2025 steht für einen Paradigmenwechsel
In einer multipolaren Welt gibt es zwei grosse Quellen der Unsicherheit: eine geopolitische und eine wirtschaftliche.
Die US-Wirtschaft verzeichnet nach einem ausserordentlich starken Wachstum nun eine selbst verursachte Verlangsamung. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es erste Anzeichen von Schwäche. Es bleibt abzuwarten, ob die Meldungen zur Inflation positiv bleiben, wenn sich die Zölle in der Wirtschaftsaktivität und im Verbrauch niederschlagen.
Das Geschäftsumfeld hat sich für Unternehmen in den USA verschlechtert. Angesichts der Zollunsicherheit halten sie sich mit Einstellungen zurück und schieben Investitionen auf.
Der US-Notenbank Fed fällt es schwer, gleichzeitig Preisstabilität zu gewährleisten und Spannungen auf dem Arbeitsmarkt zu verhindern. Eine schwächere Beschäftigung bedeutet sowohl einen geringeren Konsum als auch ein langsameres Wachstum. Doch obwohl die politische Unsicherheit den Konjunkturausblick getrübt hat, gibt es keinen Grund, dass die USA in eine Rezession abrutschen. Unseres Erachtens wird die Fed die Leitzinsen dieses Jahr vom restriktiven in den neutralen Bereich anpassen, was die Konjunktur stützen wird. Das Bruttoinlandsprodukt der USA dürfte 2025 um 1,2% steigen.
Es gibt keinen Grund, dass die USA in eine Rezession abrutschen
Die Eurozone dürfte dieses Jahr um etwa 1% wachsen, trotz massiver Zusagen vor allem Deutschlands, in die Infrastruktur zu investieren. Für Europa ist dies eine bedeutende Veränderung. Es ist gezwungen, globale wechselseitige Abhängigkeiten hinter sich zu lassen und mehr Autonomie zu erlangen. Deutschlands Weckruf ist ein Wendepunkt für globale Anlegerinnen und Anleger.
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In der Schweiz hat die Schweizerische Nationalbank hat die Zinsen erneut auf null gesenkt. Auf diesem Niveau dürfte der Lockerungszyklus enden. Negativzinsen sollten nur das letzte Mittel sein, wenn der Schweizer Franken stärker wird oder sich die Konjunktur verschlechtert
In China erwarten wir weitere fiskalpolitische Massnahmen mit dem Ziel, die Disinflation zu bekämpfen und den Immobiliensektor sowie die Kreditnachfrage zu unterstützen. Die mit den USA vereinbarte Pause hat die Folgen der Zölle abgemildert. Doch die Importzölle sind immer noch hoch und werden die Wirtschaft belasten. Wir rechnen für China in diesem Jahr mit einem Wachstum von 4,2%.
Das Ende der US-Zollpause rückt näher. Neue Handelsabkommen zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern sind noch nicht zustande gekommen. Um dies zu ändern, braucht es intensive diplomatische Bemühungen.
Worauf sollten Anlegerinnen und Anleger angesichts der vielen geopolitischen Unsicherheiten durch Kriege und Zölle achten?
Es wäre verfrüht, sich von US-Anlagen zu trennen. Doch anderswo gibt es neue Chancen, und wir haben unsere Portfolios schrittweise umgeschichtet, um diese Chancen zu nutzen
Bis zu diesem Jahr war die ausserordentliche Entwicklung der USA ein wesentlicher Performancetreiber. Doch die unbeständige US-Handelspolitik und die strategische Verlagerung der Investitionen in Europa bedeuten, dass nun eine stärkere globale Diversifizierung der Portfolios nötig ist. Natürlich wäre es verfrüht, sich von US-Anlagen zu trennen. Doch anderswo gibt es neue Chancen, und wir haben unsere Portfolios schrittweise umgeschichtet, um diese Chancen zu nutzen.
An den Ölmärkten machen sich geopolitische Spannungen nach wie vor am meisten bemerkbar. Aber selbst dort hat sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nicht verändert.
Die Aktienmärkte haben die geopolitischen Risiken und die Sorgen über die Entwicklung der US-Wirtschaft in diesem Jahr weitgehend abgeschüttelt und sich auf die Aussichten der Unternehmen konzentriert.
Angesichts solider Fundamentaldaten der Unternehmen und der bevorstehenden geldpolitischen Lockerung scheinen Risikoanlagen gut abgestützt zu sein. Wir halten an der Übergewichtung globaler Aktien fest. Auch unsere Übergewichtung festverzinslicher Wertpapiere behalten wir bei. Hier bevorzugen wir Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen. Die Renditen von Staatsanleihen haben sich während den geopolitischen Turbulenzen gut gehalten. Allerdings hat die Besorgnis über die US-Fiskalpolitik die Renditen von US-Staatsanleihen nach oben getrieben – auf attraktive Niveaus
Bei den Währungen dürfte sich der US-Dollar stabilisieren. Der Schweizer Franken dürfte neben anderen sicheren Häfen nachgeben, während sich die Risikostimmung normalisiert. Auch bei Gold erwarten wir eine Konsolidierung.
Die politische Instabilität hat im ersten Halbjahr 2025 möglicherweise ihren Höhepunkt erreicht. Das Umfeld bleibt aber sehr unbeständig und komplex. Das bedeutet, dass es neue Risiken gibt. Angesichts der laufenden Veränderungen setzen wir in unseren Portfolios auf eine solide globale Diversifizierung und Selektivität
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