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Pharmatitel stehen wegen Zöllen und Preisen unter Druck
Alexandra Ralli
Senior Equity Research Analyst, Gesundheitssektor
Simon Lutier
Equity Research Analyst, Gesundheitssektor
Kernpunkte.
Dass Pharmaprodukte dem Handelsabkommen zwischen der EU und den USA unterliegen, hat die Sorgen im Sektor etwas gelindert. Zugleich sind Pharmaprodukte von den jüngst angekündigten US-Zöllen in Höhe von 39% auf Importe aus der Schweiz ausgenommen. Wir erwarten ein separates Update zu den Zöllen auf Pharmazeutika
Das US-Gesundheitssystem steht vor politischen Reformen, die Änderungen in der Produktion, Regulierung und Preisgestaltung umfassen. Präsident Trump drängt grosse Pharmaunternehmen, die Preise zu senken, was den Sektor zusätzlich belastet
Globale Pharma-Large-Caps werden gegenüber ihrem historischen Durchschnitt mit einem Abschlag gehandelt. Die Anleger sind angesichts der regulatorischen und politischen Unsicherheit vorsichtig
Das Gesundheitswesen zählt zwar nicht zu unseren bevorzugten Anlagesektoren. Wir sehen aber Potenzial bei ausgewählten Pharma- oder Biotechnologieunternehmen mit solider Produktpipeline. Schweizer Pharmatitel könnten sich erholen, wenn auf Zollebene mehr Klarheit herrscht.
Grosse Pharmaunternehmen stehen unter Druck. Grund dafür sind die Zölle und eine Neugestaltung des Gesundheitssystems in den USA, ihrem grössten und profitabelsten Markt. Das Gesundheitswesen zählt nicht zu unseren bevorzugten Sektoren. Doch angesichts sehr niedriger Bewertungen und der gedämpften Stimmung sehen wir Chancen in ausgewählten Segmenten.
Für Pharmaunternehmen war das am 28. Juli zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA geschlossene Handelsabkommen ein positiver Impuls. Angesichts des davon betroffenen Handelsvolumens beseitigt das Abkommen einen Teil der Unsicherheit für den Sektor. Im Jahr 2024 beliefen sich die Exporte pharmazeutischer Produkte aus der EU in die USA auf insgesamt USD 127 Mrd. Dies entsprach 60% der gesamten US-Pharmaimporte. Der Zollsatz von 15% auf EU-Exporte in die USA ist geringer, als viele Anlegerinnen und Anleger befürchtet hatten. Nach Angaben der EU soll dieser Satz auch für zukünftige Zölle auf Pharmazeutika aus der EU gelten. Die von Präsident Trump am 31. Juli angekündigte Zollabgabe von 39%, die ab dem 7. August auf Schweizer Exporte in die USA angewandt wird, schliesst pharmazeutische Produkte aus. Die Situation bleibt somit unklar. Pharmazeutische Produkte machen wertmässig 38,5% der Schweizer Exporte aus.
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Dem Pharmasektor drohen weiterhin neue Zölle, die aufgrund von Section 232 des US-amerikanischen Trade Expansion Act erhoben werden könnten. Die Bestimmung erlaubt es dem US-Präsidenten, Importe einzuschränken, wenn sie als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft werden. Eine kürzlich vom Handelsministerium eingeleitete Untersuchung aufgrund des Trade Expansion Act soll klären, ob Pharmazeutika unter diese Definition fallen. Im Mai hatte Präsident Trump von einem Zoll von 25% auf Pharmaimporte gesprochen. Im Juli drohte er dann mit einem „sehr, sehr hohen Zollsatz“ von bis zu 200% innerhalb von 12 bis 18 Monaten. Eine Ankündigung wird in den kommenden Wochen erwartet. Unterdessen besteht weiterhin Unsicherheit darüber, wie einige bestehende Abgaben angewandt werden – zum Beispiel, ob die neuen EU-Zölle für Wirkstoffe, Fertigarzneimittel oder beides gelten.
Dem Pharmasektor drohen weiterhin neue Zölle, die aufgrund von Section 232 des US-amerikanischen Trade Expansion Act erhoben werden könnten
Es gilt zu beachten, dass Pharmaunternehmen umfangreiche Investitionspläne angekündigt haben, um die Produktion in die USA zu verlagern. Die verbleibende Uneinigkeit über Zollabgaben gründet auf einer ungünstigen Handelsbilanz und nicht auf fehlenden Massnahmen der Pharmaunternehmen.
Neugestaltung des US-Gesundheitssystems
Gemäss einem 1994 geschlossenen Abkommen führender Volkswirtschaften, darunter der USA und Chinas, waren Arzneimittel und ihre Inhaltsstoffe weitgehend von Zöllen befreit. Die European Federation of Pharmaceutical Industries hat erklärt, dass die Zölle nun die „Lieferketten stören sowie Investitionen in die Forschung und Entwicklung beeinträchtigen“ werden. Ausserdem würden sie „letztlich auf beiden Seiten des Atlantiks den Zugang von Patientinnen und Patienten zu Medikamenten erschweren“.
Pharmaunternehmen sind ferner mit weiterreichenden Unsicherheiten konfrontiert, die das Gewinnwachstum und die Bewertungen belasten könnten. Der US-Präsident hat die Absicht bekundet, das US-Modell der Gesundheitsversorgung zu reformieren. Denn den Ausgaben von 16,6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2022, verglichen mit durchschnittlich 9,2% für die OECD-Länder, stehen vergleichsweise schwache Ergebnisse gegenüber. Diese Situation scheint untragbar. Das deutet darauf hin, dass der Pharmaindustrie in den nächsten Jahren erhebliche Veränderungen in ihrem grössten und mit Abstand profitabelsten Markt bevorstehen.
Arzneimittel machen nicht die Hauptkosten im US-Gesundheitssystem aus. Auf verschreibungspflichtige Medikamente entfielen 2023 laut den Centers for Medicare & Medicaid Services lediglich 9% der US-Gesundheitsausgaben. Doch eine Reform des Systems ist hochkomplex. In der Zwischenzeit dürfte die Unsicherheit über diese wichtigen Themen und das Risiko für die Margen der Pharmaunternehmen die Aktienkurse weiter belasten.
Die neue US-Regierung versucht, das Gesundheitssystem des Landes grundlegend umzugestalten
Die neue US-Regierung versucht, das Gesundheitssystem des Landes grundlegend umzugestalten – in den Bereichen Produktion, Regulierung und Preisgestaltung. Ende Juli erhöhte Präsident Trump den Druck auf den Sektor: Er forderte 17 globale Pharmaunternehmen schriftlich auf, umgehend Massnahmen zur Senkung der Medikamentenpreise zu ergreifen. Für bestimmte Preissenkungen wurde eine Frist bis zum 29. September gesetzt, ebenso für die Einführung eines „Direct-to-Consumer“-Kanals. Dieser würde die sogenannten Pharmacy Benefit Managers (PBMs) umgehen – Vermittler, die für Krankenversicherer und Arbeitgeber die Leistungen für verschreibungspflichtige Arzneimittel verwalten. Hintergrund ist eine Executive Order vom Mai 2025. Darin wurde zugesagt, die US-Medikamentenpreise an die niedrigsten Preise anderer Industrieländer anzugleichen und den Direktvertrieb an Verbraucherinnen und Verbraucher zu ermöglichen.
Niedrigere Medikamentenpreise würden die Gewinnmargen der Arzneimittelhersteller schmälern. Zugleich könnte die Umgehung von PBMs sowohl für die Branche als auch für Patienten vorteilhaft sein. Das aktuelle US-Modell zeichnet sich durch viele Zwischenhändler zwischen Herstellern und Patienten aus, die einen grossen Teil der Gesundheitsausgaben ausmachen. Mehrere Pharmaunternehmen berichteten in ihren Telefonkonferenzen zu den jüngsten Quartalsergebnissen von einem konstruktiven Dialog mit der US-Regierung.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind potenzielle Störungen infolge von Veränderungen in der US-Aufsichtsbehörde FDA, die für die Prüfung und Zulassung neuer Medikamente zuständig ist. Hier droht der von der Trump-Regierung beschlossene Stellenabbau die Zulassungsverfahren für Arzneimittel zu verlangsamen. Die Zeit von der Patentbewilligung, die im Rahmen der Medikamententests beantragt wird, bis zur Markteinführung ist für Arzneimittelhersteller zentral. Denn jede Verzögerung kann die Marktexklusivität und dadurch das Umsatzpotenzial eines neuen Produkts verringern.
Arzneimittelunternehmen haben schnell auf die Veränderungen des Umfelds in den USA reagiert und unter anderem milliardenschwere Investitionen in den USA angekündigt. Doch diese Investitionen werden über mehrere Jahre verteilt fliessen. Ein Teil der Wirkstoffproduktion für Markenmedikamente wird zwar in die USA verlegt werden, doch mit Blick auf die Herstellung von Generika gibt es weiterhin Fragezeichen. Diese erfolgt zu grossen Teilen in China und Indien. Ohne Klarheit zu den Zöllen werden zahlreiche Hersteller von Generika versuchen, ihre Lieferketten noch resilienter zu machen. Eine Möglichkeit ist eine Diversifizierung der Zulieferer, was zu höheren Kosten führen könnte.
Arzneimittelunternehmen haben schnell auf die Veränderungen des Umfelds in den USA reagiert und unter anderem milliardenschwere Investitionen in den USA angekündigt
Wie werden sich die Zölle auf die Schweiz auswirken, die rund 40% ihrer Pharmaprodukte in die USA exportiert? Zwar sind Pharmazeutika von den jüngsten Drohungen ausgenommen, doch sollten die USA Strafzölle auf Produkte des Sektors verhängen, sehen wir Abwärtsrisiken. Wir hatten unsere Prognose des realen BIP-Wachstums in der Schweiz für 2025 von 0,7% auf 1,1% angehoben, um einem über Erwarten starken ersten Halbjahr Rechnung zu tragen. Doch die von Präsident Trump angekündigten Zölle von 39% und die damit verbundene Unsicherheit für den Handel zwischen den USA und der Schweiz veranlassen uns zu einer konservativeren Annahme von 0,9%. Je länger diese Zölle in Kraft bleiben, desto grösser sind die Risiken für die Schweizer Wirtschaft, bis sie sich an den Schock angepasst hat. Wir erwarten, dass die Schweiz die Handelsgespräche mit der US-Regierung intensiviert. Kann sie einen Zollsatz aushandeln, der näher bei 15% liegt, dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins bei 0% belassen können. Wenn jedoch der Zollsatz von 39% bestätigt wird oder sektorspezifische Zölle auf Pharmaexporte erhoben werden, steigt die Wahrscheinlichkeit von Negativzinsen der SNB.
Bewertungen mit Abschlag, ausgewählte Chancen
Die Bemühungen der Politik, die US-Gesundheitskosten zu senken, trüben die Anlegerstimmung gegenüber dem Sektor und den Gewinnausblick seiner Unternehmen. Solange nicht mehr Klarheit über die sektorspezifischen Zölle und allgemein über die US-Gesundheitsreform herrscht, dürften viele Anleger weiter abwarten. Angesichts dieser Unsicherheit zählt das Gesundheitswesen nicht zu unseren bevorzugten Sektoren.
Angesichts dieser Unsicherheit zählt das Gesundheitswesen nicht zu unseren bevorzugten Sektoren
Allerdings ist jetzt ein grosser Teil der Negativfaktoren in den Aktienkursen berücksichtigt. Globale Pharmaunternehmen mit hoher Marktkapitalisierung (Large Caps) sind aktuell mit rund dem 12,4-Fachen ihrer Gewinne bewertet, was einem Abschlag von 18% gegenüber ihrem zehnjährigen Durchschnitt entspricht. Wir sehen ausgewählte Chancen bei Zulieferern. Gleiches gilt für Pharma- und Biotechwerte mit soliden Produktpipelines, die das Gewinnwachstum unabhängig von der aktuellen Unsicherheit stärken können. Bei jeglichem Fortschritt, der die aktuelle Unsicherheit für den Schweizer Pharmasektor verringert oder beseitigt, könnte der Swiss Market Index (SMI) zudem wieder verlorenen Boden gutmachen. Der SMI ist im laufenden Jahr hinter den Indizes anderer Industrieländer zurückgeblieben.
CIO Office Viewpoint
Pharmatitel stehen wegen Zöllen und Preisen unter Druck
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.
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