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    COP28 und der re-NATURE Hub – die Natur ins Zentrum der Klimaschutz-Massnahmen stellen

    COP28 und der re-NATURE Hub – die Natur ins Zentrum der Klimaschutz-Massnahmen stellen
    Von links nach rechts: Sebastian Nielsen, Morten Rossé, Aman Adinew, Hubert Keller

    COP28 kann schon jetzt als historisch bezeichnet werden. Dieses Jahr beschreitet der Gipfel neue Wege. Er konzentriert sich auf die Natur und verspricht, diese „ins Zentrum der Klimaschutz-Massnahmen“ zu stellen. Frühere Weltklimakonferenzen (COPs) konzentrierten sich auf die Verringerung von Treibhausgasemissionen. Heute erkennt die internationale Gemeinschaft zunehmend, dass Netto Null nicht erreicht werden kann, ohne die Hilfe der Natur in Anspruch zu nehmen.

    Die Rolle der Natur in unserer Wirtschaft überdenken

    Am vierten Tag des Gipfels fand im Rahmen des re-NATURE Hub von Lombard Odier bei COP28 ein eigens einberufener Nature Day statt. Dabei kamen führende Akteure aus der internationalen Finanzwelt, Wissenschaft und Politik mit unserem Senior Managing Partner Hubert Keller zusammen.

    In seiner Eröffnungsrede stellte Hubert Keller fest, dass die Diskussion über die Bedeutung der Natur für den Umgang mit dem Klimawandel abgeschlossen sei. Nun müssten wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, WIE wir eine naturverträgliche Wirtschaft entwickeln können. „Wir sehen“, so Hubert Keller, „dass Wirtschaftssysteme, die sich auf die regenerative Kraft der Natur stützen, die heutigen Wirtschaftssysteme übertreffen können. Wir sind davon überzeugt, dass der Übergang zu Netto Null die grösste Chance einer Generation darstellt.“

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    Der erste Hauptredner Marc Palahí, Chief Nature Officer bei holistiQ Investment Partners, ging vor allem auf die enormen Chancen ein, die sich durch den Einbezug der Natur ergeben. Aus seiner Sicht bieten sich umfangreiche neue Möglichkeiten durch den Übergang „von einer auf fossilen Ressourcen basierenden Wirtschaft zu einer neuen, auf der Kraft der Natur beruhenden regenerativen Wirtschaft“.

    ... Wirtschaftssysteme, die sich auf die regenerative Kraft der Natur stützen, können die heutigen Wirtschaftssysteme übertreffen

    Wie er erklärte, könnte die „Waldwirtschaft“ allein in Afrika acht Millionen Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaftsleistung des Kontinents um USD 200 Mrd. steigern. Nachhaltig bewirtschaftete Wälder könnten ihm zufolge innovative Materialien liefern, die Beton und Stahl in der Baubranche ersetzen könnten. Es gehe jedoch nicht nur um wirtschaftliche Vorteile; mit diesen neuartigen Materialien gebaute Häuser würden auch zu Kohlenstoffspeichern. Jahrzehntelang, wenn nicht jahrhundertelang, würden sie Kohlenstoff binden und die enormen Emissionen vermeiden, die bei der Herstellung von Beton und Stahl entstehen.


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    Er räumte ein, dass die globale Chance zwar gewaltig sei, aber erhebliche Vorabinvestitionen erforderlich seien, um die wertschöpfende Kraft der Natur freizusetzen. „Aktuell investiert unsere Wirtschaft USD 154 Mrd. pro Jahr in naturbasierte Lösungen. Das ist nicht genug. Wir müssen von Milliarden zu Billionen übergehen, wenn wir unsere Wirtschaft wirklich umgestalten wollen.“

     

    Ernährung an erster Stelle

    Morten Rossé, Head of Nature and Climate bei holistiQ Investment Partners, erklärte, wie unsere globalen Ernährungssysteme den Übergang zu einer naturbasierten Wirtschaft zeigen könnten. Sie sind nicht nur für Treibhausgasemissionen, sondern auch für 78% der Wasserverschmutzung1 und 90% der Entwaldung2 verantwortlich.

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    Am Beispiel von Kaffee führte er aus: „Wir trinken zwei Milliarden Tassen am Tag, als Kunden einer Branche mit einer Wertschöpfung von USD 200 Mrd. Für den Übergang zu einer naturbasierten Wirtschaft ist Kaffee ein guter Ausgangspunkt, weil er sich sehr gut für Agroforstwirtschaft eignet.“ Er sieht die Lösung darin, industrielle Kaffee-Monokulturen in organische Agroforstwirtschaften umzuwandeln. Auf diese Weise würden abgeholzte Wälder wieder aufgeforstet und geschädigte Böden saniert. Gleichzeitig würden Bohnen produziert, die mit einem Preisaufschlag verkauft werden könnten. Kaffeefarmen würden sogar mehr CO2 binden, als sie emittieren, denn pro Kilogramm Röstkaffee binden sie schätzungsweise 4,5 kg CO2. De facto „wird mit jedem Schluck Kaffee Kohlenstoff gebunden“.

    Wir trinken zwei Milliarden Tassen [Kaffee] am Tag, als Kunden einer Branche mit einer Wertschöpfung von USD 200 Mrd. Für den Übergang zu einer naturbasierten Wirtschaft ist Kaffee ein guter Ausgangspunkt, weil er sich sehr gut für Agroforstwirtschaft eignet

    Sebastian Nielsen, CEO von SLOW Forest Coffee, erklärte, wie SLOW diese Theorie bereits in die Praxis umsetzt. Das Unternehmen SLOW, das in Laos und Vietnam tätig ist, konnte sowohl die Qualität als auch die Erträge der Kaffeeernten steigern, obwohl es den Einsatz von agrochemischen Produkten beendet hat. Seit der Eliminierung giftiger Chemikalien und der Wiederherstellung des Baumkronendaches gibt es wieder mehr Bienen und Schmetterlinge, die für eine bessere Bestäubung der Kulturpflanzen sorgen.

    Durch den Ausschluss von Zwischenhändlern aus der Wertschöpfungskette für Kaffee, so erklärte er, arbeite SLOW jetzt direkt mit den lokalen Gemeinschaften zusammen. Man habe gemeinsam eine Kultur der verantwortungsbewussten Landschaftspflege aufgebaut und eine fairere Entlohnung der Landwirte sichergestellt. Früher war Kaffee massgeblich mitverantwortlich für Entwaldung und Bodendegradation. Heute fördert er sowohl die Wiederherstellung der Umwelt als auch die Entwicklung einer gerechten, naturverträglichen Wirtschaft.

    Argumente für Investitionen in die Natur

    Unser Chefstratege für Nachhaltigkeit, Michael Urban, wandte sich der Frage zu, wie dieser Wandel in grossem Massstab bewerkstelligt werden kann. Er erklärte, was für ihn „überzeugende Argumente für Investitionen in die Natur“ sind. „Wenn man unrentables Land kauft und in die Abkehr von Monokulturen investiert, verbessert man die Böden und die zukünftigen Cashflows, und man bindet zudem CO2. Das ist in jeder Hinsicht wertschöpfend“, sagte er.

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    Er merkte jedoch an, dass es auch Herausforderungen gebe. Das Kapital befindet sich zum grossen Teil im globalen Norden, Investitionen sind aber hauptsächlich im globalen Süden notwendig. Und da die Wiederherstellung der Umwelt naturgemäss eine langfristige Investition darstellt, wird „geduldiges Kapital“ benötigt.

    Für Sindhu Krishna, Head of Sustainable Investment bei der Phoenix Group, macht dieser Ansatz Investitionen in die Natur attraktiv für Pensionsfonds. „In Pensionen investiert man langfristig – so schützt man sowohl die langfristigen Renditen als auch den Planeten, auf dem man seinen Ruhestand verbringen will.“

    ... da die Wiederherstellung der Umwelt naturgemäss eine langfristige Investition darstellt, wird „geduldiges Kapital“ benötigt

    „Wir betrachten dies [die Natur] als eine rentable Anlageklasse”, fuhr sie fort. „Als Anleger sagen wir immer, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist. Das gilt auch für die Geschäftsmodelle der Vergangenheit. Wir müssen nicht destruktiv sein, um Geld zu verdienen. Wir können positiv und konstruktiv sein und dennoch Geld verdienen.“

    Azis Armand, Vice President Director und Group CEO des indonesischen Energieriesens PT Indika Energy Tbk, teilt diese Ansicht. Er erklärte, aus geschäftlicher Sicht sei klar, welche Investitionen sinnvoll seien. „Wir erkennen, dass wir als Unternehmen in Dinge investiert haben, die schlecht für die Menschen und den Planeten sind. Jetzt dekarbonisieren wir unsere Geschäftstätigkeit und investieren in naturbasierte Lösungen.“

    Für Éliane Ubalijoro, CEO des Centre for International Forestry Research, beziehen die Anlageargumente auch die Menschen vor Ort ein. Denn die indigenen und lokalen Gemeinschaften stehen beim Naturschutz häufig an der vordersten Front. Sie wies warnend darauf hin, dass die extraktive Wirtschaft von heute, die zu Entwaldung und Bodendegradation führt, „indigene Volksgruppen ihrer Heilmittel, ihrer Kultur und ihrer Religion beraubt“. Dennoch sei eine Win-Win-Lösung möglich.

    „So wie indigene Gemeinschaften auf die alte Weisheit ihrer Vorfahren zurückblicken, haben wir heute die Chance, die Vorfahren zu sein, auf die künftige Generationen zurückblicken werden. Dazu müssen wir eine neue, naturverträgliche Wirtschaft aufbauen.“
     

    Environmental Impacts of Food Production - Our World in Data
    COP26: Agricultural expansion drives almost 90 percent of global deforestation (fao.org)

    Wichtige Hinweise.

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