Dollarmanagement in der Zollwelt Trumps

    Dr. Luca Bindelli - Head of Investment Strategy
    Dr. Luca Bindelli
    Head of Investment Strategy
    Kiran Kowshik - Global FX Strategist
    Kiran Kowshik
    Global FX Strategist
    Dollarmanagement in der Zollwelt Trumps

    Kernpunkte.

    • Der US-Dollar hat sich nach unerwartet hohen US-Zöllen rasch abgeschwächt. Die Märkte betrachten die Zölle als „stagflationär“ für die US-Wirtschaft und als weniger schädlich für den Rest der Welt
    • Im März gingen wir von einer positiven zu einer neutralen Einschätzung des US-Dollar gegenüber einem Korb von Industrieländerwährungen über. Das Aufwärtspotenzial des Dollar wird nun von seiner relativ hohen Bewertung gegenüber Fair-Value-Schätzungen und von potenziellen Kapitalabflüssen begrenzt
    • Die Welt bereitet sich auf Vergeltungsmassnahmen anderer Länder vor. Jede Verlangsamung der Weltkonjunktur wird die Eurozone, das Vereinigte Königreich sowie viele andere Handelsnationen treffen. Wir bleiben bei unserer neutralen Einschätzung des Dollar und bevorzugen Zufluchtswährungen wie den japanischen Yen und den Schweizer Franken
    • Wir rechnen mit einem langsameren US-Wachstum, halten aber eine Rezession weiterhin für unwahrscheinlich. Zudem erwarten wir eine Verbesserung des US-Handelsbilanzdefizits und möglicherweise des Leistungsbilanzdefizits.

    Der US-Dollar ist schwächer geworden, seit die Trump-Regierung am 2. April Zölle auf Importe ankündigte. Damit preisen die Märkte das Risiko ein, dass die US-Wirtschaft nachlassen und die Inflation steigen könnte. Im März gingen wir von einer positiven zu einer neutralen Einschätzung des US-Dollar gegenüber Industrieländerwährungen über, die vom DXY-Währungskorb repräsentiert werden. Stattdessen bevorzugen wir Zufluchtswährungen wie den Schweizer Franken und den japanischen Yen.

    Der Dollar hat seit dem 2. April weiter nachgegeben. Darin kommt zum Ausdruck, dass die US-Zölle wesentlich höher als erwartet ausfielen. Die Märkte sehen in den Zöllen ein Stagflationsrisiko für die US-Wirtschaft. Sie erwarten also stagnierendes Wachstum und steigende Inflation. Das impliziert auch, dass die US-Zölle als weniger schädlich für den Rest der Welt betrachtet werden. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Anlegerinnen und Anleger stark in US-Vermögenswerten investiert sind und sich veranlasst sehen könnten, sie zu verkaufen.

    Die Konsensschätzungen für das Wachstum in den USA sinken vorerst. Zu Beginn des Jahres 2025 signalisierten die Prognosen ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,2%. Vor dem 2. April wurden diese Prognosen auf 1,5% bis 2,0% gesenkt. Seit den Zollankündigungen wurden die BIP-Prognosen weiter reduziert. Einige Prognostiker halten sogar eine Rezession für möglich. Mit 1,2% ist unsere eigene revidierte Prognose für das Wachstum des US-BIP im Jahr 2025 höher als die Konsensprognose. Vor dem „Tag der Befreiung“ (auf Englisch Liberation Day) und am Jahresbeginn waren wir von Wachstumsraten von 1,8% bzw. 2,4% ausgegangen.

    Wir erwarten jedoch nicht, dass sich der Rest der Welt negativen Wachstumseffekten wird entziehen können – vor allem wenn die Handelspartner ihrerseits mit höheren Zöllen zurückschlagen. Das zeichnete sich Ende letzter Woche ab, als sich der US-Dollar zu erholen begann, während die globalen Märkte als Reaktion auf Chinas Gegenzölle fielen. In der Vergangenheit haben Abschwächungen der US-Konjunktur auf den Rest der Welt übergegriffen: Das globale Wachstum geriet dann unter Druck und der Dollar wertete gegenüber den meisten Währungen auf, mit Ausnahme von traditionellen Zufluchtswährungen wie dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken.

    Wir erwarten nicht, dass sich der Rest der Welt negativen Wachstumseffekten wird entziehen können – vor allem wenn die Handelspartner mit höheren Zöllen zurückschlagen

    Keine eindeutigen Anzeichen für einen schwächeren Dollar

    Eine anhaltende Dollarschwäche gegenüber wachstumssensitiven Währungen wie dem Euro, wie sie 2020 oder auch 2016–2017 zu beobachten war, setzt zweierlei voraus. Erstens einen „Push“-Faktor in Form einer schrumpfenden Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Ausland und zweitens einen „Pull“-Faktor in Form eines im Vergleich zu den USA kräftigen Wachstums im Ausland. Letzterer war oft von starken Konjunkturmassnahmen Chinas getrieben.

    Wir erwarten keinen dieser Faktoren. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) ihren Zinssatz bis Ende 2025 auf 3,75% statt auf 4% senken wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte am Ende ihres Zinssenkungszyklus 1,5% erreichen, die Schweizerische Nationalbank (SNB) 0%. Damit hätten hohe Zinsdifferenzen zugunsten des US-Dollar Bestand: 225 Basispunkte (Bp.) gegenüber dem Euro und unverändert 375 Bp. gegenüber dem Schweizer Franken.

    Die Käufe von US-Aktien durch Ausländerinnen und Ausländer weisen keine starke Korrelation mit dem Dollar auf

    Potenzielle Abflüsse aus US-Aktien?

    Drohen Kapitalabflüsse aus den USA? Eine Kapitalumschichtung von den USA in andere Regionen und in der Folge eine Dollarabwertung sind etwas wahrscheinlicher geworden. Die Käufe von US-Aktien durch Ausländerinnen und Ausländer weisen jedoch keine starke Korrelation mit dem Dollar auf. Für internationale Anlegerinnen und Anleger wäre es nur dann sinnvoll, als Reaktion auf den Zollkrieg US-Staatsanleihen zu verkaufen, wenn sie mit steigenden Renditen längerfristiger US-Anleihen und damit mit Wertverlusten zu rechnen hätten. Wir erwarten im Gegenteil, dass die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen noch etwas tiefer bis auf unter 4% fällt. Das dürfte dazu beitragen, dass die erwartete Wertentwicklung der Bestände an US-Staatsanleihen positiv bleibt. Daher erwarten wir vorerst nicht, dass die Kapitalflüsse im Anleihenbereich die Dollarschwäche verstärken.

    Wir glauben, dass die Risiken für unsere neutrale Einschätzung des USD-Index zweiseitig sind. Ein Abwärtsrisiko besteht darin, dass die Fed die Zinsen stärker senkt als die EZB und die Bank of England. Dies hätte sinkende kurzfristige Zinsdifferenzen zur Folge. In Verbindung mit starken Konjunkturmassnahmen in China würde das schliesslich den Dollar schwächen. Der EURUSD-Wechselkurs könnte dann in Richtung seines längerfristigen Fair Value von 1,15–1,20 steigen. Dagegen könnten ein schwächeres Wachstum ausserhalb der USA und stabilere Wachstumserwartungen für die USA – zum Beispiel dank eines stärkeren Arbeitsmarkts oder eines Abbaus der Handels- und Leistungsbilanzungleichgewichte – zu einer Erholung des Dollar führen. Der EURUSD-Wechselkurs könnte dann auf 1,06 zurückkehren und damit wieder in der Mitte seiner Zweijahresbandbreite von 1,02–1,12 liegen.

    Der japanische Yen und der Schweizer Franken sind unterbewertet und fungieren in unsicheren Zeiten als sichere Häfen

    Während unsere Einschätzung des EURUSD-Wechselkurses und des breiteren USD-Index neutraler ist, bevorzugen wir Zufluchtswährungen wie den Schweizer Franken und den japanischen Yen. Beide Währungen sind unterbewertet und fungieren in unsicheren Zeiten als sichere Häfen. Dies dürfte unseres Erachtens die Oberhand gegenüber länderspezifischen Faktoren wie der Haltung zur SNB und der Bank of Japan behalten. Unser aktueller USDJPY- und USDCHF-Wechselkurs von 144 bzw. 0,85 ist unseres Erachtens mit Abwärtsrisiken behaftet.

    CIO Office Viewpoint

    Dollarmanagement in der Zollwelt Trumps

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.

    Entdecken Sie mehr.

    Kontaktieren Sie uns.

    Bitte wählen Sie einen Wert aus.

    Bitte geben Sie Ihren Vornamen ein.

    Bitte geben Sie Ihren Nachnamen ein.

    Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.

    Bitte geben Sie eine gültige Rufnummer ein.

    Bitte wählen Sie einen Wert aus.

    Bitte wählen Sie einen Wert aus.

    Bitte geben Sie eine Nachricht ein.


    Etwas angehängt, Nachricht nicht gesendet.
    Lombard Odier Fleuron
    Sprechen wir.
    teilen.
    Newsletter.