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    Welche Rolle spielen Anlegerinnen und Anleger bei der Innovationsfinanzierung für den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft?

    Welche Rolle spielen Anlegerinnen und Anleger bei der Innovationsfinanzierung für den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft?
    Michael Urban - Chief Sustainability Strategist

    Michael Urban

    Chief Sustainability Strategist

    Wie kann die Finanzierung von Innovationen auf eine grössere soziale und ökologische Wirkung ausgerichtet werden?

    Unsere Wirtschaft gründet auf einem fehlerhaften, nicht nachhaltigen System. Sie ist unwirtschaftlich (Wasteful), ineffizient (Idle), ungleich (Lopsided) und verschmutzt (Dirty) – mit einem Wort: WILD. Niedrige Produktionskosten, bei denen die Kosten negativer Auswirkungen unberücksichtigt bleiben, haben ein lineares Modell der Wegwerfwirtschaft geschaffen. Dabei werden Rohstoffe zu Produkten verarbeitet, die oft nur für kurze Zeit und nur einmalig zum Einsatz kommen, bevor sie auf dem Müll landen.

    Mit dem Anstieg des Konsums nehmen auch die Umweltschäden zu. Schon jetzt haben wir einige der neun planetaren Grenzen verletzt, die nicht überschritten werden dürfen, wenn wir in einer stabilen Umwelt leben möchten. Was den Klimawandel anbelangt, so ist der CO2-Gehalt in der Atmosphäre heute höher als seit Millionen Jahren. Wenn wir keine entschlossenen Massnahmen zum Klimaschutz setzen, könnten wir uns auf dem direkten Weg zu einer Erderwärmung von fast drei Grad Celsius befinden. Das ist das Doppelte des Temperaturanstiegs, den wir verkraften können.

    Die Anpassung an diese Umweltveränderungen ist eine dringende Herausforderung für Menschen und Organisationen. Wir brauchen technologische Innovationen, um neue Lebens- und Arbeitsweisen zu entwickeln, die uns das Leben unter extremen Wetterbedingungen – wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen oder Waldbrände – ermöglichen

    Die Anpassung an diese Umweltveränderungen ist eine dringende Herausforderung für Menschen und Organisationen. Wir brauchen technologische Innovationen, um neue Lebens- und Arbeitsweisen zu entwickeln, die uns das Leben unter extremen Wetterbedingungen – wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen oder Waldbrände – ermöglichen. Hierzu bedarf es der Klimaanpassung. Wenn wir gegenwärtige und zukünftige Schäden minimieren und das Risiko sich verschärfender Klimakrisen verringern wollen, müssen wir den Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft vollziehen.

    Dass die Klimawende bereits voll im Gange ist, zeigt die Tatsache, dass wir uns von einer WILD- zu einer CLIC®-Wirtschaft entwickeln, die kreislauforientiert, effizient, integrativ und sauber (Circular, Lean, Inclusive, Clean) ist. In der CLIC®-Wirtschaft werden wir Dinge zunehmend teilen, recyceln und wiederverwenden, anstatt sie wegzuwerfen. Der Abfall wird sowohl bei der Produktion als auch beim Verbrauch auf ein Minimum reduziert. Gleichstellung und Inklusion werden das Spielfeld ebnen, damit wir die anstehenden Herausforderungen bewältigen können. Wir werden aufhören, gegen die Natur zu arbeiten, und uns stattdessen mit ihr verbünden, um uns ihre Kraft zur Kohlenstoffbindung und Selbstheilung zunutze zu machen.

     

    Bedeutung von Wechselwirkungen und Komplexität

    Bislang war der Klimawandel die treibende Kraft beim Übergang zu einer CLIC®-Wirtschaft. Mittlerweile rückt jedoch ein breiteres Spektrum von Umweltthemen und ihren Wechselwirkungen immer mehr in den Vordergrund. Nehmen wir nur unsere Lebensmittelproduktionssysteme. Wir haben inzwischen 50% aller bewohnbaren Flächen auf der Erde gerodet, um sie landwirtschaftlich zu nutzen. Die Abholzung hat die Fähigkeit unserer natürlichen Umwelt zur Kohlenstoffbindung verringert. Sie hat auch Folgen für den natürlichen Lebensraum unzähliger Arten, von denen viele inzwischen vom Aussterben bedroht sind. Die Felder werden gepflügt und bearbeitet, wodurch wiederum der in den Böden gebundene Kohlenstoff freigesetzt wird. Wir verwenden im Übermass auf fossilen Brennstoffen basierende Düngemittel, um Pflanzen als Futtermittel für Vieh anzubauen, das wieder Methan in die Atmosphäre freisetzt.

    All diese Wechselwirkungen gehen weit über unsere Illustration der Lebensmittelproduktion hinaus. Diese Wechselwirkungen sind komplex, für Anlegerinnen und Anleger jedoch von entscheidender Bedeutung. In den kommenden Jahren werden Risiken und Renditen an den Finanzmärkten hauptsächlich davon bestimmt werden, inwieweit die Anlegerinnen und Anleger diese Wechselwirkungen erkennen, verstehen und entsprechend auf sie reagieren. Entschlossen treiben heute mächtige Kräfte eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Umstellung unserer Wirtschaft voran – von WILD auf CLIC®; darunter sind Regierungen, Unternehmen und Konsumenten. Dadurch werden zahlreiche wirtschaftliche Aktivitäten ins Hintertreffen geraten, während andere aufstreben werden. 

    Vorangetrieben wird dieser Wandel durch die sich ändernde Verbrauchermentalität, denn die Käufer von Produkten und Dienstleistungen werden sich zusehends der Umweltauswirkungen ihrer Konsumausgaben bewusst. Momentan verzeichnen zum Beispiel kreislauforientierte Plattformen, auf denen etwa teure Produkte kurzfristig gemietet werden können oder Second-Hand-Käufer und -Verkäufer zueinanderfinden, ein starkes Wachstum. Nehmen wir zum Beispiel die Mode. Prognosen zufolge wird die Second-Hand-Branche bis 2025 elfmal so schnell wachsen wie die Bekleidungsindustrie insgesamt. Auf kurze Sicht wirken ausserdem die gestiegenen Waren- und Energiekosten als Treiber für diesen bereits etablierten Trend.

    Ein immer strengeres regulatorisches Umfeld zwingt Unternehmen, die noch abseitsstehen, zu Veränderungen, da Regierungen und politische Entscheidungsträger Massnahmen ergreifen, um die in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Für einige Unternehmen tun sich hier Chancen auf, etwa durch den RePowerEU-Plan der Kommission; er treibt nun Solar- und Windenergie, Wärmepumpen und Investitionen in Wasserstoff zügiger voran. Für andere Unternehmen hingegen steigen die Risiken, da strengere Vorschriften zu höheren Steuern oder Bussgeldern für umweltverschmutzende Produkte und Dienstleistungen führen.

    Wie alle wirtschaftlichen Revolutionen – etwa der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft und in der Folge zur digitalen Wirtschaft – wird die Nachhaltigkeitsrevolution von Innovation getragen

     

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    Innovation und die Rolle nachhaltiger Finanzierung

    Wie alle wirtschaftlichen Revolutionen – etwa der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft und in der Folge zur digitalen Wirtschaft – wird die Nachhaltigkeitsrevolution von Innovation getragen. Genau an diesem Punkt kommt den Anlegerinnen und Anlegern eine zentrale Bedeutung zu. In allen Sektoren bietet der Übergang zu einer CLIC®-Wirtschaft einzigartige Chancen, da Innovationen im Frühstadium florieren, während etablierte Unternehmen den Ausbau einer nachhaltigeren Infrastruktur in Angriff nehmen.

    Das Ausmass dieser Chance, die sich bis 2050 auf geschätzte USD 5 Bio. jährlich beziffert, hat in der Finanzbranche zu einem Paradigmenwechsel geführt.

    Nachhaltige Finanzierungen in verschiedensten Bereichen werden das Potenzial neuer Lösungen erschliessen und die Vorreiter dieses Wandels unter den etablierten Unternehmen voranbringen – von Biokraftstoffen bis hin zu alternativen Kunststoffen und von der Kohlenstoffabscheidung bis hin zu Recyclingstrukturen.

     

    Nachhaltige Anlagen: Unser Ansatz beruht auf Überzeugung

    Die Verwaltung von nachhaltig ausgerichteten Portfolios ist jedoch komplex. Die derzeitige Fokussierung der Branche auf kohlenstoffarme Unternehmen und einfache ESG-Kennzahlen (Umwelt, Soziales und Governance) ist unseres Erachtens nicht der richtige Ansatz. Denn gerade dort, wo die Emissionen am höchsten sind, werden künftig die meisten Investitionen benötigt. Um das Kapital möglichst effektiv zuzuteilen, reichen vereinfachende Bewertungen der aktuellen Emissionen eines Unternehmens nicht mehr aus.

    In Zusammenarbeit mit der Universität Oxford und mit Systemiq haben wir daher einen einzigartigen Ansatz für nachhaltige Finanzierung entwickelt. Die erste unserer drei Säulen ist unser Portfolio Alignment Framework, mit dem wir Anlegerinnen und Anlegern eine unkomplizierte Kennzahl bieten, die Auskunft über den Transformationspfad eines Unternehmens und sein Klimaengagement gibt. Damit lassen sich die Risiken im Portfolio neutralisieren. Die zweite Säule ist unsere Thematic Strategy; sie unterstützt uns, High-Conviction-Portfolios aufzubauen, die den radikalen Wandel der Energieproduktion, der Materialnutzung und des Naturkapital-Einsatzes nicht nur finanzieren, sondern auch renditeträchtig nutzen. Die dritte Säule ist unsere Impact Strategy, bei der wir nach Unternehmen suchen, die das ungenutzte Potenzial der Natur erschliessen und ihren Wert durch eine effizientere Form der Industrie erhalten. Das sind jene Unternehmen, die Vorreiter in ihren jeweiligen Branchen sind, und jene, die branchenübergreifend benötigte Nachhaltigkeitsinnovationen entwickeln.

    Für langfristige Renditen und Wohlstandssteigerung: Übergang von einer wertvernichtenden Wirtschaft, die unsere Natur zerstört - hin zu einer wertschöpfenden Wirtschaft, die Naturkraft zur Regeneration nutzt

     

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    Für unsere Strategie zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffbranche mit einem Volumen von USD 500 Millionen werden wir uns wie angekündigt mit Alliance To End Plastic Waste zusammentun. Diese Strategie treibt skalierbare Lösungen voran, um Kunststoffe aus der Umwelt zu entfernen und den Wandel hin zu einer kreislaufförmigen Wertschöpfungskette zu fördern. Der richtige Ansatz für eine Vertiefung der Thematik sind unserer Überzeugung nach gezielte Investitionen in Problembereiche und der Einsatz wissenschaftsbasierter Methoden. Somit maximieren wir sowohl die Rendite als auch die soziale und ökologische Wirkung. Unsere Food Systems-Strategie ist darauf ausgerichtet, vom Aufwärtstrend einer nachhaltigkeitsorientierten Transformation zu profitieren, und zwar sowohl vom Vertrieb wie auch vom Konsum von Nahrungsmitteln. Laut unseren Prognosen dürfte dieses Thema bis 2030 USD 1,5 Bio. an jährlichen Geschäftschancen generieren.

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    Mit dem Übergang zu einer CLIC®-Wirtschaft kommt es zu sektorübergreifenden Veränderungen hinsichtlich Risiko und Rendite. Zugleich können die Anlegerinnen und Anleger beobachten, dass die Wertentwicklung immer stärker mit einem grundlegenden Wandel unseres Wirtschaftsmodells korreliert. Wir sind davon überzeugt: Ausschlagend für langfristige Renditen und eine dauerhafte Wohlstandssteigerung wird der Übergang sein – von einer wertvernichtenden Wirtschaft, die unsere Böden, Wälder und Ozeane zerstört, hin zu einer wertschöpfenden Wirtschaft, mit der wir die Kraft der Natur zur Regeneration und Wiederherstellung nutzen.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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