenken

    Branchenübergreifend seien ähnliche, stark fallende Kostenverläufe zu beobachten, und ein Zusammenwirken dieser Kostenkurven werde sektorintern und sektorübergreifend seismische Auswirkungen haben, so Mattia Romani. Hinsichtlich der sinkenden Kosten für Rechnerleistung erklärte er: „KI wird immer günstiger. Die Kombination aus KI und kostenloser Energie bedeutet, dass autonomes Fahren rasch unglaublich günstig werden wird.“ Zur Nahrungsmittelproduktion sagte er: „Die Kombination aus kostenloser Energie und sinkenden Kosten der Genomforschung bedeutet, dass wir Produkte wie alternative Proteine sehr kostengünstig in grossem Massstab produzieren können in Zukunft.“

    Weiter fragte Romani nach den Auswirkungen eines deutlichen Rückgangs der Kosten für alternative Proteine auf die Vieh- und Geflügelmärkte. Unter Verweis auf die Tatsache, dass wir derzeit einen Grossteil der landwirtschaftlichen Flächen weltweit zur Tierhaltung oder für den Anbau von Futterpflanzen nutzen, stellte er die Frage in den Raum, was das für die Flächennutzung und den Bodenwert bedeuten würde.

    In Bezug auf die Herausforderungen des Klimawandels rechnet er potenziell mit „erheblichen Auswirkungen, wenn sich auch nur ein kleiner Teil der Nachfrage auf alternative Proteine verlagert“. Da die Viehwirtschaft ein grosser Verursacher der Entwaldung und des Verlusts der Artenvielfalt ist, könnte es mit einem erhöhten Verbrauch alternativer Proteine möglich sein, ehemalige Waldgebiete wieder aufzuforsten, sodass sich bedrohte Arten erholen können. Ackerland könnte renaturiert werden. Dadurch könnten wir den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden reduzieren und weite Gebiete zu Netto-Kohlenstoffspeichern umwandeln. „Wir fangen bei der Energie an“, so Romani, „aber die Energie liegt so vielen, tiefgreifenden Veränderungen zugrunde, dass wir ein echtes Systemdenken benötigen, um sie zu verstehen.“

    Das Finanzwesen muss künftige Engpässe identifizieren und in diese investieren. Das ist nicht nur gut für den Übergang zur Netto-Null-Wirtschaft, sondern auch ein wirklich gutes Geschäft

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    Energie zuerst

    Nick Tracey, Direktor bei Baringa Partners, pflichtete dieser Ansicht für den Finanzsektor bei und unterstrich ebenfalls die grundlegende Bedeutung des Energiesektors. „Die Banken müssen sich zunächst dem Energiesektor zuwenden“, erklärte er. „In dieser Phase erzielen die Banken den grössten Fortschritt, wenn sie sich den erneuerbaren Energien zuwenden – und nicht solchen, die sich von der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen abwenden. Das wird aber, so denke ich, noch kommen. Ich glaube, dass das Finanzwesen zunehmend in der Pflicht steht.“

    Die erforderlichen Summen sind durchaus erreichbar, so Professor Nick Eyre, Co-Direktor des ZERO Institute an der Universität Oxford: „Der gesamte Investitionsbedarf ist mit USD 23 Bio. relativ hoch, aber nicht unvorstellbar hoch. Die globalen Investitionen in den Energiesektor belaufen sich auf rund USD 2 Bio. jährlich, wir benötigen also das Investitionsvolumen von zehn Jahren.“

    Ein zentraler Punkt, den wir Mattia Romani zufolge fokussieren sollten, sind Engpässe, wie die jüngsten Angebotsengpässe im Bereich der erneuerbaren Energien, als ein Mangel an verfügbaren Rohstoffen und Fachkräften zur Folge hatte, dass die Projekte für erneuerbare Energien die Nachfrage nicht zu decken vermochten. „Das Finanzwesen muss künftige Engpässe identifizieren und in diese investieren. Das ist nicht nur gut für den Übergang zur Netto-Null-Wirtschaft, sondern auch ein wirklich gutes Geschäft“, so Romani. Um den Übergang des Energiesektors jedoch möglichst wirksam zu beschleunigen, muss die Finanzindustrie seiner Ansicht nach einen grundlegend neuen Ansatz verfolgen. „Das Finanzwesen neigt dazu, die Zukunft äusserst linear zu betrachten. Hier ist ein Paradigmenwechsel erforderlich. Die Analysten müssen den Blick weiter in die Zukunft richten. Das Finanzwesen muss künftig eine exponentielle Veränderung in Betracht ziehen.“

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    Sprunghafte Entwicklung der Emerging Markets

    Wie bei allen wirtschaftlichen Verwerfungen grösseren Umfangs ist auch mit sozialen Folgen zu rechnen, so Professor Eyre. „Es liegt in der Natur eines Übergangs, dass es Gewinner und Verlierer gibt. Es ist klar, dass Kohlearbeiter ihren Job verlieren werden. Das haben wir in vielen Ländern Europas gesehen, und das hat in einigen Fällen ernsthafte soziale Folgen.“

    Mit einer zukunftsorientierten Herangehensweise lassen sich diese Risiken jedoch minimieren. In Australien hat der Energieerzeuger und -anbieter AGL die soziale Frage in den Mittelpunkt des beschleunigten Übergangs gestellt – von der Kohleverstromung auf erneuerbare Energien, erklärte Nick Tracey. „Das Management versucht, ein Zentrum für erneuerbare Energien aufzubauen. Zudem plant es die Schaffung einer neuen Branche, sodass auch nach dem Ausstieg aus der Kohleverstromung sowohl für die derzeitigen Mitarbeitenden als auch für die breitere Gesellschaft Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.“

    Insbesondere hinsichtlich der Emerging Markets und der schwächer entwickelten Länder sagte Professor Eyre: „Dies ist einer der wenigen Fälle in denen „E“, „S“ und „G“ – Environmental, Social, Governance; Umwelt, Soziales, Governance – ziemlich auf einer Linie liegen. Vergessen wir dabei nicht, dass 1 Milliarde Menschen auf der Welt gar keinen Zugang zu Strom haben. Die Veränderung der Kosten für erneuerbare Energien ermöglicht es uns, ländliche Gebiete in Subsahara-Afrika deutlich günstiger zu elektrifizieren als über den traditionellen Weg; dieser sähe den Bau eines riesigen ölbefeuerten Kraftwerks an der Küste vor – inklusive zugehöriger Hochspannungs-Übertragungsleitung.“

    Mattia Romani stimmte zu, dass die positiven Auswirkungen für die Emerging Markets umfangreich sein werden. „Ein weiterer Übergang, der die Emerging Markets aussen vor lässt, ist nicht haltbar. Sie können die Entwicklungsphase, in der teure Kraftwerke auf der Basis fossiler Brennstoffe gebaut werden müssen, einfach überspringen. Dies bietet einzigartige Wertschöpfungsmöglichkeiten.“

    Eine Welt der kostenlosen Energie

    Der Übergang des Energiesektors zur Netto-Null-Wirtschaft führt zu einem tiefgreifenden Wandel. Hierbei sind Technologien für erneuerbare Energien der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen überlegen – sowohl hinsichtlich der Emissionen wie auch der Kosten. Der Wandel des Energiesystems wird zusammen mit der Veränderung von Land- und Meeressystemen und Materialsystemen zu einer ökologischen Wende der gesamten Wirtschaft führen. Diese Wende wird Auswirkungen auf 95% der globalen Wirtschaftssysteme haben. So rechnen wir beispielsweise bis 2030 mit einem jährlichen Gewinnpool von USD 1,5 Bio. durch den Übergang zu neuen Ernährungssystemen. Dieses profitable und nachhaltige neue Paradigma entsteht im Zuge der Veränderung von Produktion, Verteilung und Konsum von Lebensmitteln, sodass wir eine wachsende Bevölkerung ernähren und gleichzeitig ein Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen renaturieren können

    Die Anfangsfrage von Mattia Romani – Wie sieht eine Welt mit kostenloser Energie aus? – lässt sich wohl erst in der Zukunft beantworten. Er hob die Chancen hervor, wies gleichzeitig aber auch auf die Schwierigkeiten hin, die Kaskade von Konsequenzen vollständig abzuschätzen, die sich aus Energie mit Grenzkosten von Null ergeben.

    Die Chancen für Anlegerinnen und Anleger sind enorm. Es handelt sich um Chancen, alles zu überdenken

    Um diesen grundlegenden Wandel erfolgreich zu bewältigen, müssen die Anlegerinnen und Anleger anpassungsfähig bleiben und bereit sein, die traditionellen wirtschaftlichen Paradigmen zu überdenken. Detaillierte wissenschaftsbasierte Rahmenwerke wie unser Portfolio Temperature Alignment Framework, das wir in Zusammenarbeit mit Systemiq entwickelt haben, werden mit einer breiten Sektoranalyse kombiniert. Damit identifizieren wir diejenigen Unternehmen und Technologien, die den Übergang höchstwahrscheinlich anführen werden und positionieren die Portfolios aufgrund ihres Systemwandels. So formuliert es auch Romani: „Die Chancen für Anlegerinnen und Anleger sind enorm. Es handelt sich um Chancen, alles zu überdenken.“

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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