Marktpsychologie: Der Weg zur Wiederherstellung des Vertrauens

    Michael Strobaek - Global CIO Private Bank
    Michael Strobaek
    Global CIO Private Bank
    Dr. Nannette Hechler-Fayd’herbe - Head of Investment Strategy, Sustainability and Research, CIO EMEA
    Dr. Nannette Hechler-Fayd’herbe
    Head of Investment Strategy, Sustainability and Research, CIO EMEA
    Marktpsychologie: Der Weg zur Wiederherstellung des Vertrauens

    Kernpunkte.

    • Die unvorhersehbare US-Zollpolitik hat einen starken Rückgang der Aktienmärkte und einen Anstieg der Risikoaversion in allen Anlageklassen ausgelöst
    • Wir sind der Ansicht, dass eine Erholung des Marktvertrauens sieben Schritte erfordert, darunter weniger Volatilität, um Käufer für niedrig bewertete Vermögenswerte zu gewinnen, und bessere Wirtschaftsdaten
    • Die Märkte werden auf Anzeichen einer längerfristigen Stabilisierung in Form von Handelsabkommen und Unterstützung durch Notenbanken oder Regierungen achten
    • Wir haben den Ausverkauf an den Märkten genutzt, um unsere Portfolios neu auszubalancieren und die strategischen Aktiengewichte in unseren Multi-Asset-Portfolios wiederherzustellen. Wir bleiben in festverzinslichen Wertpapieren übergewichtet und erwarten für die kommenden Wochen eine anhaltend hohe Volatilität.

    Der globale Handelsschock hat einen starken Rückgang der Aktienmärkte ausgelöst. Wie kann das Anlegervertrauen wiederhergestellt werden? Wir zeigen sieben Voraussetzungen auf, die Anleger verfolgen können, um das Vertrauen in Risikoanlagen wiederaufzubauen.

    Der weltweite Handelsschock und die damit verbundenen Unsicherheiten, welche von US-Präsident Donald Trump in Gang gesetzt wurden, haben zu einem starken Rückgang der Aktienmärkte geführt. Der VIX, welcher ein Mass für die Volatilität von US-Aktien ist, ist auf 45 Punkte gestiegen. Dies ist unterhalb des Niveaus, welches wir während der globalen Finanzkrise von 2008–2009 oder der Covid-Pandemie gesehen haben. Solche Marktkorrekturen sind trotzdem selten, und oftmals folgt direkt im Anschluss eine Erholung. Das könnte bedeuten, dass wir nun an einem wichtigen Punkt sind, um die Risikoallokationen in Portfolios wiederaufzubauen. Allerdings ist der Pfad zu einer nachhaltigen Aktienmarkterholung nicht linear, und es bedarf einer Reihe von Schritten, um das Anlegervertrauen wiederherzustellen.

    Wir haben den Ausverkauf an den Märkten genutzt, um unsere Portfolios neu auszubalancieren und unsere strategischen Aktiengewichte in Multi-Asset-Portfolios wiederherzustellen. Wir bleiben bei der Übergewichtung von festverzinslichen Wertpapieren. Wir glauben, dass unser Basisszenario eines langsameren Wachstums, aber keiner Rezession bei sinkenden Notenbankzinsen im Einklang mit dieser taktischen Positionierung ist. In Abhängigkeit davon, wie sich die Situation entwickelt, sind wir bereit, weitere Anpassungen vorzunehmen. Wir folgen dabei den nachstehenden Schritten.

    Der Pfad zu einer nachhaltigen Aktienmarkterholung ist nicht linear, und es bedarf einer Reihe von Schritten, um das Anlegervertrauen wiederherzustellen

    Schritt 1: Marktübergreifender Check

    In Stresssituationen achten die Finanzmärkte zunächst auf mögliche Unterschiede in der Interpretation von Ereignissen durch verschiedene Anlageklassen. Während beispielsweise die Aktienmärkte unmittelbar nach der Ankündigung der Zölle am 2. April stark nachgaben, weiteten sich die Renditeaufschläge für Hochzinsanleihen nicht so stark aus, was auf ein geringeres Stressniveau schliessen lässt. Auch die ersten Reaktionen von Anlagen, die üblicherweise als sicherer Hafen betrachtet werden, wie Gold und Schweizer Staatsanleihen, waren eher verhalten. Der US-Dollar schwächte sich ab, allerdings nicht so dramatisch wie die Aktienmärkte. Dies beruhigte die Anleger zunächst dahingehend, dass die Aktienmärkte möglicherweise überreagieren würden. Die Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China führte jedoch dazu, dass sich die Risikoaversion später auch auf andere Bereiche der Finanzmärkte ausbreitete: An den Devisenmärkten wertete der Dollar stark ab, an den Anleihenmärkten kam es zu einer weiteren Ausweitung der Kreditspreads für Hochzinsanleihen, und im Rohstoffsegment schnellte der Goldpreis trotz höherer US-Realrenditen und stabiler langfristiger US-Inflationserwartungen in die Höhe. Das Vertrauen hat also zu Recht gelitten. Der umgekehrte Weg ist notwendig, um das Vertrauen wiederherzustellen – mit einer Erholung in einer Anlageklasse, die dann auf andere Segmente übergreift.

    Schritt 2: Niedrig einkaufen

    Das Vertrauen in die Märkte wird in der Regel durch erste Versuche wiederhergestellt, dass niedrig bewertete Vermögenswerte wieder gekauft werden. Während sich die Aktienmärkte erholten, blieben andere Teile der Finanzmärkte volatil und verhinderten, dass sich dieses Muster durchsetzte. Es wäre ermutigend, wenn die Anleger vermehrt versuchen würden, auf diesen Niveaus zu kaufen. Dies würde dann auch andere Marktsegmente unterstützen.

    Schritt 3: US-Zollpause und Handelsabkommen

    Wenn die Märkte im Panikmodus sind, sind externe „Schutzschalter“ erforderlich. Dies können von den Notenbanken oder Regierungen betätigt werden. Da die Zollpolitik in den USA die Ursache des Problems ist, wirkte die 90-tägige Pause der Trump-Administration wie eine Unterbrechung, die zu einer ersten Erholung führte. Weitere Ankündigungen in dieser Richtung, einschliesslich vorübergehender Zollausnahmen für Elektronik und andere Sektoren für China, oder künftige Handelsabkommen mit anderen Handelspartnern dürften dazu beitragen, das Vertrauen nachhaltig wiederherzustellen.

    Je mehr „Schutzschalter“ betätigt werden, desto mehr Vertrauen kann an den Märkten wiederhergestellt werden

    Schritt 4: Politische Gegenmassnahmen der G7-Notenbanken und Chinas

    Die Ankündigung von US-Zöllen ist der Hauptgrund für den Ausverkauf der Märkte. Folglich sollten die Schutzschalter aus der US-Politik kommen. Aber auch andere Regionen können die Marktstimmung positiv beeinflussen. Die Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of Canada (BoC) in dieser Woche könnten angesichts des US-Handelsschocks für ihre Volkswirtschaften von Bedeutung sein. Es wird erwartet, dass die EZB die Zinssätze um 25 Basispunkte senkt, aber angesichts der Aufwertung des Euro könnte die EZB entschlossener handeln und eine Senkung um 50 Basispunkte vornehmen. In der Schweiz sind die negativen Benchmark-Sätze für den Schweizer Tagesgeldsatz (SARON) ein Anzeichen für dieses Risiko. Was die BoC betrifft, so ebnet die jüngste Schwäche des Arbeitsmarkts (mit einem Verlust von 33’000 Arbeitsplätzen im März gegenüber der Konsenserwartung eines Zuwachses von 20’000) ebenfalls den Weg für eine Zinssenkung. In den USA werden in dieser Woche zahlreiche Vertreter der US-Notenbank (Fed), darunter auch der Vorsitzende Jerome Powell, Reden halten. Wir können mit einer unterstützenden Rhetorik rechnen – mehr aber auch nicht. Die nächste Sitzung der Fed findet erst am 7. Mai statt. In China erwarten wir weitere staatliche Stimulusmassnahmen. Je mehr dieser Massnahmen wir in anderen Volkswirtschaften sehen, desto mehr Vertrauen wird auf den Märkten wieder aufgebaut werden.

    Schritt 5: Zuckerbrot und Peitsche für Verhandlungsteams

    Abgesehen von Schutzschaltern, die eine weitere Verschlechterung der Stimmung aufhalten, benötigen die Märkte eine Lösung für die eigentliche Ursache der Korrektur. Verhandlungen zwischen den USA und ihren Handelspartnern sind dabei natürlich von zentraler Bedeutung. Die Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkte werden die Politiker auch weiterhin dazu bewegen, Kompromisse zu finden. Niedrigere US-Staatsanleihenrenditen würden die USA ermutigen. Andere Handelspartner profitieren von einem stärkeren US-Dollar, der ihren Volkswirtschaften hilft, einen Teil der Auswirkungen der US-Universalzölle aufzufangen. Von einer besseren Entwicklung der Aktienmärkte werden alle Beteiligten profitieren. Jede schlechte Nachricht zu den Verhandlungen wird alle Parteien belasten.

    Der grösste Durchbruch wäre eine Deeskalation zwischen den USA und China

    Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Wochen erste Vereinbarungen bekannt gegeben werden, darunter möglicherweise auch ein Abkommen zwischen den USA und Japan. Handelsabkommen werden den Märkten helfen, sich wieder etwas zu erholen. Der grösste Durchbruch wäre jedoch eine Deeskalation zwischen den USA und China. Trumps Zollausnahme für Smartphones und Computer scheint ein erster Schritt zu sein, auch wenn sie später als vorübergehend bezeichnet wurde. Wir erwarten weitere versöhnliche Massnahmen. Die Wirtschaftsdaten aus China hatten bereits vor der Ankündigung der US-Zölle auf eine nachlassende Dynamik hingewiesen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des ersten Quartals dürfte bestätigen, dass die chinesische Wirtschaft an Schwung verliert und die Deflation anhält. China muss seinen Handelskonflikt mit den USA lösen. Je schneller die USA und China eine Lösung oder ein neues Handelsgleichgewicht finden, desto mehr Vertrauen und Vorhersehbarkeit werden auf die Finanzmärkte zurückkehren.

    Schritt 6: Makroökonomische Unterstützung

    Die makroökonomischen Daten werden im weiteren Prozess für eine anhaltende Verbesserung der Stimmung entscheidend sein. Bevor Donald Trump die neuen US-Zölle ankündigte, waren die Wirtschaftsdaten besser als erwartet. Der Arbeitsmarkt war stärker als antizipiert, und die Inflation war niedriger als prognostiziert. Diese Woche dürfte für März ein Anstieg der Einzelhandelsumsätze bekannt gegeben werden, da die Verbraucher die Auswirkungen der Zölle auf importierte Kraftfahrzeuge und Autoteile antizipierten. Die derzeitige Pause bei den Zöllen könnte Verbraucher und Hersteller dazu veranlassen, in den nächsten drei Monaten Ausgaben vorzuziehen. Positive wirtschaftliche Überraschungen würden die Märkte unterstützen, da sie die Wahrscheinlichkeit einer Rezession begrenzen.

    Positive wirtschaftliche Überraschungen würden die Märkte unterstützen, da sie die Wahrscheinlichkeit einer Rezession begrenzen

    Schritt 7: Unterstützung der USA im Inland in Form von Deregulierung und Steuersenkungen

    In den USA sind die Deregulierung und Steuersenkungen zusammen mit niedrigeren Ölpreisen potenziell positive Entwicklungen. Der Wohnungsbau könnte sich durch eine Erleichterung der Flächennutzungsvorschriften und der Fördermechanismen für Bauholz verbessern.

    Durch Marktausverkäufe navigieren

    Während die Märkte eine turbulente Phase durchlaufen, sind wir der Meinung, dass es am besten ist, in der strategischen Vermögensallokation mit einer langfristigen Perspektive verankert zu bleiben. Solange die Märkte keine Gewissheit in Bezug auf die US-Politik haben, wird die Volatilität bestehen bleiben. Von Anlegerinnen und Anlegern sind Diversifizierung und Flexibilität gefragt. Die oben beschriebenen Schritte können Anlegern helfen, die Turbulenzen zu überwachen. Die Volatilität wird wahrscheinlich über dem normalen Niveau bleiben. Wir gehen davon aus, dass die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen im Zuge der Erholung auf unter 4 % fallen werden. Die derzeitige Schwäche des US-Dollar halten wir für vorübergehend, und wir erwarten, dass die US-Währung gegenüber dem Euro aufwerten und in der frühere Handelsspanne von 1,02 bis 1,12 notieren wird. Wir sind der Meinung, dass die Anleger weiterhin an ihrer strategischen Aktiengewichtung festhalten und die Schwäche der Märkte nutzen sollten, um sich in Qualitätsaktien zu engagieren. Letztere sind jetzt in allen Regionen besser bewertet.

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    Marktpsychologie: Der Weg zur Wiederherstellung des Vertrauens

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.

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