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Auf seiner Heimfahrt von Wales ins 40 Meilen nördlich von London gelegene ländliche Hertfordshire fiel dem Landwirt John Cherry etwas auf. Doch nicht die idyllische Landschaft überraschte ihn, sondern der Zustand seiner Windschutzscheibe.
„Früher konnte man zu dieser Jahreszeit durch die Windschutzscheibe kaum etwas sehen, weil sie völlig mit toten Insekten verklebt war. Jetzt sah ich dort nur noch ein oder zwei Exemplare“, berichtet er. „Aber als wir dann an unserem Hof ankamen, waren da plötzlich überall entlang der Strasse unzählige Motten und Insekten. Fledermäuse und alle möglichen Vögel flogen herum, und ich dachte: ‚Irgendwas ist hier anders‘.“
Dieses „Irgendwas“ ist die Art und Weise, wie Cherry sein Land bewirtschaftet – und, wie er es nennt, seine Leidenschaft für den Boden. „Der Boden ist ein unglaublich komplexes Ökosystem“, sagt er. „Er ist wie ein Regenwald im Kleinen. Je besser dein Boden ist, desto besser funktioniert alles andere.“
Umstellung auf regenerative Landwirtschaft
Die Zahl der Landwirte, die regenerative Landwirtschaft betreiben, wächst – John Cherry ist einer von ihnen. Regenerative Landwirtschaft ist ein weit gefasster Begriff, der einen besonderen Ansatz beschreibt: Ziel ist es nicht nur, möglichst hohe Erträge pro Hektar zu erzielen wie bei der konventionellen Landwirtschaft mit Monokulturen und hohem Düngemitteleinsatz. Es geht auch darum, wie man den Boden und seine Umgebung wiederherstellen und erhalten kann. Einer der zentralen Grundsätze ist die Direktsaat, bei der nicht gepflügt wird, um den Boden möglichst wenig zu stören. Weitere Massnahmen sind bodenbedeckende Kulturen, die organische Stoffe im Boden vermehren und seine Wasserrückhaltefähigkeit verbessern, sowie vielfältige Fruchtfolgen, kontrollierte Beweidung und minimaler Einsatz von Chemikalien.
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Laut John Cherry haben diese Methoden enorme Vorteile. So fördert gesunder Boden die Biodiversität. Jedes Jahr beobachtet er mehr gefährdete und vom Aussterben bedrohte Vogelarten auf seinem Hof; am meisten begeistern ihn die Mistkäfer. Gesunder Boden verringert zudem das Erosions- und Hochwasserrisiko, produziert gesunde Lebensmittel und absorbiert und speichert CO2.
Regenerative Landwirtschaft ist ein weit gefasster Begriff, der einen besonderen Ansatz beschreibt: Ziel ist es nicht nur, möglichst hohe Erträge pro Hektar zu erzielen wie bei der konventionellen Landwirtschaft mit Monokulturen und hohem Düngemitteleinsatz
Auf seiner 506 Hektar grossen Farm baut Cherry im Direktsaatverfahren Weizen, Gerste, Hafer, Bohnen und Leinsamen an, in Fruchtfolge mit einer Viehweide aus Kräutern, Gräsern und Hülsenfrüchtlern. Dies fördert die Bodenfruchtbarkeit und ergänzt die Ernährung seiner Shorthorn-Weiderinder. Seit er 2010 begann, regenerative Praktiken einzusetzen, ist er ständig am „Herumtüfteln“, wie er sagt. Wenn etwas nicht funktioniert, versucht er eben etwas Neues. Aber die Umstellung hat sich gelohnt: Die britischen Landwirte hatten aufgrund eines feuchten Winters und des darauf folgenden trockenen Frühjahrs mit niedrigen Ernteerträgen zu kämpfen. Die Kulturen von John Cherry erwiesen sich dagegen als widerstandsfähig.
„Wir hatten trotz des miserablen Wetters ein gutes Jahr“, erklärte er. „Das haben wir unserem gesunden Boden zu verdanken. Er konnte den Regen wesentlich länger speichern, als es der Fall gewesen wäre, wenn wir gepflügt hätten.“
Widerstandsfähigkeit gegen klimatische und politische Verwerfungen aufbauen
Das Direktsaatverfahren ist nicht neu. Manche behaupten, es sei lediglich eine Rückkehr zur Arbeitsweise von früher, bevor die heutigen konventionellen Agrarpraktiken zur Anwendung kamen. Das Interesse an der Direktsaat ist in den letzten Jahren jedoch deutlich gestiegen: nicht nur bei Kleinbauern, sondern auch bei grossen Lebensmittelkonzernen wie Nestlé, Arla und Danone – und zunehmend auch bei Risikokapitalgebern.
Einer der Gründe ist „das Gefühl, dass die aktuellen Ansätze nicht funktionieren und dass diese Idee […] langfristige Stabilität bieten kann“. Diese Auffassung vertritt Richard Francksen, Professor für Zoologie an der University of Cumbria in Nordwest-England. „Die Landwirte blicken in vielerlei Hinsicht unsicher in die Zukunft. Regenerative Landwirtschaft kann die Einsatzkosten senken und auf längere Sicht die Widerstandsfähigkeit gegen Veränderungen stärken – egal ob diese klimatischer oder politischer Natur sind.“
Heute bewegen sich die Landwirte im Vereinigten Königreich und rund um den Globus im Hinblick auf klimatische und geopolitische Schocks auf einem schmalen Grat. Der Klimawandel wird durch Ernteausfälle aufgrund von Dürren und Überflutungen spürbar. Die engen Gewinnmargen geraten durch den globalen Preisanstieg bei Chemikalien unter Druck, etwa für Düngemittel auf Basis fossiler Brennstoffe. Und Ereignisse wie der Brexit, die Deglobalisierung und Covid-19 haben zu Störungen im Handel geführt.
Die Landwirtschaft ist einer der Hauptverursacher der Erderwärmung und der Zerstörung der Natur: Sie ist für 30% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, so die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).1 Aufgrund der über Jahrhunderte angewandten schädigenden industriellen Agrarpraktiken sind die Böden ausgelaugt. Die Biodiversität hat gelitten, und die Landwirte müssen kämpfen, um über die Runden zu kommen. Die Globale Umweltfazilität, eine multilaterale Finanzierungsorganisation, schätzt, dass bis 2050 95% der globalen Landflächen geschädigt sein könnten2 – Warnungen der UN zufolge trifft dies heute bereits auf 40% der Flächen zu.3
Die Landwirtschaft ist einer der Hauptverursacher der Erderwärmung und der Zerstörung der Natur: Sie ist für 30% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich
Produktionsmittel reduzieren, um Gewinne zu steigern
Befürworter des regenerativen Ansatzes sind überzeugt, dass wir damit Böden regenerieren, den CO2-Fussabdruck der Landwirtschaft senken und gleichzeitig die ökologische und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Agrarbetriebe steigern könnten. Dennoch gibt es nach wie vor Fragen – und Hürden.
„Das hat teilweise mit unserer Denkweise zu tun: Wir suchen immer nach Gründen, nichts verändern zu müssen“, erklärt John Cherry. „Wenn man etwas 50 Jahre lang auf eine bestimmte Art und Weise gemacht hat, fällt es schwer, sich einzugestehen, dass das falsch war.“
Aufklärung ist dringend erforderlich. Deshalb war Cherry 2016 Mitbegründer von Groundswell, einem britischen Festival für regenerative Landwirtschaft. Das Festival, bei dem alle gegenseitig voneinander lernen, ist von einigen Hundert Teilnehmenden auf etwa 8'000 Besucher im letzten Jahr angewachsen. „Das Schöne an Groundswell ist, dass es die Denkweise der Menschen verändert“, erklärt er. „Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Leute mir schon mit Tränen in den Augen gesagt haben, ich hätte ihr Leben verändert!“
Aber selbst für diejenigen, die etwas verändern wollen, ist der Umstieg nicht einfach. „Der Kontext ist enorm wichtig“, sagt Richard Francksen. „Jeder Landwirt steht vor anderen Hürden, je nach Grösse der Farm, Standort oder klimatischen Bedingungen. Für alle spielen die möglichen Risiken eine Rolle: Wie könnten sich die Veränderungen auf den Gewinn auswirken, könnte es Ertragseinbussen geben, gibt es eine unterstützende Agrarpolitik?“
Die Erträge können tatsächlich anfangs sinken. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sie sich in den folgenden drei bis sechs Jahren erholen4, fügt Francksen hinzu. Und für John Cherry bedeutet eine enorme Senkung der Einsatzkosten – etwa für Chemikalien und schwere Maschinen – wiederum einen höheren Überschuss. „Aktuell steckt nicht viel Geld in der Landwirtschaft. Das heisst, durch die geringeren Ausgaben sind sämtliche Einnahmen reiner Gewinn.“
Kohlenstoff wieder unter die Erde bringen
„Kapital ist unerlässlich“, um die Umstellung auf eine regenerative Landwirtschaft zu unterstützen, erklärt Larry Kopald, Gründer der US-Nichtregierungsorganisation The Carbon Underground (TCU). TCU arbeitet mit Landwirten, Wissenschaftlern, Unternehmern und Politikern zusammen, um die Bodengesundheit wiederherzustellen und das CO2 um Millionen von Tonnen zu reduzieren. Dazu will die Organisation den globalen Übergang beschleunigen.
TCU pflegt Partnerschaften mit Landwirtinnen und Landwirten in Afrika, Europa, Asien, Süd- und Mittelamerika. Dabei stellte die Organisation fest, dass unterschiedliche Regionen – und unterschiedliche Betriebe – unterschiedliche Anreize erfordern. Beispielsweise müssen Landwirte manchmal bei der Vermarktung ihres CO2 unterstützt werden. Mit dem TCU-Programm Adopt A Meter dagegen können Verbraucher USD 5 an Kleinbauern spenden, um sie beim Kauf von Ausrüstung oder bei der Gründung von Kooperativen zu unterstützen.
Larry Kopald ist fest davon überzeugt, dass sich das Konzept skalieren lässt. Seiner Ansicht nach ist dies „die einzige skalierbare, direkte und wirtschaftliche Möglichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen und die Ernährungs- und Wassersicherheit zu verbessern.“ Etwa 2 Milliarden Menschen bauen in 600 Millionen Betrieben unsere Nahrungsmittel an – Gelegenheiten zur Skalierung sind also bereits vorhanden. Und die wirtschaftlichen Vorteile für Landwirte, Lebensmittelunternehmen und Regierungen werden sich verbessern, wenn wir die Natur als unsere Geschäftspartnerin ansehen. Denn sie liefert uns viele der von uns benötigten Produktionsmittel kostenfrei.“
Richard Francksen ist da vorsichtiger: Nach seiner Einschätzung fehlen noch ausreichend Belege für die Skalierbarkeit der regenerativen Landwirtschaft und für ihre Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit. „Wenn wir die Gesamterträge bestimmter Agrarflächen reduzieren, müssen wir aufpassen, dass wir dadurch nicht einfach nur den Druck an anderer Stelle erhöhen.“
Die wirtschaftlichen Vorteile für Landwirte, Lebensmittelunternehmen und Regierungen werden sich verbessern, wenn wir die Natur als unsere Geschäftspartnerin ansehen
Der einzige Weg, die Welt zu ernähren?
Zwar gibt es belastbare Belege dafür, dass die regenerative Landwirtschaft Vorteile wie eine bessere Bodengesundheit und Wasserspeicherfähigkeit bringt. Was Direktsaatverfahren oder den Ersatz chemischer Pestizide durch natürliche Schädlingsbekämpfung angeht, ist die Datenlage aber weniger eindeutig. Zudem gibt es Bedenken, dass Konzerne mangels einer fehlenden Standarddefinition oder eines Regulierungsrahmens Greenwashing betreiben, indem sie geringfügige Veränderungen von Agrarpraktiken als „regenerativ“ vermarkten.
Dennoch wird die Forschung fortgesetzt, und Befürworter argumentieren, dass die Umstellung auf regenerative Verfahren für die Landwirtschaft und den Planeten unerlässlich ist. „Wir können nicht genug betonen, wie dringend wir Fortschritte benötigen“, sagt Larry Kopald. „Die Landwirtschaft ist heute der zweitgrösste Verursacher des Klimawandels. Dieser wird Prognosen zufolge die Lebensmittelproduktion verringern – die Weltbevölkerung hingegen wird um eine Milliarde Menschen wachsen. Es ist der einzige Weg, wie wir die Welt ernähren können.“
Anzeichen dafür, dass sich etwas bewegt, gibt es bereits. Die aktuellen Investitionen in regenerative Landwirtschaft – sowohl durch private als auch durch öffentliche Mittel – übersteigen bereits die der gesamten Biolebensmittelbranche, so Larry Kopald von TCU.
Die aktuellen Investitionen in regenerative Landwirtschaft – sowohl durch private als auch durch öffentliche Mittel – übersteigen bereits die der gesamten Biolebensmittelbranche
Er zieht Parallelen zwischen regenerativer Landwirtschaft und erneuerbaren Energien, die weltweit exponentiell wachsen. Dies lässt darauf hoffen, dass wir den Emissionshöchststand bald erreichen könnten – wenn wir mit der Natur anstatt gegen sie arbeiten.
Ähnlich sieht er dies auch beim Thema Landwirtschaft: „Wenn wir mit der Natur zusammenarbeiten, sinken die Kosten, die negativen Auswirkungen verringern sich, und die positiven Aussichten für die Zukunft steigen.“
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.
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