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    Wie die Renaturierung der Ozeane die Blue Economy fördert

    Wie die Renaturierung der Ozeane die Blue Economy fördert

    Vor der Isle of Arran an der stark zerklüfteten Westküste Schottlands zeigt ein 2008 lanciertes Projekt erste Erfolge: In einem Meeresabschnitt, dessen Fisch- und Muschelbestände durch die Fischerei mit Grundschleppnetzen und Dredgen stark zurückgegangen war, wird mit der Einrichtung eines Reservats die Wiederansiedlung von Jakobsmuscheln und anderen Arten gefördert.

    Die Schaffung einer Schutzzone, aus der keinerlei Meereslebewesen entfernt werden dürfen, ermöglicht den Rotalgen, sich zu regenerieren. Damit wird der Grundstein für eine breitere Erholung des lokalen marinen Ökosystems und so auch der Jakobsmuschelbestände gelegt.

    Das Experiment in Schottland zur Wiederbelebung der Meere trägt dazu bei, aquatische Lebensräume wiederherzustellen, die lange unter Überfischung und nicht nachhaltigem Fischereimanagement gelitten haben. Aber auch wirtschaftlich hat die Insel Arran von diesem Projekt profitiert: Die Erholung des Meereslebens hat dem Ökotourismus, der Tauchbranche und selbst der lokalen Fischerei einen Boom beschert.

    „Sobald sich der Mensch zurückzieht, nehmen Artenvielfalt und -reichtum zu, und die Gesundheit des Meeresbodens verbessert sich“, hielt Claudia Beamish, eine schottische Politikerin, vor dem schottischen Parlament im Dezember fest.1 „Davon profitieren auch die Fischer, die um die Sperrzone rechtmässig ihrer Arbeit nachgehen ... In unseren Meeren müssen wirtschaftliche und ökologische Erholung Hand in Hand gehen.“ 

    Willkommen in der neuen Welt der Blue Economy.

    Gemäss dem National Ocean Service, das beim US-Handelsministerium angesiedelt ist, entfallen mindestens 50 Prozent der weltweiten Sauerstoffproduktion auf die Ozeane.2 Prochlorokokken, winzige Meeresbakterien, produzieren sogar 20 Prozent des Sauerstoffs in unserer gesamten Biosphäre – und damit mehr als alle tropischen Regenwälder und Bodenflächen zusammen.

    Zudem sind sie eine unverzichtbare Nahrungsquelle und ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor: Rund 3,2 Milliarden Menschen decken knapp einen Fünftel ihres Eiweissbedarfs mit Fisch, und von mehr als 3 Milliarden Menschen hängt die Lebensgrundlage von der Biodiversität der Meere und der Küste ab.3

    Doch der industrielle Fischfang, die Offshore-Ölförderung und die Nutzung der Meere als weltweite Mülldeponie für Plastik und schädliche Chemikalien sorgen dafür, dass dieses fragile Ökosystem nun in seiner Existenz bedroht ist. Der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) zufolge ist der Anteil der biologisch nachhaltigen Fischbestände von 90 Prozent in den 1970er-Jahren auf unter 66 Prozent in den letzten Jahren zurückgegangen. Dieser dramatische Rückgang hält an und gefährdet damit die zukünftige Nahrungsmittelversorgung.4

    …das beim US-Handelsministerium angesiedelt ist, entfallen mindestens 50 Prozent der weltweiten Sauerstoffproduktion auf die Ozeane

    Dies alles ist die Folge einer unwirtschaftlichen, ineffizienten, ungleichen und verschmutzten WILD-Wirtschaftsform (Wasteful, Idle, Lopsided, Dirty), die Werte zerstört, indem sie die Nachhaltigkeit durch Umweltverschmutzung und die rasche Erschöpfung der natürlichen Ressourcen untergräbt.

    Projekte zur Renaturierung der Ozeane mit dem Ziel, eine Blue Economy mit nachhaltigen Meereslebensräumen als Grundlage für wirtschaftliches Wachstum zu fördern, bilden dabei eine wesentliche Komponente des Übergangs zu einer CLIC™-Wirtschaft. Einer Wirtschaft, die kreislauforientiert (Circular), effizient (Lean), integrativ (Inclusive) und sauber (Clean) ist und in deren Zentrum Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt stehen.

    Schalentiere könnten eine der Lösungen sein. Forschungen der Universität Stanford5 deuten darauf hin, dass Sand- und Miesmuscheln dazu beitragen, Flüsse, Bäche und Seen von potenziell schädlichen Substanzen aus Medikamenten, Körperpflegeprodukten und Herbiziden zu reinigen, die von den Kläranlagen nicht vollständig herausgefiltert werden können und deshalb in unsere Meere gelangen.

    Gemäss Studien der Universität Florida6 haben Schalentiere einen positiven Einfluss auf Küstengewässer. So haben Sandmuscheln die Fähigkeit, Wasser zu filtern und den darin enthaltenen Stickstoff aufzunehmen. Dadurch dringt mehr Sonnenlicht durch das Wasser, was für ein gesundes Wachstum der Seegräser essentiell ist. Gleichzeitig sind Sandmuscheln fähig, CO2 aus der Atmosphäre in ihrem Gewebe und ihrer Schale einlagern. 

    Projekte zur Renaturierung der Ozeane mit dem Ziel, eine Blue Economy mit nachhaltigen Meereslebensräumen als Grundlage für wirtschaftliches Wachstum zu fördern, bilden dabei eine wesentliche Komponente des Übergangs zu einer CLIC™

    Inzwischen sind zur Sperrzone vor Arran weitere hinzugekommen. 

    Dank eines Pilotprojekts für eine Fischereisperrzone (FSZ) in der Bucht von Gökova (Türkei) in der Ägäis stiegen die lokalen Fischbestände um das Zehnfache an und breiteten sich auch in den umliegenden Fischereigewässern aus. Innerhalb von nur fünf Jahren nach Errichtung der Schutzzone ist das Einkommen der lokalen Bevölkerung in der Bucht um 400 Prozent gestiegen.7

    Nach diesem Erfolg erklärte die türkische Regierung 2010 sechs Gebiete zur Sperrzone, um Brut- und Aufzuchtgebiete zu schützen. Damit schuf das Land das erste umfassende Netzwerk von gemeinschaftlich bewirtschafteten Meeresschutzgebieten.

     

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    FSZs sind ein wichtiger Aspekt der Blue Economy zur Förderung eines verantwortlichen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen. Doch auch sie brachten keine Rettung für die Seetangwälder vor der Küste Kaliforniens, die durch die starke Ausbreitung der lila Seeigel, die sich von Tang ernähren, zerstört worden waren.

    Überfischung und Umweltverschmutzung haben die natürlichen Feinde dieser Seeigel vernichtet, sodass sich diese massiv vermehren konnten. Die Folge sind Meereswüsten, die von Seeigeln bedeckt sind, die sich in einer Art Winterschlaf befinden, weil sie zu wenig Tang haben, von dem sie sich ernähren.

    Ohne Nahrung verlieren die Seeigel an Nährwert und sind damit für ihre verbleibenden natürlichen Feinde uninteressant. Dennoch können sie während Jahrzehnten überleben und eine unwirtliche Unterwasserwildnis schaffen, der auch mit FSZ nicht beizukommen ist. 

    Ohne Nahrung verlieren die Seeigel an Nährwert und sind damit für ihre verbleibenden natürlichen Feinde uninteressant. 

    Das norwegische Unternehmen Urchinomics begegnet dem Problem, indem es arbeitslose lokale Fischer dafür bezahlt, die Seeigel einzusammeln. Danach päppelt das Unternehmen die Seeigel an Land in Becken auf, um sie anschliessend an erstklassige Sushi-Restaurants zu verkaufen.

    Durch die Beseitigung der Seeigel erhalten die betroffenen Gebiete die Möglichkeit, zu ihrem ökologischen Gleichgewicht zurückzufinden. Und dies kann schnell gehen: Wurden Gebiete einmal von den Seeigeln befreit, wächst Bullentang innerhalb von drei Monaten wieder nach und bietet damit Lebensraum für Fische, Seehunde, Otter und andere Meereslebewesen.

    Durch die Beseitigung der Seeigel erhalten die betroffenen Gebiete die Möglichkeit, zu ihrem ökologischen Gleichgewicht zurückzufinden

    Dank der kalifornischen nicht gewinnorientierten Organisation Bay Foundation, die mit Urchinomics zusammenarbeitet, wächst auf bislang rund 220’000 Quadratmetern wieder Tangwald. Damit wurde ein natürlicher Lebensraum für mehr als 700 marine Tier- und Pflanzenarten geschaffen.

    Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heissen Stein, wenn man an die vielen Quadratkilometer Tangwald denkt, die über all die Jahrzehnte zerstört worden sind. Aber es zeigt klar, wie Wiederansiedlungen in den Meeren die Blue Economy positiv beeinflussen können.

    „Viele unserer aktuellen ökologischen Probleme weltweit sind darauf zurückzuführen, dass es kaum Anreize für eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen gibt“, hält Brian Tsuyoshi Takeda, Gründer und CEO von Urchinomics, im Unternehmensleitbild fest. „Werden die richtigen Anreize gesetzt und lassen die Menschen ihrem Innovationsgeist freien Lauf, können Umweltsanierung, soziale Entwicklung und Unternehmensgewinne Hand in Hand gehen.8

     

    1 https://www.parliament.scot/chamber-and-committees/what-was-said-and-official-reports/what-was-said-in-parliament/meeting-of-parliament-15-12-2020?meeting=13017&iob=117715
    2 https://oceanservice.noaa.gov/facts/ocean-oxygen.html#:~:text=Scientists%20estimate%20that%2050%2D80,smallest%20photosynthetic%20organism%20on%20Earth.
    3 https://www.un.org/sustainabledevelopment/oceans/
    4 The State of World Fisheries and Aquaculture 2020 (fao.org)
    5 https://news.stanford.edu/news/2014/august/clams-clean-water-081214.html
    6 https://shellfish.ifas.ufl.edu/environmental-benefits/#Filtration
    7 https://whitleyaward.org/winners/guardians-sea-securing-expanding-marine-reserves-along-turkish-coastline/
    https://www.urchinomics.com/our-ceo 

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