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    „Nachhaltigkeit ist das Herz unsere Anlageansatzes“ – Jean-Pascal Porcherot, unser Managing Partner

    „Nachhaltigkeit ist das Herz unsere Anlageansatzes“ – Jean-Pascal Porcherot, unser Managing Partner

    Artikel erschienen am 13. Februar in Finanz und Wirtschaft

    Jean-Pascal Porcherot Der Managing Partner von Lombard Odier stellt sich auf ein volatiles Jahr ein, mit leichten Rezessionsphasen in den grossen Volkswirtschaften. 2024 sei dann ein Soft Landing der Wirtschaft möglich. Nach Assetklassen betrachtet setzt er auf Fixed-IncomeStrategien, favorisiert Investments in Sekundärmärkten und im Bereich Nachhaltigkeit. Bei Aktien sollten Anleger noch zuwarten, so sein Rat.

     

    Herr Porcherot, das übergeordnete Investmentthema der vorliegenden Beilage lautet „Comeback“. Ist es gut gewählt?

    Meiner Ansicht nach würde der Begriff Transition, also Übergang, viel besser passen.

     

    Das müssen Sie erklären.

    Die Finanzmärkte entwickeln sich im Moment in die richtige Richtung, aber sie haben ihre Hausaufgaben noch nicht ganz erledigt. Das laufende Jahr wird ein Übergangsjahr mit vier dominanten Treibern: der Inflation, der Öffnung Chinas, der Entwicklung bei den Energiepreisen und schliesslich den geopolitischen Ereignissen weltweit.

    Zu einer Übergangsphase gehören immer auch Unwägbarkeiten. Der Weg vor uns ist nicht schnurgerade, sondern er ist mit Hindernissen gepflastert

    Wie bewerten Sie demnach die jüngste Rally an den Märkten, die wir im Dezember und Anfang dieses Jahres gesehen haben?

    Zu einer Übergangsphase gehören immer auch Unwägbarkeiten. Der Weg vor uns ist nicht schnurgerade, sondern er ist mit Hindernissen gepflastert. Von daher sollten Anleger diese Rally mit Vorsicht betrachten. Heute scheint die Inflation unter Kontrolle zu sein, aber falls es zu Überraschungen kommt, werden sich Investoren wieder stärker damit befassen müssen. So ist zum Beispiel die Serviceinflation in den USA immer noch sehr hoch. Sie müsste zurückgehen, bevor von Normalität die Rede sein kann.

     

    Was ist denn normal?

    Gemäss unseren Ökonomen entspricht eine Inflationsrate von 2 bis 3% einer Normalisierung.

     

    Mit der Inflation müssen wir uns demnach in den nächsten Jahren abfinden?

    Die Zentralbanken waren da ziemlich klar. Sie mussten sich zwischen Wachstum und Inflationsbekämpfung entscheiden. Sie haben sich für den Kampf gegen die Inflation entschieden. Wir gehen davon aus, dass das Fed damit weitermacht und die Zinsen in Richtung 5% anhebt. Die EZB wird sich der 3%-Marke annähern. Beide Zentralbanken werden diese Level im Verlauf des Jahres beibehalten. Die Märkte gehen eher davon aus, dass die Zinsen weiter steigen und dann bis Ende des Jahres langsam nach unten angepasst werden. Das sehen wir anders.

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    Welche Szenarien leiten Sie daraus für 2023 und auch für 2024 ab?

    Wir erwarten zunächst ein schwieriges erstes Halbjahr 2023 mit leichten Rezessionsphasen in den grossen Volkswirtschaften wie den USA und Europa. Wenn das überstanden ist, dürfte 2024 mit Blick auf die Wirtschaft etwas freundlicher beginnen, und das Szenario eines Soft Landing ist wahrscheinlich.

     

    In Ihrem Investmentausblick von November 2022 erwarten Sie jedoch einen Bullenmarkt in der zweiten Jahreshälfte 2023. Wie passt das denn jetzt zusammen?

    Die Aktienmärkte nehmen immer viel von der wirtschaftlichen Erholung vorweg. Daher könnte es im zweiten Halbjahr tatsächlich einen attraktiven Einstiegsmoment geben, wenn man jetzt ein starkes 2024 für die Wirtschaft erwartet.

    Potenzial gibt es in den Emerging Markets, und zwar bei Aktien und im Fixed-Income-Bereich. Speziell für Engagements in China sehen wir einen guten Einstiegspunkt…

    Wo ganz genau sollten sich Anleger positionieren?

    Potenzial gibt es in den Emerging Markets, und zwar bei Aktien und im Fixed-Income-Bereich. Speziell für Engagements in China sehen wir einen guten Einstiegspunkt, da sich die Makrosituation verbessert, die Zinsen tief sind und die Bevölkerung nach den vielen Corona-Lockdowns über hohe Ersparnisse verfügt, was wiederum den regionalen Konsum befeuert. Auf Unternehmensebene sind die Bewertungen günstig und die Margen tief. Alles zusammen ergibt ein sehr attraktives Investitionsumfeld.

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    Was könnte schiefgehen?

    Die grössten Gefahren wären eine globale Rezession, eine harte Landung der Wirtschaft sowie geopolitische Risiken. Aber wie gesagt, wir erwarten eine milde Rezession in Europa und den USA.

     

    Welche anderen aufstrebenden Märkte bevorzugen Sie ausser China?

    Nach Regionen betrachtet sticht Indien heraus. Derzeit ist es in den globalen Indizes noch unterrepräsentiert. Mit Blick auf die Makrodaten und die Bewertungen gehört es aber auf die Beobachtungsliste.

     

    Wo sind Anleger besser positioniert, in Europa oder in den USA?

    Der US-Dollar sollte sich zum Euro weiter abwerten, da die EZB ihren Kampf gegen die Inflation intensivieren dürfte. Dann kommt es auf die Anlageklasse an. Bei Aktien setzen wir, wie gesagt, auf Substanz und Qualität, was bedeutet, dass wir europäische Titel bevorzugen. Bei den Krediten bevorzugen wir auf Euro lautende Anleihen, da hier die Ausfallrisiken derzeit geringer sind. Und schliesslich halten wir zehnjährige Staatsanleihen für besser als Bundesanleihen, um uns gegen ein Hard-Landing-Szenario abzusichern.

    Wenn Asset-Manager und Banken die Deglobalisierung ansprechen, dann raten sie Anlegern oft, sich entsprechend zu positionieren, um zu profitieren

    Welche geopolitischen Risiken erwarten Sie?

    Die Welt teilt sich in zwei grosse Blöcke, und die Risiken dieser Konstellation werden unvorhersehbarer. Vor einer Dekade noch sah die Demokratie als Regierungsform der Zukunft aus, die sich mehr und mehr durchsetzen würde. Doch das Gegenteil ist nun der Fall. Es findet zudem eine auffallende Deglobalisierung statt. Doch allein nach diesen Überlegungen sollte man ein Portfolio nicht ausrichten. Wenn Asset-Manager und Banken die Deglobalisierung ansprechen, dann raten sie Anlegern oft, sich entsprechend zu positionieren, um zu profitieren. Doch Deglobalisierung kann zum Beispiel bedeuten, eine Produktion aus Entwicklungsländern abzuziehen und sie ins eigene Land zu verlagern.

     

    Ist es ethisch, wenn sich Investoren und Unternehmen auf diese Weise aus wirtschaftlich schwachen Regionen zurückziehen?

    Ethisch ist vielleicht nicht das richtige Wort. Es gab eine sehr starke Globalisierung, jetzt haben wir eine Regionalisierung.

     

    Ist diese Entwicklung denn gesund oder nicht?

    Na ja, wenn man sich zum Beispiel den Energiesektor in Europa anschaut, ist doch durch die Regionalisierung etwas passiert. Schauen Sie sich an, in welchem Tempo in Spanien die Solarpanelindustrie gewachsen ist. Diese Länder werden dadurch unabhängiger von ihren bisherigen Energielieferanten. Die Energiekrise war für diese Entwicklung ein gesunder Katalysator, um es so zu formulieren.

     

    Alle reden von der Energiekrise. Hat es die überhaupt gegeben?

    Bislang konnte Europa die Energiekrise recht gut bewältigen, was auf vier Faktoren zurückzuführen ist: das warme Wetter, die Stromspeicherung, die Verbesserung der Infrastruktur und Einsparungen beim Verbrauch. Europa hat diesbezüglich rasch gehandelt, und vieles ging rasch vorwärts.

    Die Privatmärkte haben sich von Nice to Have zum Must Have entwickelt. Das liegt an ihren Diversifikationsvorteilen

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    Nun rasch weg von der Ethik. Wie sieht Ihre Positionierung in den Privatmärkten aus?

    Die Privatmärkte haben sich von Nice to Have zum Must Have entwickelt. Das liegt an ihren Diversifikationsvorteilen. In den USA werden heute schon 60% der Unternehmensgewinne von privat gehaltenen Gesellschaften erwirtschaftet, immer weniger sind kotiert. Hinzu kommt, dass ein Grossteil der Wertschöpfung in Unternehmen auf privaten Märkten und nicht auf öffentlichen Märkten stattfindet. Wir denken, dass der Sekundärmarkt für 2023 interessant ist. 2022 hat er substanzielle Gelder angezogen.

     

    Auch im Bereich Nachhaltigkeit?

    Privatmärkte spielen für alle innovativen Branchen, sei es Technologie, Gesundheit und auch in der Nachhaltigkeitsrevolution, im Moment eine wichtige Rolle. Dieses Momentum dürfte noch eine Weile andauern.

    Die Welt steht jetzt am Beginn einer Nachhaltigkeitsrevolution, die ausgezeichnete Anlagemöglichkeiten für unseren Kunden bringt

    Was genau verstehen Sie unter Nachhaltigkeitsrevolution?

    Die Welt steht jetzt am Beginn einer Nachhaltigkeitsrevolution, die ausgezeichnete Anlagemöglichkeiten für unseren Kunden bringt. Diese Revolution hat ein Ausmass angenommen, das wir seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben. Um diese Opportunitäten zu nutzen, gilt es, die Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftspraktiken zu identifizieren, die dem ökologischen Wandel weit voraus sind.

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    Das sagen andere auch. Wie sticht Lombard Odier auf diesem Gebiet heraus?

    Wir blicken auf eine lange Tradition im Bereich der Nachhaltigkeit zurück und haben unser Know-how über viele Jahre hinweg ausgebaut. Im Moment beschäftigen wir mehr als vierzig Mitarbeiter im Bereich Nachhaltigkeitsresearch und bauen unsere strategischen Partnerschaften, wie etwa mit der Universität Oxford, fortlaufend aus.

     

    Können Sie ein Investitionsbeispiel nennen?

    Wir konzentrieren uns auf drei wesentliche Systemveränderungen: Energie, Land und Ozeane sowie Materialien. Im Bereich Materialien haben wir zum Beispiel einen Private Equity Fund mit dem Schwerpunkt Plastikzirkularität aufgelegt. Er besteht aus Investitionen in Unternehmen, die beispielsweise an Biomaterialien arbeiten oder Systeme entwickeln, um Kunststoffe länger in der Wertschöpfungskette zu halten, beziehungsweise die sich auf Recycling- und Sortiertechnologien fokussieren.

    Was uns unterscheidet, und das sagen auch unsere Kunden, ist die Tatsache, dass Nachhaltigkeit eine zentrale Anlageüberzeugung ist…

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    Ist es vor allem dieses starke Commitment zur Nachhaltigkeit, das Sie von anderen Privatbanken unterscheidet?

    Was uns unterscheidet, und das sagen auch unsere Kunden, ist die Tatsache, dass Nachhaltigkeit eine zentrale Anlageüberzeugung ist, die von der obersten Führungsebene ausgeht, und dass wir weiter stark in unser Know-how investieren.

     

    Geht das Top-Management bei diesen Strategien denn auch mit seinem Privatvermögen mit?

    Nachhaltigkeit ist das Herz unseres Anlageansatzes, und unsere Partner sind überzeugt von den Strategien.

     

    Wie lautet Ihr Fazit nach einem Jahr als Managing Partner?

    Gerade in schwierigen Jahren können Organisationen, die gut aufgestellt sind und die über eine gesunde Unternehmenskultur verfügen, profitieren. Für mich persönlich war es ein spannendes Jahr, ich bin sehr stolz auf unserer Team. Mit Blick nach vorn werden wir uns auf die Themen Nachhaltigkeit und Privatmärkte fokussieren.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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