The Intelligent Allocator: Die beruhigende Illusion des Market-Timings

Michael Strobaek - Global CIO Private Bank
Michael Strobaek
Global CIO Private Bank
Clément Dumur - Portfolio Manager
Clément Dumur
Portfolio Manager
The Intelligent Allocator: Die beruhigende Illusion des Market-Timings

Kernpunkte.

  • Die Märkte tendieren langfristig nach oben, und Korrekturen treten weniger häufig auf, als viele annehmen. Daher kann Abwarten beim Investieren seinen Preis haben.
  • Es kann psychologisch schwierig sein, Kaufgelegenheiten wahrzunehmen. Zudem preisen die Märkte bekannte Risiken in der Regel effizient ein. Dies erschwert es dem individuellen Anleger, einen Vorteil herauszuholen.
  • Versuche, eine Marktkorrektur zu meiden, können sich daher für die Rendite als kostspieliger erweisen als die Korrektur selbst.
  • Wir betrachten Disziplin, Diversifizierung und langfristige Ziele als verlässlichste Instrumente, um unvermeidliche Turbulenzen an den Märkten zu bewältigen.

Diese neue Serie kurzer Fachartikel widmet sich zentralen Anlegerfragen rund um den Einsatz von Kapital an den Finanzmärkten. Die Überlegungen sind auf eine langfristige Perspektive ausgerichtet und geben allgemeine Antworten auf schwierige Entscheidungsfragen der Anlegerinnen und Anleger. Unsere Analyse stützt sich auf historische Daten und langjährige Beobachtungen. Im Kern jedes Artikels steht die Frage: Welche Anlageentscheidung soll ich treffen?

Sollten Anlegerinnen und Anleger versuchen, den Markt zu timen? Wir analysieren statistische Daten und beurteilen die potenziellen Kosten des Abwartens.

In der ersten Ausgabe unserer Publikation „The Intelligent Allocator“ haben wir die Vor- und Nachteile einer Einmalanlage gegenüber einem Anlageplan abgewogen. Dabei handelt es sich um zwei disziplinierte Ansätze für den Einstieg in den Markt nach einem grösseren Liquiditätsereignis. Doch wie so oft beim Investieren führt eine Frage zur nächsten. In unseren Kundengesprächen kommt immer wieder die Frage auf, ob Anlegerinnen und Anleger auf eine attraktive Kaufgelegenheit warten oder Kapital einsetzen und investiert bleiben sollten. Die Idee, auf den „richtigen Moment“ oder ein „besseres Niveau“ zu warten, klingt verlockend. Sie sollte aber anhand historischer Daten und Erfahrungen überprüft werden.

In einer Zeit, in der zwei Drittel der Weltbevölkerung in den sozialen Medien aktiv sind, mangelt es nie an Markt- und geopolitischen News. Dieser Nachrichtenstrom kann für anhaltende Nervosität unter potenziellen oder bestehenden Anlegern sorgen.

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In Tat und Wahrheit sind die attraktivsten Kaufgelegenheiten fast immer die schwierigsten. Der erfahrene Marktanalyst Walter Deemer bringt dies in einem Buchtitel auf den Punkt: „When the Time Comes to Buy, You Won’t Want To“ – wenn die Zeit zum Kaufen gekommen ist, will man nicht. Wenn die Bedingungen für langfristige Gewinne am günstigsten sind, herrschen häufig Unsicherheit und Pessimismus. Dann ist es psychologisch schwierig, Zukäufe zu tätigen oder investiert zu bleiben, obwohl gerade diese Zeitpunkte langfristig am lohnendsten sind.

Die attraktivsten Kaufgelegenheiten sind fast immer die schwierigsten

Worauf warten Sie? Der Preis der Geduld

Betrachten wir ein einfaches Beispiel mit zwei Anlegern, die jährlich am 1. Januar bereit sind für Investitionen. Der eine wartet auf eine Korrektur von 10%, bevor er investiert, hält in der Zwischenzeit Liquidität und verdient den Zinssatz für dreimonatige US-Staatsanleihen. Der andere investiert sofort in den S&P 500, ohne den Markt timen zu wollen. Die beiden vergleichen ihre Ergebnisse am 31. Dezember. Seit 1990 hat die Strategie des „Wartens auf eine Korrektur“ im Durchschnitt 5,4% pro Jahr schlechter abgeschnitten als die Strategie „Jetzt investieren“. Erstere lag zudem in mehr als der Hälfte der Zeit zurück.

Warum diese Diskrepanz? Weil Cash nie eine Rally verzeichnet. Die Aktienmärkte hingegen tendieren langfristig nach oben, und Korrekturen treten weniger häufig auf, als viele denken. Seit 1990 hat der S&P 500 nur etwa jedes zweite Jahr eine Korrektur von mindestens 10% verzeichnet, und Bärenmärkte – Einbussen von 20% oder mehr – kamen nur jedes sechste Jahr vor. Wie in unserem früheren Artikel erwähnt, ist Disziplin entscheidend. Statt zu versuchen, den Markt zu timen, schlagen wir den Einstieg mittels Einmalanlage oder Anlageplan vor. Der Entscheid zwischen den beiden Varianten sollte sich auf das Bedürfnis des Anlegers nach kurzfristiger Risikominderung stützen, nicht auf eine Prognose zur Marktentwicklung.

Was es kostet, Offensichtliches einzupreisen und Unbekanntes zu fürchten

Die Logik hinter dem Versuch, eine mögliche Korrektur zu timen, beruht oft mehr auf Psychologie als auf Daten. Die Märkte neigen dazu, allgemein bekannte Risiken rasch einzupreisen. Wird ein Risiko – etwa eine mögliche Rezession oder eine erwartete Zinserhöhung – breit diskutiert, ist es mit grosser Wahrscheinlichkeit schon in den Kursen berücksichtigt. Der einzelne Anleger hat kaum eine Chance, dem Markt voraus zu sein. Tritt das Risiko dann ein, sind die Folgen oft weniger gravierend als befürchtet.

Die Geschichte zeigt: Volatilität auszuhalten, lohnt sich viel mehr, als zu versuchen, sie zu umgehen

Die eigentliche Gefahr liegt daher nicht im Risiko selbst, sondern in der Diskrepanz zwischen wahrgenommenem und tatsächlichem Risiko. Marktschocks treten in der Regel in zwei Formen auf:

  • Exogene Schocks – Kriege, Pandemien oder andere unvorhersehbare Störungen – lassen sich nicht präzise voraussagen. Sie gehören zu den „unbekannten Unbekannten“.
  • Endogene oder finanzmarktbedingte Schocks hängen mit überhöhten Bewertungen und strukturellen Ungleichgewichten, also Blasen, zusammen. Diese Risiken sind zwar leichter zu erkennen, aber trotzdem kaum zu timen. Der „Nifty Fifty“-Boom der 1960er- und 1970er-Jahre sowie die Dotcom-Blase, die im Jahr 2000 platzte, dauerten länger, als Skeptiker erwartet hatten. Versuche, sich davor zu schützen, gingen oft zulasten der kumulierten Renditen.

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Wir halten perfektes Timing daher lediglich für eine beruhigende Illusion. Die Idee, genau den Tiefpunkt zu erwischen oder jede Korrektur zu meiden, ist verlockend, aber kaum realistisch. Die Geschichte zeigt: Volatilität auszuhalten, lohnt sich viel mehr, als zu versuchen, sie zu umgehen. Nicht perfektes Timing, sondern Marktpartizipation ist für den langfristigen Vermögensaufbau entscheidend. Historisch betrachtet liegt der wesentliche Vorteil darin, investiert zu bleiben – mit passendem Risikoprofil und angemessener Vermögensallokation – und auf den Zinseszinseffekt zu setzen.

Kurzfristig scheinen die Märkte fast immer überzogen, und geopolitische Entwicklungen sorgen unter Anlegern regelmässig für Verunsicherung. Doch der Versuch, eine Korrektur zu meiden, kann für die Rendite kostspieliger sein als die Korrektur selbst. Deshalb betrachten wir weiterhin Disziplin, Diversifizierung und langfristige Ziele als verlässlichste Instrumente, um unvermeidliche Turbulenzen an den Märkten zu bewältigen. Kurz gesagt: Einsteigen oder Chancen verpassen.

CIO Office Viewpoint

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Wichtige Hinweise.

Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.

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