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    BB 2023: Billionen für eine klimaneutrale, naturverträgliche Wirtschaft mobilisieren

    BB 2023: Billionen für eine klimaneutrale, naturverträgliche Wirtschaft mobilisieren
    Building Bridges 2023 © Antoine Tardy

    Seit vielen Jahren liegt der Fokus der internationalen Bemühungen um eine nachhaltige Wirtschaft auf dem Klimawandel. Der Bedarf an Nahrungsmitteln und Rohstoffen hat zur starken Schädigung von Landschaften und einem massiven Biodiversitätsverlust geführt. Deshalb rückt zunehmend auch die Naturkrise ins Zentrum dieser Bemühungen. Die Wissenschaft zeigt immer mehr den Zusammenhang zwischen den beiden Krisen auf. Intakte, natürliche Landschaften fungieren als unverzichtbare Kohlenstoffsenken. Deshalb sind Naturschutz und Renaturierung zwei wesentliche Elemente im Kampf gegen die Herausforderungen des Klimawandels.

    Bei der internationalen Konferenz Building Bridges 2023 in Genf ging es um die Beschleunigung des Übergangs zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Die Fokussierung auf die Natur war dabei von Beginn an deutlich zu erkennen. Hubert Keller, Senior Managing Partner bei Lombard Odier, traf dort mit weltweit führenden Persönlichkeiten aus den Bereichen Finanzwesen, Industrie und Politik zusammen. Gemeinsam untersuchten sie, welche Rolle grosse Finanzakteure bei der Bewältigung „sowohl der Klima- als auch der Naturkrise“ spielen können.

    Mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsprodukts ist von der Natur und ihren Ökosystemleistungen abhängig

    Der Natur Geltung verschaffen

    Bei der Eröffnung der Konferenz erklärte Patrick Odier, Präsident von Building Bridges, dass es dringend nötig sei, den Fokus auf „technische Lösungen“ zu legen. Dabei sprach er auch über den Erfolg der Vorschriften für klimabezogene Offenlegungen im Finanzbereich. Diese halten Unternehmen dazu an, über die Risiken zu berichten, denen sie durch den Klimawandel ausgesetzt sind. Er hob hervor, dass nun die „schnellstmögliche Umsetzung“ neuer wegweisender Richtlinien für naturbezogene Offenlegungen im Finanzbereich nötig sei.

    Bei einer Podiumsveranstaltung mit dem Titel „Making Nature Count“ präsentierte Elizabeth Maruma Mrema, Co-Vorsitzende der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD), die neuen Richtlinien erstmals in Europa. Der geplante Rahmen, so Mrema, verpflichte Unternehmen, über die Risiken zu berichten, die vom Biodiversitätsverlust und der Zerstörung der Natur für ihr Geschäft ausgehen. Darüber hinaus müssten sie über die wirtschaftlichen Chancen Bericht erstatten, die aus Massnahmen zur Wiederherstellung geschädigter Landschaften resultieren könnten. Mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsprodukts ist von der Natur und ihren Ökosystemleistungen abhängig. Der neue Rahmen wird Transparenz für Anlegerinnen und Anleger sicherstellen. Sie können dadurch ihr Kapital so einsetzen, dass ihre Portfolios vor den Risiken geschützt sind, die von Naturverlusten ausgehen. Ferner beschleunigt dieser neue Rahmen den Wandel hin zu einer naturverträglichen Wirtschaft.

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    Moderatorin Eva Zabey, CEO von Business for Nature, erläuterte, dass die TNFD-Richtlinien eines von zwei Rahmenwerken seien, bei denen die Natur im Mittelpunkt steht. Nach ihren Worten hat das zu langsame Handeln der Weltgemeinschaft zwar zu „grosser Enttäuschung und Ungeduld“ geführt. Doch nun gewinne die Bereitschaft zu Veränderungen an Dynamik. „196 Staaten übernehmen den globalen Biodiversitätsrahmen [von Kunming-Montreal, 2022]. Er steckt die Marschroute in Richtung einer naturverträglichen Welt bis 2030 ab.“

    Wir müssen klarstellen, dass wir es mit der grössten wirtschaftlichen Transformation aller Zeiten zu tun haben. Es geht nicht nur um Energiesysteme. Es geht auch um neue Materialsysteme für die Wirtschaft

    Billionen mobilisieren

    Um diesen Übergang erfolgreich zu realisieren, sei enorm viel Kapital nötig, erklärte Hubert Keller, Senior Managing Partner von Lombard Odier. Bei einer Podiumsdiskussion zur Frage, warum die Welt nicht Billionen mobilisiere, sagte er: „Wir müssen klarstellen, dass wir es mit der grössten wirtschaftlichen Transformation aller Zeiten zu tun haben. Es geht nicht nur um Energiesysteme. Es geht auch um neue Materialsysteme für die Wirtschaft. Und es geht um die vollständige Transformation des Verhältnisses zwischen Wirtschaft und Natur.“

    90% der Technologien und anderen Lösungen, die wir für den Übergang bräuchten, gebe es bereits, so Keller. Deshalb müssten wir uns zwei wichtige Fragen stellen: „Fliesst genug Kapital an die richtigen Stellen? Und, falls nicht, was sollten wir tun, um diese Mittel freizusetzen?“

    In unseren Energiesystemen, fuhr Keller fort, fliesse das Kapital für den Übergang von fossilen Brennstoffen zu Strom aus erneuerbaren Quellen. „Im globalen Norden haben wir mit den Bausteinen für die Elektrifizierung Wendepunkte überschritten und bewegen uns auf die Masseneinführung zu. Im Jahr 2021 beliefen sich die Investitionsausgaben für die Elektrifizierung unserer Energiesysteme auf etwa USD 1 Bio.“ Dies, so Keller weiter, „setzt gegenwärtig einen neuen Investitionszyklus in Gang“. Doch er warnte, dass es auch eine schlechte Nachricht gebe. Und zwar fliesse in unsere Rohstoffsysteme oder in Investitionen zum Wohle der Natur nicht annähernd so viel Kapital. Dies sei im globalen Süden besonders auffällig.

    Avinash Persaud, Sonderbeauftragter des Inselstaats Barbados für Investitionen und Finanzdienstleistungen, verdeutlichte das Ausmass des Problems: „In die Entwicklungsländer müssten Jahr für Jahr USD 2,4 Bio. fliessen, denn wenn dort eine nachhaltige Wende ausbleibt, können wir unseren Planeten nicht erhalten. Wir fordern diese Länder auf, die Transformation schneller zu vollziehen, als es anderen Ländern der Welt jemals gelungen ist. Wir müssen in diese Länder investieren, um ihre Transformation zu unterstützen.“

    Agrarflächen vereinnahmen heute die Hälfte der bewohnbaren Landmasse unserer Erde. Der Wechsel zu einer regenerativen Landwirtschaft wird deshalb entscheidend sein, um geschädigte Landschaften wieder in gesunde Ökosysteme zu verwandeln

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    Ernährungssysteme zukunftssicher machen

    Die Ernährungssysteme, so war bei der Konferenz zu hören, gefährden die Natur möglicherweise am stärksten. Sie sind verantwortlich für 90% der Entwaldung und 25% des gesamten Biodiversitätsverlusts. Agrarflächen vereinnahmen heute die Hälfte der bewohnbaren Landmasse unserer Erde. Der Wechsel zu einer regenerativen Landwirtschaft wird deshalb entscheidend sein, um geschädigte Landschaften wieder in gesunde Ökosysteme zu verwandeln.

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    In seinem Vortrag zum Thema „Kosten des Übergangs und Wirtschaftsmodelle für die regenerative Landwirtschaft“ äusserte Matthew Watkins, Senior Sustainability Analyst bei Lombard Odier, warnende Worte. So würden unsere Ernährungssysteme zwar den Klimawandel anheizen, doch der Klimawandel werde seinerseits auch „massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft“ haben. Anlegerinnen und Anlegern, so Watkins, eröffne die Umstellung auf eine regenerative Landwirtschaft neue Chancen, etwa bei Herstellern von Landmaschinen. Denn für eine regenerative Landwirtschaft sei ein vielfältigeres Spektrum von Maschinen notwendig. Auch die Saatgutproduktion werde Chancen bieten, vor allem bei verändertem Saatgut, das resistent gegen Pestizide ist. Gleiches gelte für biologische Lösungen zur Schädlingsbekämpfung wie beispielsweise natürliche Pheromone, die Schädlinge von Kulturpflanzen weglocken. Sie könnten helfen, den Einsatz synthetisch-chemischer Pestizide zu reduzieren.

    Yann Vuillerod, Global Sustainable Sourcing Leader bei Nestlé, wies nachdrücklich darauf hin, wie wichtig es sei, unsere Einstellung gegenüber Lebensmitteln zu ändern. „ Wie bewerten Sie die Bedeutung von Lebensmitteln für Ihre Gesundheit?“, fragte er. „Welchen Stellenwert geben Sie der Qualität gegenüber der Quantität?“ Grosse Nahrungsmittelproduzenten haben eine Verantwortung, den Übergang zu Ernährungsweisen zu beschleunigen, die für die Menschen und den Planeten besser sind. Doch die Verbraucherinnen und Verbraucher müssten ebenfalls Teil der Lösung sein, sagte er: „Jeder spielt dabei eine Rolle. Der Gedanke dahinter ist, eine kritische Mehrheit für den Übergang zu erreichen. Denn wir müssen unsere Ernährungssysteme zukunftssicher gestalten.“

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    Investitionen in die Natur

    Matthew Watkins betonte ausserdem, dass die regenerative Landwirtschaft neue Möglichkeiten für Investitionen in die Natur schaffen könne. „Wir stellen zunehmend fest, dass die Natur eine unterschätzte Anlageklasse ist. Der Markt erkennt aktuell noch nicht das Potenzial von direkten Investitionen in die Natur, die von den Vorzügen von Ökosystemleistungen profitieren.“

    Der Markt erkennt aktuell noch nicht das Potenzial von direkten Investitionen in die Natur, die von den Vorzügen von Ökosystemleistungen profitieren

    Wir bei Lombard Odier halten die Natur für die aktuell am stärksten unterbewertete Anlageklasse der Welt. Die regenerative Landwirtschaft wird eine bedeutende Rolle als Motor für die grösste Neubewertung des nächsten Jahrhunderts spielen. Regenerative Rohstoffe – die im Einklang mit der Natur produziert werden – werden bei allen gefragt sein, die ihren ökologischen Fussabdruck entschlossen minimieren wollen. Wenn geschädigtes Ackerland auf eine regenerative Landwirtschaft umgestellt wird, wird die Biodiversität zurückkehren. Zugleich werden die Böden wieder nährstoffreicher, und wiederhergestellte Ökosysteme können ihre Funktion als Kohlenstoffsenken wieder erfüllen. Die Grundstückswerte werden steigen und CO2- sowie andere naturbasierte Gutschriften zunehmen. Zudem werden sich unzählige weitere naturbasierte Anlagemöglichkeiten ergeben, weil der Markt die Natur immer stärker als eigene Anlageklasse anerkennt.

    Bis heute ging es bei der Nachhaltigkeitswende überwiegend um die Transformation unserer Energiesysteme. Doch unsere Natur- und Materialsysteme holen zügig auf, und das Erreichen grundlegender Wendepunkte verspricht die Anlagelandschaft zu revolutionieren. Für Anlegerinnen und Anleger stellt dies, wie Hubert Keller es ausgedrückt hat, „die grösste wirtschaftliche Transformation aller Zeiten“ dar.

    Wichtige Hinweise.

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