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    COP28 bereit für erste weltweite Bestandsaufnahme der Klimafortschritte seit dem Pariser Abkommen

    COP28 bereit für erste weltweite Bestandsaufnahme der Klimafortschritte seit dem Pariser Abkommen

    Im November 2014 gaben Chinas Staatspräsident Xi Jinping und der damalige US-Präsident Barack Obama eine historische gemeinsame Erklärung ab. Vor der UN-Klimakonferenz COP21 bekräftigten sie ihren festen Willen, die weltweiten Treibhausgasemissionen gemeinsam zu senken, um die Erderwärmung auf unter 2 °C zu begrenzen. Ihr gemeinsamer Beschluss galt als entscheidend für den Abschluss des Pariser Abkommens von 2015.

    Nun rückt COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Dezember näher, und die Geschichte könnte sich wiederholen. Trotz der handels- und geopolitischen Spannungen zwischen den beiden Supermächten stand am Ende der jüngsten USA-Reise von Präsident Xi eine gemeinsame Erklärung zum Klimawandel – die „Sunnylands-Erklärung“. Neben zahlreichen Zusagen und Plänen zur Zusammenarbeit in Klimafragen enthält sie das Versprechen, die „weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen“. Die Vereinbarung stärkt zudem das Engagement für die Senkung von Methanemissionen, die bislang in Chinas Zielen zur Reduktion von Treibhausgasen (THG) keine Berücksichtigung fanden.

    Dr. Sultan Ahmed Al Jaber, Industrieminister der VAE und designierter Vorsitzender von COP28, begrüsste die Erklärung, die „bedeutende Auswirkungen auf kommende Generationen“ haben werde. Wird die Annäherung zwischen den USA und China in Klimafragen die Basis für bedeutende neue Abkommen bei COP28 sein? Wir werfen einen Blick darauf, was uns bei COP in den VAE erwartet.

    Laut aktuellen Analysen beschleunigt sich die Zunahme der Emissionen nicht mehr, sondern sie liegen weiterhin auf einem Allzeithoch und steigen von Jahr zu Jahr weiter

    Die Energiewende – Senkung der Emissionen bis 2030

    2023 wird voraussichtlich das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein1. Deshalb werden Bemühungen zur Senkung der CO2-Emissionen weit oben auf der Tagesordnung stehen. Laut aktuellen Analysen beschleunigt sich die Zunahme der Emissionen nicht mehr, sondern sie liegen weiterhin auf einem Allzeithoch und steigen von Jahr zu Jahr weiter. Dies gefährdet das Erreichen der Temperaturziele des Pariser Abkommens.2

    Die gemeinsam von den USA und China abgegebene Sunnylands-Erklärung geht dieses Problem ohne Umschweife an. Neben der Zusage, die weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien zu verdreifachen, versprechen beide Regierungen, Kohle, Öl und Gas durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen. Das Ziel ist eine absolute Minderung der Gesamtemissionen des Energiesektors in diesem „entscheidenden Jahrzehnt der 2020er-Jahre“. Bei COP28 dürften Technologien für grünen Wasserstoff und die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff ein Gesprächsthema sein. Denn die Regierungen wollen nicht nur den Anstieg der CO2-Emissionen verlangsamen, sondern noch vor 2030 einen stetigen Rückgang der Emissionen einleiten.

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    Die Sunnylands-Erklärung macht ausserdem Hoffnung, dass COP28 einen Prozess anstösst, der zur Entwicklung verbindlicher Ziele für die Minderung anderer THG-Emissionen als CO2 führt. Methan, dessen Wirkung kürzer anhält, aber mehr als 80-mal stärker sein kann als die von CO23, hat bisher in vielen nationalen Planungen zur Emissionsminderung gefehlt.

    Die bei COP26 im Jahr 2021 unterzeichnete globale Verpflichtung zu Methan (Global Methane Pledge) soll diese Lücke schliessen. Die Unterzeichnerstaaten sagen darin die Senkung der Methanemissionen um mindestens 30% bis 2030 zu. Einige der grössten Verursacher von Methanemissionen – vor allem China, das mehr Methan emittiert als jedes andere Land – haben das Abkommen jedoch nicht unterzeichnet4. Dies könnte sich nach der Sunnylands-Erklärung nun ändern. Denn China hat zugesagt, Reduktionsziele zu entwickeln und bei COP28 Co-Gastgeber eines speziellen Gipfels für Methan und andere Treibhausgase als CO2 zu sein.

    Bei COP28 wird es zudem erstmals einen „Trade Day“ geben – in Anerkennung der Rolle, die unsere Wirtschaft beim Klimawandel spielt

    Trade Day

    Bei COP28 wird es zudem erstmals einen „Trade Day“ geben. Damit wird die Rolle anerkannt, die unsere Wirtschaft beim Klimawandel spielt. Die Veranstaltung soll Gelegenheit geben zu erforschen, wie sich durch den Handel Emissionen senken lassen.

    Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) sind die Produktion und der Vertrieb von Waren und Dienstleistungen für 25% aller THG-Emissionen verantwortlich.5 Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung untersuchte den Handel mit speziell für geringeren Ressourcenverbrauch und weniger Umweltverschmutzung ausgelegten Waren. Den Schätzungen zufolge stieg dieser im 2. Halbjahr 2022 auf den Rekordwert von USD 1,9 Bio.

    Wesentlichen Anteil an diesem Wachstum haben Verpackungen aus anderen Materialien als Kunststoff, deren Wert im selben Zeitraum um 20% stieg. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat COP28 dazu aufgerufen, Massnahmen gegen die Umweltverschmutzung durch Kunststoffe zu ergreifen6. Zudem kündigen die USA und China in der Sunnylands-Erklärung die Ausarbeitung eines internationalen Abkommens an, das die Umweltverschmutzung durch Kunststoffe beenden soll7. Deshalb könnten auch beim Trade Day neue Massnahmen zur Bekämpfung von Kunststoffabfälle auf der Tagesordnung stehen.

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    Natur und Biodiversität dürften ebenfalls wichtige Themen sein. Die internationale Gemeinschaft erkennt zunehmend, dass Netto Null ohne die einzigartige Fähigkeit der Natur, Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern, nicht erreichbar ist

    Natur im Fokus

    Natur und Biodiversität dürften ebenfalls wichtige Themen sein. Die internationale Gemeinschaft erkennt zunehmend, dass Netto Null ohne die einzigartige Fähigkeit der Natur, Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern, nicht erreichbar ist.

    Laut dem Wissenschaftsmagazin Nature könnten Walderhaltung und Wiederaufforstung massgeblich dazu beitragen, die globale Erwärmung bis 2030 auf das Temperaturziel des Pariser Abkommens zu begrenzen.Trotz dieses Potenzials sind nach Angaben der UN „bei 45% der von 2019 bis 2022 gemachten Zusagen zum Naturschutz bislang kaum oder keine Anzeichen für eine Umsetzung erkennbar“.9 Auch in diesem Bereich könnte die Sunnylands-Erklärung für mehr Dynamik sorgen. Denn die USA und China haben sich erneut klar zu ihrer Zusage bekannt, den Verlust von Wäldern bis 2030 zu stoppen und umzukehren.10

    Neben zahlreichen hochrangigen Veranstaltungen – darunter einem Leader’s Event mit dem Titel „Protecting Nature for Climate, Lives and Livelihoods“ – wird Lombard Odier gemeinsam mit holistiQ Investment Partners 11 den re-NATURE Hub organisieren. Bei diesem zweitägigen Event werden weltweit führende Persönlichkeiten aus Finanzwelt, Wissenschaft und Politik zusammenkommen. Die Teilnehmenden werden untersuchen, inwieweit die Natur als Basis für ein neues Wirtschaftsmodell dienen kann, das sowohl regenerativ als auch sozial gerecht ist. Dabei werden alle weltweiten Ernährungs-, Energie-, Material- sowie Land- und Meeressysteme einbezogen.

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    Klimafinanzierungen gelten als unverzichtbar für das Erreichen der SDGs; dennoch ist ihr weltweites Gesamtvolumen nach wie vor zu gering

    Erste weltweite Bestandsaufnahme – nach der Hälfte des Weges

    Der Fokus auf soziale Gerechtigkeit wird auch ein zentrales Element der ersten „weltweiten Bestandsaufnahme“ sein. Die Teilnehmenden werden die Fortschritte beurteilen, die auf der ersten Hälfte des Weges vom Pariser Abkommen im Jahr 2015 bis zum Stichtag 2030 im Hinblick auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) erzielt wurden.

    Die 2015 beschlossenen SDGs beschreiben 17 Ziele zur Förderung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Gesundheit. Dazu zählen Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Sicherung des Lebensunterhalts der Menschen durch nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Klimafinanzierungen gelten als unverzichtbar für das Erreichen der SDGs; dennoch ist ihr weltweites Gesamtvolumen nach wie vor zu gering. Ein ganzer Tag des Gipfels ist dem Ziel gewidmet, die Menschen und ihren Lebensunterhalt ins Zentrum der Klimaschutz-Massnahmen zu stellen. Die Industrieländer werden nochmals an ihr Versprechen erinnert, den Entwicklungsländern jährlich mindestens USD 100 Mrd. für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel bereitzustellen.

    Die Emissionen steigen langsamer, und die THG-Emissionen dürften 2030 Prognosen zufolge erheblich niedriger sein als zur Zeit des Pariser Abkommens befürchtet

    Laut einem kürzlich veröffentlichten UN-Bericht verfehlen wir auch bei den Massnahmen zur Senkung der THG-Emissionen das vorgegebene Ziel. Wenn die aktuellen Massnahmen nicht verschärft werden, droht eine Erderwärmung um 2,9 °C – weit mehr als das im Pariser Abkommen vereinbarte Ziel von 1,5 °C bis 2 °C. Um das Ziel des Abkommens zu erreichen, müssten die THG laut dem Bericht auf einen Wert sinken, der 42% unter dem aktuell für 2030 prognostizierten Niveau liegt.12 Im Kampf gegen den Klimawandel und für die Erreichung der SDGs ist die Welt nach Angaben von UN-Generalsekretär Antonio Guterres „bedenklich weit vom Kurs abgekommen“.

    Doch wenn die Staats- und Regierungschefs nun eine Bestandsaufnahme der erzielten Fortschritte vornehmen, besteht auch Anlass zur Zuversicht. Die Emissionen steigen langsamer, und die THG-Emissionen dürften 2030 Prognosen zufolge erheblich niedriger sein als zur Zeit des Pariser Abkommens befürchtet.13  Sehr wichtig ist auch der positive Impuls, den die Leader aus Wirtschaft und Politik durch die Sunnylands-Erklärung erhalten. Denn die grössten Emissionsverursacher kommen bereits mit dem gemeinsamen Beschluss zu COP28, einen „Temperaturanstieg um 1,5 °C in Reichweite zu halten“.


     

    Global heat: Extreme autumn sets up 2023 to break records - BBC News
    ESSD - Indicators of Global Climate Change 2022: annual update of large-scale indicators of the state of the climate system and human influence (copernicus.org); Global greenhouse gas emissions at all-time high, study finds | Climate crisis | The Guardian
    Facts about Methane | UNEP - UN-Umweltprogramm
    Overview – Global Methane Tracker 2022 – Analysis - IEA
    Trade’s role in climate action in the spotlight at COP28 | UNCTAD
    COP28: MEPs want all countries to strengthen their climate commitments | News | Europäisches Parlament (europa.eu)
    Sunnylands Statement on Enhancing Cooperation to Address the Climate Crisis - US-Aussenministerium
    The economic costs of planting, preserving, and managing the world’s forests to mitigate climate change | Nature Communications
    Delivering on Glasgow: Halting and Reversing Forest Loss by 2030 (cop28.com)
    10 Sunnylands Statement on Enhancing Cooperation to Address the Climate Crisis - US-Aussenministerium
    11 holistiQ ist ein Handelsname der Lombard Odier Investment Managers Gruppe („LOIM“), keine rechtskräftige Partnerschaft oder sonstige selbstständige Rechtseinheit
    12 Emissions Gap Report 2023 | UNEP - UN Environment Programme
    13 Idem

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