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Der grosse Abriss: Die Wasserinfrastruktur überdenken
Kernpunkte.
Die Staudämme in den USA nähern sich dem Ende ihrer Lebensdauer. Dadurch entsteht – finanziell, ökologisch und sicherheitstechnisch – Druck, der umfangreiche Investitionen sowie ein strategisches Umdenken erfordert
Durch den Rückbau eines Staudamms können Ökosysteme wiederhergestellt werden; davon profitieren die lokalen Gemeinschaften. Doch es entstehen auch Spannungen im Zusammenhang mit Wassersicherheit, Landnutzung und Brandbekämpfung
Zurzeit entsteht eine neue Wasserökonomie, die die Bewertung von Naturkapital, digitale Überwachung, diversifizierte Speicherung und eine adaptive Infrastruktur miteinander kombiniert
Für Investoren hat dies erhebliche Auswirkungen: Kapital fliesst von alten in resiliente, regenerative Systeme, die sowohl natürliche als auch technische Lösungen nutzen.
Während die amerikanischen Staudämme das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen, vollzieht sich ein umfassender Wandel. Dieser hat Einfluss darauf, welche Bedeutung Resilienz, Regenerierung und Wert für die Gesellschaft, Ökosysteme und Anleger haben.
In den USA wurden Staudämme errichtet, um Flüsse zu regulieren, Strom zu erzeugen und die wachsenden Städte mit Wasser zu versorgen. Über ein Jahrhundert lang standen sie sinnbildlich für die technische Leistungsfähigkeit des Landes. Doch die gleichen Strukturen, die früher einmal Wohlstand versprachen und eine Zeit lang auch brachten, stossen nun an ihre Grenzen.
In den USA gibt es über eine halbe Million Dämme, die im Durchschnitt 64 Jahre alt sind und die Wasserstrassen des Landes schiffbar machen. Viele sind in einem sich rapide verschlechternden Zustand, und ihr Unterhalt ist teuer. Auf sie konzentrieren sich zudem die Herausforderungen einer Nation, die mit dem Klimawandel konfrontiert ist. Siebzig Prozent dieser ins Alter gekommenen Bauwerke haben ihre ursprünglich vorgesehene Lebensdauer bereits überschritten. 16’000 fallen inzwischen in die Kategorie „hohes Gefahrenpotenzial“. Die Frage lautet nicht mehr, ob sie irgendwann brechen, sondern wodurch sie ersetzt werden, bevor es dazu kommt.
Sehen Sie sich das untenstehende Video an (mit englischen Untertiteln):
Dämme zurückbauen
Am Beispiel des Klamath River, der im südlichen Oregon entspringt und in Nordkalifornien in den Pazifik mündet, lassen sich die Vorteile des Abrisses eines Staudamms verdeutlichen. Jahrzehntelang wurde der Flusslauf von vier aufeinanderfolgenden Staudämmen unterbrochen, die zur Stromerzeugung dienten. Ihr Anteil an der Gesamtstrommenge des Energieversorgers PacifiCorp betrug zwar nur 2%. Sie waren aber dennoch eine Belastung für die Wasserqualität sowie für die lokalen Ökosysteme.
Da sich das stillstehende Wasser in den Stauseen aufwärmte, kam es unterhalb davon zur Algenblüte infolge der Temperaturschwankungen. Wenn Algen absterben und zersetzt werden, nehmen Bakterien den freigesetzten Sauerstoff zu grossen Teilen auf. Daraufhin drohen Fische und andere Wasserlebewesen zu ersticken. Eine besonders starke Algenblüte kann die Sonneneinstrahlung behindern, sodass die Vegetation am Flussgrund abstirbt und Nahrungsnetze durcheinandergeraten. Für manche Algenblüten sind Cyanobakterien – Blaualgen – verantwortlich. Diese setzen Toxine frei, die sowohl für Fische und andere Tiere als auch für Menschen schädlich sind.
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Solche Bedingungen hatten bereits Folgen für die Fischmigration. Sehr deutlich wurde dies 2002, als es im Klamath zum grössten Lachssterben der US-Geschichte kam. Niedriger Wasserstand, warmes, stehendes Wasser und eine hohe Fischdichte schufen ideale Voraussetzungen für Krankheiten, die sich rasch innerhalb der Königslachs-Population, einer Wanderfischart, ausbreiteten. Innerhalb eines Jahres starben schätzungsweise 60’000 bis 70’000 ausgewachsene Königslachse – mit verheerenden Folgen für die Ökosysteme und die Gemeinschaften am Fluss.
Nach jahrelanger Lobbyarbeit unter Führung von lokalen indigenen Stämmen werden diese Staudämme – einschliesslich des grössten Damms mit dem etwas unheilvollen Namen „Iron Gate“ – nun abgerissen: Es handelt sich um das weltgrösste Dammrückbau- und Flussrenaturierungsprojekt.
Die USD 450 Mio. teure Massnahme markiert einen Wendepunkt für den Klamath. Aus ökologischer Sicht soll das Projekt den natürlichen Verlauf und die Migrationswege wiederherstellen und die Lachse wieder zu ihren Laichgründen führen. „Lachse ernähren sich im Laufe ihres Lebens von Nährstoffen aus dem Meer. Die Fische wandern den Fluss hinauf und sterben dort. Auf diese Weise ist das ganze Ökosystem betroffen“, erläutert Morgan Knechtle, leitender Umweltwissenschaftler im California Department of Fish and Wildlife. „Daher ist ihr Vorkommen in dieser Landschaft so unglaublich wichtig.“
Für die indigenen Stämme, die Vorkämpfer für den Rückbau waren, hat die Renaturierung des Klamath auch eine tiefgreifende kulturelle Bedeutung. „Tiere, Fische und Menschen haben den gleichen Stellenwert“, erklärt Sami Jo Difuntorum, Culture Preservation Officer der Shasta Indian Nation. „Sie sind unsere Vorfahren. Wir waren Fischer und Jäger. Alles was uns ausmacht, hängt mit dem Fluss zusammen.“
Trotz dieser eindeutigen ökologischen und kulturellen Vorteile gehen die Meinungen über den Rückbau von Staudämmen nach wie vor auseinander. Zudem ist ein solcher Rückbau ein teures Vorhaben
Spannungen vor Ort
Trotz dieser eindeutigen ökologischen und kulturellen Vorteile gehen die Meinungen über den Rückbau von Staudämmen nach wie vor auseinander; ganz zu schweigen, dass die Sanierung der alternden amerikanischen Staudämme Schätzungen zufolge USD 64 Mrd. kosten würde. Zudem ist ein solcher Rückbau ein teures Vorhaben, das politisch aufgeheizt sein und mancherorts disruptive Effekte haben kann.
Südwestlich des Klamath, in der kalifornischen Weinbauregion Sonoma, geht in der Frage des Staudamm-Rückbaus ein Riss durch die Bevölkerung. Das Potter Valley Project besteht aus zwei älteren Staudämmen zur Stromerzeugung, die Wasser aus dem Eel River zu den Turbinen am Russian River leiten. Ausserdem werden die Farmen, Ortschaften und die Industrie vor Ort schon seit hundert Jahren mit Wasser versorgt. Einerseits könnte ein Rückbau zur Wiederbelebung gefährdeter Fischlebensräume beitragen, wenn der Eel River wieder seinen natürlichen Verlauf erhält.
Andererseits wäre davon eine Region betroffen, die immer häufiger mit Dürren und Waldbränden zu kämpfen hat, erläutert Jason Jenkins, Leiter des Löschbezirks Cloverdale. „Ich bin seit 32 Jahren Feuerwehrmann und war bei jedem Megafeuer im Einsatz, das wir in Kalifornien hatten. Alle Brände hatten eines gemeinsam: Uns ging irgendwann das Wasser aus. Und jetzt heisst es: Wir gehen hundert Jahre zurück, ohne einen wasserdichten Plan und eine bewährte Methode für die Gewährleistung der Sicherheit der kalifornischen Bevölkerung.“
Als Ersatz wird beispielsweise ein Tunnelleitungssystem vorgeschlagen, das rund 600’000 Einwohnerinnen und Einwohner mit Wasser versorgen könnte, wenn die Dämme weg sind. Solche Projekte sind selbst mit Kosten verbunden, beispielsweise für den Bau und die laufende Wartung, die wiederum zu höheren Nutzergebühren führen können.
Die Abwägung zwischen Umweltsanierung und Wassersicherheit macht den Wandel der Infrastruktur zu einem komplexen Vorhaben. Es gibt zwar gute Argumente für den Umweltschutz. Die örtlichen Gegebenheiten in Bereichen wie Landwirtschaft, Wohnraum und Brandbekämpfung verlangen jedoch nach Lösungen, die Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit in Einklang bringen. Aus Anlegersicht unterstreicht dies einen zentralen Punkt: Die Zukunft der Wasserwirtschaft hängt von unterschiedlichen, adaptiven Systemen ab, die sowohl künstliche als auch natürliche Infrastrukturen berücksichtigen.
Von Kalifornien bis zum Colorado River-Becken ist eines sehr deutlich geworden: Das Zeitalter der singulären, monolithischen Infrastruktur ist vorbei, und das Zeitalter der verteilten Resilienz beginnt. Dieses Umdenken im Bereich der Wasserwirtschaft nimmt bereits Gestalt an. Denn überall auf der Welt suchen Ingenieure und Anleger nach Wegen, um die Wassersicherheit angesichts des zunehmenden Klimadrucks zu gewährleisten. Sie wenden sich flexiblen Systemen zu, die sowohl innovativ als auch ökologisch sensibel sind – anstatt sich nur auf statische Lösungen aus Beton zu verlassen.
Solche Systeme umfassen digitale Überwachungsnetze, die heutzutage ein zentraler Bestandteil von resilienten Wassersystemen sind. Das Pegelmessnetz der US Geological Survey verfügt beispielsweise über mehr als 11’000 Stationen zur Messung von Strömung und Wasserstand. Diese Daten kann die Behörde für ihre Entscheidungen und Pläne in Bereichen wie der Wasserwirtschaft, der Gestaltung der Infrastruktur und der Wasserqualität nutzen.
In Regionen mit erhöhter Waldbrandgefahr könnten sich Investitionen in spezielle Wasserspeichersysteme für die Brandbekämpfung als überlebenswichtig erweisen. So wurde etwa im Nevada County in Kalifornien der Bau eines knapp 1’250 Kubikmeter fassenden Speichers vorgeschlagen, der umliegende Hydranten in Hochrisikogebieten versorgen soll. Die Feuerwehr hätte so im Notfall schneller einen zuverlässigen Zugang zu Wasser und wäre weniger abhängig von entfernten Quellen.
Unterdessen entstehen neue Stauseen, die nicht ausschliesslich zur Stromerzeugung, Bewässerung und zur Versorgung von Haushalten und der Industrie dienen. Sie werden auch als Erholungsgebiete, für den Hochwasserschutz und zum Erhalt von Ökosystemen genutzt. Solchen Ansätzen liegt zugrunde, dass eine moderne Wasserinfrastruktur ein grösseres Spektrum an ökologischen und gesellschaftlichen Bedürfnissen erfüllen muss.
Diese Beispiele fallen in den Bereich der sogenannten „neuen Wasserökonomie“. Dabei geht es um die Konvergenz von Infrastrukturinvestitionen, der Bewertung von Naturkapital und der Anpassung an den Klimawandel. Laut Schätzungen der UN ist bis 2030 ein globaler Investitionsbedarf von USD 0,9 bis 1,5 Bio. pro Jahr für die Wasser- und Abwasserinfrastruktur zu erwarten. Darin eingeschlossen sind Bereiche von der Abwasseraufbereitung über die dürreresistente Landwirtschaft und die Wiederherstellung von Wassereinzugsgebieten bis hin zur datengestützten Effizienz.
Die neue Wasserökonomie basiert auf einem Paradigmenwechsel. Anlegerinnen und Anleger betrachten Flüsse, Feuchtgebiete und Grundwasserspeicher immer weniger als nutzbare Rohstoffe. Stattdessen sehen sie darin nun Vermögenswerte, die entscheidende, quantifizierbare Ökosystemleistungen wie sauberes Wasser, Kohlenstoffabscheidung, Hochwasserschutz und Biodiversität erbringen. Über Mechanismen wie grüne Anleihen, Märkte für Umweltkredite und nachhaltigkeitsgebundene Infrastrukturfonds lassen sich diese Leistungen in langfristigen finanziellen Wert für künftige Generationen umwandeln.
Das Staudamm-Dilemma, in dem die USA stecken, ist Teil von etwas Grösserem: dem globalen Problem der sogenannten „verlorenen Infrastruktur“
Gleichgewicht wiederherstellen
Das Staudamm-Dilemma, in dem die USA stecken, ist Teil von etwas Grösserem: dem globalen Problem der sogenannten „verlorenen Infrastruktur“. Ob Kohlekraftwerke oder Hochwasserschutzanlagen aus Beton: Diese Infrastruktur ist sowohl aus finanzieller als auch aus ökologischer Sicht immer weniger nachhaltig. Um diese einst essentiellen Systeme zu ersetzen, wird es notwendig sein, Kapital in die Systeme zu lenken, die die natürliche Widerstandsfähigkeit stärken, nicht schwächen. Dabei sind aber die Fehler zu vermeiden, die die verlorene Infrastruktur überhaupt erst nicht nachhaltig gemacht haben.
Dieses Ziel können wir nur erreichen, wenn wir zu einer Sichtweise gelangen, die Resilienz als das Ergebnis eines harmonischen Verhältnisses zwischen künstlichen und natürlichen Systemen betrachtet. In diesem Sinne bedeutet der „grosse Abriss“ nicht Zerstörung, sondern Erneuerung.
Das hat tiefgreifende Auswirkungen für Investitionen. Der Aufbau der Wassersysteme der nächsten Generation erfordert Vorstellungskraft, langfristiges Kapital und die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor sowie der Zivilgesellschaft. Dies gilt auch für vergleichbare Veränderungen in anderen Sektoren – beispielsweise Energie, Landwirtschaft und Transport. Dort verstärkt der Übergang zu dezentralisierten Systemen die Klimaresilienz durch regenerative Kreislaufmodelle der Wertschöpfung.
Der Schutz und die Wiederherstellung der Natur sind kein moralischer Kompromiss mit dem Wohlstand. Sie sind die Grundlage für eine naturfreundliche, sozial gerechte Netto-Null-Wirtschaft, damit es auch den künftigen Generationen gut geht. Die Staudämme des vergangenen Jahrhunderts waren Ausdruck des Willens der Industrie, die Natur zu beherrschen. Die kommenden Lösungen werden den Willen verkörpern, meisterhaft mit der Natur umzugehen, um nachhaltigen wirtschaftlichen Wert zu generieren.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.
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