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    Private Equity, Investitionen in unsicheren Zeiten

    Private Equity, Investitionen in unsicheren Zeiten

    Interview veröffentlicht in Finanz und Wirtschaft, 6. July 2022

    Auch wenn nach der Finanzkrise von 2008 eine zehnjährige Aktienhausse einsetzte: Eigentlich waren es schlechte Zeiten für die Börsen. Die Zahl kotierter Unternehmen in den USA schrumpfte in den letzten zwei Dekaden um ungefähr einen Viertel. Gleichzeitig, sagt Jean-Pascal Porcherot, habe sich die Wertschöpfung von der Börse in den privat gehaltenen Bereich verlagert.

    Die mittlere Rendite von Private-Equity-Fonds habe von 2008 bis 2018 19,5% pro Jahr betragen, sagt er. Aus Sicht des neusten Managing Partner im obersten Lenkungsgremium der Privatbank Lombard Odier wird diese Entwicklung künftig für Investoren bedeutsam bleiben. Angesichts der Inflation, einer möglichen Abschwächung der Wirtschaft, kriegerischer und geopolitischer Auseinandersetzungen müssen sich Investoren absichern. Alternative Anlagen – dazu gehören Hedge Funds sowie verschiedene Spielarten von Private Assets – seien angesichts der Unsicherheit die richtige Wahl.

    Angesichts der Inflation, einer möglichen Abschwächung der Wirtschaft, kriegerischer und geopolitischer Auseinandersetzungen müssen sich Investoren absichern. Alternative Anlagen seien angesichts der Unsicherheit die richtige Wahl

    «Ja, die Entwicklung war ausgezeichnet», sagt er über die Private-Equity-Performance der letzten Jahre. «Aber wenn man all die Argumente berücksichtigt, die für die Assetklasse sprechen, bleibt sie attraktiv.» Schon in der Finanzkrise habe sich gezeigt, dass die Perf ormance stabiler und die Bewertungen dieser langfristigen Investments weniger crashanfällig waren als frei handelbare Aktien.

    Angesichts steigender Zinsen haben Anleger zumindest kotierte Private-Equity-Anbieter allerdings abgestraft. Partners Group (PGHN 873.80 +3.46%), Platzhirsch der Branche in der Schweiz, hat dieses Jahr mehr als 40% seines Börsenwerts verloren. Auch US-Konkurrenten Blackstone und KKR haben mehr verloren als der breite Markt.

     

    Grenzen verschwimmen

    Das eigentliche Geschäft scheint davon nur bedingt tangiert. Noch im April rechnete die Branche mit einer Fortsetzung des Wachstumstempos, so eine Studie von S&P Global. Es sei immer noch viel «dry powder», hiess es dort – obwohl 2021 eine rekordhohe Zahl von Privatmarkttransaktionen stattgefunden hat. Laut Porcherot sind die investierten Assets der Branche seit der Finanzkrise von 2 Bio. $ auf 10 Bio. gewachsen. Dieses Wachstum dürfte sich fortsetzen, so zumindest die Annahme der Branchenvertreter in der Studie, welche heuer ähnliche Bedingungen bei der Kapitalsuche erwarten wie noch 2021.

    Angesichts der vorherrschenden turbulenten Märkte haben Privatmarktanlagen den Vorteil, dass sie schon den Versuch vereiteln, den perfekten Zeitpunkt für den Einstieg zu erwischen. «Man kann nicht nur in einen Jahrgang investieren, man muss langfristig dabei sein», sagt der Franzose. «Zudem ist es wichtig, zu diversifizieren. Viele konzentrieren sich auf Private Equity, während wir den Kunden empfehlen, ihre Portfolios durch Investitionen in andere Private Assets wie Private Debt, Infrastruktur und Immobilien zu streuen. »

    Überhaupt werde die Grenze zwischen Privatmarktanlagen und öffentlich handelbaren Investments zunehmend verschwimmen. Diese Entwicklung wird davon getrieben, dass immer grössere Teile der Bewertungsexpansion vor einem möglichen IPO stattfinden. «Airbnb (ABNB 95.94 +4.96%) war als privates Unternehmen ein interessanteres Investment als jetzt, wo sie an der Börse sind», so Porcherot.

    Statt Private Equity als separate Anlagelasse anzuschauen, könnte etwa im Aktienbereich das Geld auf privat gehaltene und kotierte Aktien verteilt werden. «Ich bin gespannt darauf, wie die Leute das in zehn Jahren anschauen werden», sagt der Banker. Bislang sind Privatmarktanlagen üblicherweise «Alternative Investments» – die das Spezialgebiet des Privatbankiers sind.

     

    Innovation fördern

    Einwände bezüglich der Risiken von Private-Equity-Investitionen, namentlich am Ende einer Phase, in der dank expansiver Zentralbanken viel Geld vorhanden war, lässt er nur bedingt gelten. «Ja, es ist sehr viel Geld vorhanden», sagt er. «Es stimmt, dass die Bewertungen substanziell gestiegen sind. Vielleicht sogar zu stark in gewissen Sektoren – da würde ich nicht widersprechen. Umso wichtiger ist die fundamentale Analyse von Unternehmen mit einer langfristigen Perspektive und die Auswahl des richtigen Managers.»

    Im Unterschied zu Zeiten der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende sehe man heute aber Geschäftsmodelle, die tatsächlich funktionieren. Er ist auch der Meinung, dass hohe Bewertungen die Innovation fördern, indem sie jene Unternehmen begünstigen, die die etablierten Akteure zwingen, ihre Geschäftsmodelle zu hinterfragen. Zum Beispiel Tesla, dessen "Einfluss auf den Sektor der Elektrofahrzeuge in diesem Sinne sehr interessant ist", wie er sagt. Das gleiche Paradigma lässt sich in allen Sektoren und Branchen beobachten. Porcherot erklärt: "Ich habe 2009 in einen Solarpark investiert. Viele Leute sagten mir, dass das Geschäftsmodell nicht nachhaltig sei, weil es nur durch staatliche Subventionen unterstützt wurde. Wenn man ins Jahr 2022 vorspult, sind die Preise für Solarmodule aufgrund von Grössenvorteilen erheblich gesunken, was diese Geschäftsmodelle attraktiv macht".

    Ablenkungsfrei investieren

    Jean-Pascal Porcherot überzeugte in seinen 13 Jahren bei Lombard Odier vor allem mit seiner Kapitalmarktexpertise. Bis Anfang 2009 hatte der Franzose die klassische Karriere eines Investmentbankers verfolgt: Von JPMorgan in New York ging er zu Lazard in Paris und von dort zur Deutschen Bank in London.

    Bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM) war er entscheidend an der Entwicklung der alternativen Anlageplattform beteiligt, zu der auch das Private-Equity-Angebot gehört, und leitete 1798 Alternatives, das spezialisierte Hedgefondsgeschäft des Unternehmens.

    «Die kompromisslose Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden» ist ein Grund für die lange Geschichte von Lombard Odier, wie Porcherot im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» sagt. Als Beispiel für eine Ablenkung, mit der sich die Angestellten der Privatbank nicht herumschlagen müssen, nennt er den Aktienpreis. So knackten die Titel der Deutschen Bank während Porcherots Zeit dort einmal – im Frühling 2007 – während eines Handels tages die Grenze von 92 EUR. Als der studierte Ingenieur zwei Jahre später zur Schweizer Bank wechselte, standen die Titel noch bei gut 16 EUR.

    Die kompromisslose Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden ist ein Grund für die lange Geschichte von Lombard Odier

    Lombard Odier konnte ausserdem mit zwei wichtigen strategischen Entscheidungen punkten, die die Bank – unter anderem – getroffen hat, sagt der sportliche Naturliebhaber: Die Privatbank hat mit Investment Managers ein eigenes Vermögensverwaltungsgeschäft für institutionelle Kunden. Dies im Unterschied etwa zu Julius Bär (BAER 42.11 -1.13%), die ihr Asset Management verkauft hat. Zudem hat das Institut eine eigene IT-Plattform entwickelt, welche es auch an andere Banken lizenziert und stetig erneuert. Statt zahlender Kunde eines Drittanbieters zu sein, kann Lombard Odier so mit der IT sogar Ertrag erwirtschaften.

    Diese langfristige Herangehensweise habe ihn überzeugt, so Porcherot, der ab Anfang 2021 die Co-Leitung von LOIM innehatte und diese Funktion auch als Managing Partner weiter ausübt. «Ich komme aus dem Investmentbanking, wo man in Transaktionen und Deals denkt. Mich hat vor allem die Möglichkeit interessiert, etwas langfristig aufzubauen», sagt er. Für Lombard Odier zog er mit seiner fünfköpfigen Familie zuerst nach Genf, dann nach New York und wieder zurück in die Schweiz.

    Die Menschen werden immer älter. Die Welt wird immer komplexer. In diesem Umfeld brauchen die Kunden auch entsprechend komplexe Lösungen, die entsprechend schwierig umzusetzen sind

    Nun da er als Managing Partner selbst die langfristige Strategie des Instituts mit knapp 360 Mrd. Fr. Kundengeldern mitbestimmt, sieht Porcherot die Zukunft der Branche in der Schweiz positiv: «Die Menschen werden immer älter. Die Welt wird immer komplexer», sagt er. «In diesem Umfeld brauchen die Kunden auch entsprechend komplexe Lösungen, die entsprechend schwierig umzusetzen sind. Das bringt Banken wie Lombard Odier Vorteile dank ihrer relativen Grösse und ihren Ressourcen.»

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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