Gold: Wertvoll, volatil und einer von mehreren Zufluchtswerten

    Kiran Kowshik - Global FX Strategist
    Kiran Kowshik
    Global FX Strategist
    Dr. Luca Bindelli - Head of Investment Strategy
    Dr. Luca Bindelli
    Head of Investment Strategy
    Gold: Wertvoll, volatil und einer von mehreren Zufluchtswerten

    Kernpunkte.

    • Gold bleibt ein Zufluchtsort inmitten geopolitischer Unsicherheit und der Suche der Anleger nach Alternativen zum US-Dollar und zu US-Anlagen
    • Nach der starken Goldrally erwarten wir, dass das Edelmetall auf kurze Sicht in einer Spanne von USD 3’000 pro Unze bis USD 3’300 pro Unze konsolidiert
    • Unsere Analyse zeigt, dass frühe Gewinne von Zufluchtswerten wenige Monate nach einem ersten Rückgang des Aktienmarkts verblassen
    • Gold erwies sich in der Vergangenheit bei stark rückläufigen Aktienmärkten in Rezessionsphasen als Diversifizierungsfaktor. In ähnlichen Szenarien haben auch der Schweizer Franken und der japanische Yen als sichere Häfen gedient und spielen in Portfolios weiterhin eine wertvolle Rolle bei der Diversifizierung.

    Der Goldpreis ist 2025 um 20% gestiegen. Er ist auf ein neues Rekordhoch geklettert und hat den besten Jahresbeginn seit 2006 verzeichnet. Seit März 2024 hat der Goldpreis um 50% zugelegt. Die Rally wurde angetrieben von globaler wirtschaftlicher Unsicherheit und dem Streben nach Diversifizierung weg von US-Finanzanlagen. Wir betrachten alternative Zufluchtswerte und vergleichen die Wertentwicklungen in der Vergangenheit unter ähnlichen wirtschaftlichen Bedingungen.

    Von 2022 bis 2024 waren es vor allem geopolitische Spannungen und die Suche nach Alternativen zum US-Dollar, die zu einem positiven Narrativ für Gold beitrugen. In diesen drei Jahren kauften Notenbanken rund 1’000 Tonnen Gold pro Jahr, was einer Verdoppelung des Kauftempos im Vergleich zum vorherigen Jahrzehnt entsprach.

    In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 setzte sich dieser Trend fort. Dabei ist zu erwähnen, dass Warenimporteure Bestellungen vorzogen, um US-Zölle zu vermeiden, die ab April in Kraft traten. Dies erklärt, warum Gold nur einer von mehreren Rohstoffen – einschliesslich Kupfer und Silber – war, die bis zum 2. April so gut abschnitten. Seit den Zollankündigungen der Trump-Regierung am 2. April haben zwei Faktoren den Goldpreis weiter in die Höhe getrieben: Sorgen über eine mögliche US-Rezession und das Streben der Anleger nach Portfoliodiversifizierung. Hinzu kam, dass Anleger ihr Engagement im US-Dollar verringern wollten – dies angesichts einer breiteren Debatte über dessen Stabilität als Weltreservewährung und die Verlässlichkeit von US-Anlagen.

    Ein Preisanstieg von 17% in zwei Wochen und ein Rekordwert von USD 3’500 pro Unze am 22. April markierten den Höhepunkt der Goldrally. Zusätzlich zu Handels- und geopolitischen Unsicherheiten fielen in diesen Zeitraum Sorgen über Präsident Trumps öffentliche Angriffe auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed.

    Gold dürfte vorerst in einer Spanne konsolidieren

    Seither ist der Goldpreis zurückgegangen, und der US-Dollar hat sich gegenüber den wichtigsten Währungen stabilisiert. Gold dürfte sich kurzfristig in einer Preisspanne von USD 3’000 pro Unze bis USD 3’300 pro Unze einpendeln. Dies gilt, wenn wie von uns erwartet die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession gerät und die Trump-Regierung ihre Zölle und ihre Zins-Rhetorik weiter mässigt.

    Gold dürfte sich kurzfristig in einer Preisspanne von USD 3’000 pro Unze bis USD 3’300 pro Unze einpendeln, wenn wie von uns erwartet die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession gerät

    Gemäss einigen Kennzahlen hat die Anlegerstimmung extrem positive Niveaus erreicht. Die Situation ist vergleichbar mit dem Beginn der Pandemie im Jahr 2020, als eine globale Rezession drohte und die Notenbanken Instrumente der quantitativen Lockerung einsetzten. Die Nachfrage der Privatanleger nach Gold in Portfolios, die in Investitionen in Exchange Traded Funds (ETFs) zum Ausdruck kommt, hat stark zugenommen. Das Tempo der Zuflüsse in die grössten Gold-ETFs in den USA und Europa liegt gemessen an Zeiträumen von vier Wochen auf Niveaus, die zuletzt während des Covid-Schocks verzeichnet wurden. Ebenso stiegen im ersten Quartal 2025 die Bestände an Metallen wie Gold, Silber und Kupfer, die an der New York Commodity Exchange Inc. (COMEX) gehalten wurden, in Erwartung von US-Zöllen deutlich. Mittlerweile sind sie zurückgegangen. Die Importnachfrage in den ersten drei Monaten des Jahres unterstützte daher auch Gold und hilft, die jüngste Preiskonsolidierung zu erklären.

    Langfristige Diversifikationsgewinne bleiben bestehen

    Ungeachtet seiner Volatilität hat Gold in der Vergangenheit während starker Rückgänge des S&P 500 gut abgeschnitten. Laut einer kürzlich durchgeführten Studie hat das Edelmetall während elf der grossen Börseneinbrüche seit Mitte der 1980er-Jahre zugelegt. Aber Gold ist nicht der einzige Vermögenswert, der ein Polster bei fallenden Aktienkursen bietet. Auch der Schweizer Franken und der japanische Yen haben bei sinkenden Aktienmärkten gut abgeschnitten.

    Wir haben die Entwicklung von Gold, dem Schweizer Franken und dem japanischen Yen im Jahr nach Beginn einer Korrektur des S&P 500 von mindestens 10% untersucht. Dabei haben wir unterschieden zwischen Phasen, die von einer wirtschaftlichen Rezession begleitet wurden, sowie Phasen ohne Rezession. Unsere Stichprobe umfasst den Zeitraum seit 1973, da vorher die Wechselkurse nicht frei schwankten und der Wert von Gold im Rahmen des Bretton-Woods-Währungssystems stark gesteuert wurde.

    Historisch gesehen hatten die anfänglichen Gewinne von Zufluchtswerten mittelfristig keinen Bestand

    Historisch gesehen hatten die anfänglichen Gewinne von Zufluchtswerten mittelfristig keinen Bestand. Insgesamt liefert Gold in Zeiten wirtschaftlicher Rezession zunächst hohe Renditen, aber seine Gewinne verblassen wenige Monate nach Beginn einer Korrektur des S&P 500. Der japanische Yen und der Schweizer Franken haben in den drei Monaten nach Beginn eines Aktienmarktrückgangs durchschnittlich um etwa 5% oder 6% zugelegt. Eine „Trefferquote“ zeigt den Anteil der Ereignisse, bei denen ein Vermögenswert während sinkenden Aktienmärkten positiv abgeschnitten hat. Zum Vergleich führen wir auch die neueste Verkaufswelle auf, die am 19. Februar dieses Jahres einsetzte. Diese jüngste Phase deutet auf ein sehr ähnliches Verhalten traditioneller Zufluchtswerte hin; dies auch wenn die Zugewinne des Schweizer Frankens über dem Durchschnitt lagen und jene von Gold dem japanischen Yen darunter. Der Euro und das britische Pfund haben dieses Jahr ebenfalls zugelegt. Das deutet darauf hin, dass im Gegensatz zu früheren Phasen die Schwäche des US-Dollar weiter verbreitet war, was die Verluste für internationale Anleger in US-Aktien ohne Absicherung verschärfte.

    Wir erwarten weiterhin, dass die USA eine Rezession vermeiden werden. Unsere Haltung gegenüber Gold ist neutral und unser Ausblick für den Schweizer Franken und den japanischen Yen positiv. Zufluchtswerte spielen im Falle erneuter Volatilität an den Aktienmärkten eine wertvolle Rolle bei der Diversifizierung gegenüber Aktien. Sowohl der Schweizer Franken als auch der japanische Yen sind gegenüber dem US-Dollar in Richtung des fairen Werts gestiegen oder haben ihn sogar überschritten. Wir gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinsen auf null senkt. Des Weiteren können wir das Risiko von Negativzinsen oder von Devisenmarktinterventionen zur Unterstützung der Schweizer Exporte nicht ausschliessen. Dies ist insbesondere dann wahrscheinlich, wenn die USA Strafzölle auf Pharmazeutika erheben. Die jüngste Stärke des japanischen Yen deutet darauf hin, dass die Bank of Japan den Leitzins im weiteren Jahresverlauf unverändert lässt. Unsere Zwölfmonatsprognose für Zufluchtswerte ist daher abhängig von der Entwicklung der Handelsabkommen zwischen den USA und ihren wichtigsten Partnern sowie von der allgemeinen Risikostimmung an den Märkten.

    Mit Blick auf Aktienmarkteinbussen ohne Rezession deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Gewinne dieser Zufluchtswerte sowohl vom Umfang her als auch zeitlich begrenzter sind. Gold schneidet nach den ersten zwei Monaten einer Aktienkorrektur schlecht ab. Der Schweizer Franken entwickelt sich etwas besser, verliert dann aber ebenfalls an Wert. Im Gegensatz dazu schneidet der japanische Yen besser ab und kann seinen Wert bis zu sechs Monate nach Beginn eines US-Aktienmarktrückgangs halten. Hierbei müssen die Kosten der Absicherung berücksichtigt werden, da der Schweizer Franken und der japanische Yen Niedrigzinswährungen sind. Dies impliziert Carry-Kosten für das Halten von Short-Positionen im US-Dollar, wenn die US-Zinsen, wie aktuell, höher sind als in der Schweiz oder in Japan. Jeder Diversifizierungsvorteil muss daher sorgfältig gegen die Kosten für das Halten solcher Positionen abgewogen werden.

    Der japanische Yen kann seinen Wert bis zu sechs Monate nach Beginn eines US-Aktienmarktrückgangs halten

    Was tun?

    Wir erwarten, dass Gold in den kommenden Monaten im Bereich von USD 3’000 pro Unze und USD 3’300 pro Unze konsolidiert. Aus taktischer Sicht und angesichts der hohen Volatilität von Gold können Phasen mit niedrigeren Preisen die Chance bieten, Goldpositionen aufzustocken.

    Aus strategischer Sicht halten wir Gold weiterhin als Teil unserer strategischen Vermögensallokation in den Portfolios. Gold weist eine geringe Korrelation mit US-Aktien auf und hat, wie wir gezeigt haben, in Zeiten rückläufiger US-Aktienmärkte tendenziell gut abgeschnitten. Zugleich bleibt es, wie erwähnt und wie in den letzten Wochen deutlich wurde, ein recht volatiler Zufluchtswert. Auch erfordern die allgemeine Stimmung und die Mittelflüsse eine sorgfältige Analyse.

    Alternative sichere Häfen können eine bessere Performance bieten, wenn auf einen Aktienrückgang keine Rezession folgt. Dies gilt für den Schweizer Franken und mehr noch für den japanischen Yen, der auch durch eine gute Performance in einem rezessiven Umfeld hervorsticht. Doch angesichts der bereits beobachteten sehr starken Rally bei allen Zufluchtswerten scheint eine Umkehrbewegung wahrscheinlich. Dies gilt, wenn nach Handelsgesprächen die Zölle sinken und die internationalen Märkte zur Überzeugung gelangen, dass die Trump-Regierung nicht in die Unabhängigkeit der Fed eingreifen wird.

    CIO Office Viewpoint

    Gold: Wertvoll, volatil und einer von mehreren Zufluchtswerten

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    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.

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