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    Wie wir unsere Privatkunden bei der Marktvolatilität unterstützen - ein Interview mit Frédéric Rochat, unserem Managing Partner

    Wie wir unsere Privatkunden bei der Marktvolatilität und dem Weg zu Netto Null unterstützen - ein Interview mit Frédéric Rochat, unserem Managing Partner

    Interview veröffentlicht in NZZ, 8. September 2023

     

    HerrRochat,hinterunsliegenschwierige Jahre. Was beschäftigt Ihre Kunden derzeit am meisten?

    Die Investoren sehen die Welt am Scheideweg. Wir müssen hierfür nicht 2 oder 10, sondern fast 40 Jahre zurück- blicken: Wir haben nach dem Fall der Berliner Mauer Jahrzehnte beinahe uneingeschränkter Globalisierung erlebt. Die Kosten von Vorleistungen sind stark gesunken, gleichzeitig wurden die Zentralbanken unabhängiger. Beides hat die Inflation nach unten gedrückt, was wiederum zu mehr Wirtschaftswachstum und starken Wertsteigerungen bei zahlreichen finanziellen Anlagen führte. Doch nach 40 Jahren endet dieser Zyklus. An die Stelle der Globalisierung sind Regionalisierung und Nearshoring getreten. Diese Reorganisation der Wertschöpfungsketten hat uns, zusammen mit den grossen Hilfsprogrammen von Staaten und Zentralbanken während der Corona- Pandemie, in ein neues Zeitalter der Inflation und der höheren Zinsen geführt. Viele Investoren fragen sich noch immer, welche langfristigen Konsequenzen das mit sich bringt.

    Unsere Kunden suchen Sicherheit und eine Bank, die sie dabei unterstützt, einen Weg durch die Komplikationen zu bahnen

    Das Szenario klingt in der Tat nicht erfreulich.

    Pessimismus ist nicht angezeigt. Die Regierungen und die Zentralbanken nehmen den Kampf gegen die hohe Inflation ernst. Es dürfte ein wenig länger dauern, bis die Zentralbanken die Inflation dauerhaft auf ein normales Niveau herunterbringen, als die Investoren ursprünglich antizipierten. In der Konsequenz dürften die Zinsen etwas länger erhöht bleiben. Aber das heisst nicht, dass es keine neuen Opportunitäten gäbe. Anleihen werden als Anlageklasse wieder interessanter.

     

    WaserwartenKundenindieserSituation von einer Bank wie Lombard Odier? Auch sie kann den weiteren Zinsverlauf nicht exakt prognostizieren.

    Unsere Kunden suchen Sicherheit und eine Bank, die sie dabei unterstützt, einen Weg durch die Komplikationen zu bahnen. Wir betreiben keinen Eigenhandel, sondern stehen als Investmentfirma unseren Kunden zur Seite. Viele unserer Kunden sind Unternehmerinnen und Unternehmer und haben starke Überzeugungen. Sie gelangen zu uns, weil sie diese Überzeugungen mit ihrem Anlageportfolio verknüpfen wollen.

     

    Ist das denn profitabel – investieren aus Überzeugung?

    Die Performance ihrer Investitionen ist ihnen durchaus wichtig. Doch hinter jedem Unternehmer steckt typischerweise eine Familie. Ihr tiefster Wunsch ist es daher oftmals, die Nachfolgeplanung richtig zu organisieren. Das ist nicht einfach, wenn die Kinder in unterschiedlichen Ländern leben und studieren. Sie möchten daher eine Bank, die an der Seite ihrer Familie bleibt, wenn sie einmal nicht mehr da sind. Erfolg heisst für uns, wenn eine Unternehmerin uns einlädt, ihre Kinder kennenzulernen.

     

    Bankberater müssen also technische und soziale Fähigkeiten haben, die Finanzmärkte erklären können, aber auch Familienpsychologie verstehen?

    Genau. Wir möchten unseren Kunden das Beste an technischer Expertise bringen, ihnen aber auch genau zuhören, was ihr innerster Antrieb ist – welche Ziele sie erreichen wollen.

     

    Das sind sehr unterschiedliche Anforderungen. Wie bringt man diese effektiv zusammen?

    Wir organisieren uns als Team. Die Tage, als ein einzelner Banker alles für seine Kunden erledigte, sind vorbei. Weiterhin verantwortet zwar eine Beraterin die Führung in einer Kundenbeziehung, dazu gesellen sich aber fallweise Vermögensplaner und dedizierte Portfoliomanager. Ein Partner von Lombard Odier beaufsichtigt die Kundenbeziehung in der Regel.

    Wir möchten unseren Kunden das Beste an technischer Expertise bringen, ihnen aber auch genau zuhören, was ihr innerster Antrieb ist – welche Ziele sie erreichen wollen

    Früher war der Kundenberater Experte für alles: War es für Berater alter Schule schwierig, sich in diesen Teams zurechtzufinden?

    Es sollte nicht vorkommen, dass Bankiers ihre eigenen Interessen mit denjenigen des Kunden verwechseln. Gute Bankiers möchten das Beste, was ihre Bank zu bieten hat, an den Kunden bringen. Auf diese Personen setzen wir.

     

    Privatbanker verkehren tagtäglich in sehr exklusiven Kreisen. Das kann manchen den Kopf verdrehen. Wie verkehrt man mit seinen Kunden auf Augenhöhe, ohne zu vergessen, dass man nicht «dazugehört», sondern ein Dienstleister ist?

    In der Vergangenheit gab es womöglich Banker, die einen Mangel an Expertise durch Freundschaft kompensieren wollten. Das ist nicht unser Ansatz. Wir ver suchten nie, uns unseren Kunden anzugleichen – sie treffen die Entscheidungen. Es geht darum, zu verstehen, was sie erreichen möchten, und dann die richtige Expertise an den Tisch zu bringen. Hier können Privatbanken im 21. Jahrhundert den Unterschied machen.

    Gute Bankiers möchten das Beste, was ihre Bank zu bieten hat, ihren Kunden anbieten können

    Ihre Unternehmerkunden entwickeln in ihrem Geschäft eine langfristige Perspektive, sind aber wie alle Menschen anfällig für «Fear of Missing Out»: Anleger haben Angst, das Beste zu verpassen. Wie schwierig ist es, Kunden davon abzubringen, im Panikmodus falsche Entscheidungen zu treffen?

    Diese Angst entsteht, wenn der langfristige Investitionshorizont und der Aufbau des Portfolios zu Beginn nicht breit genug diskutiert worden sind. Wir lassen uns in jeder Kundenbeziehung viel Zeit dafür, denn es bestimmt auf lange Sicht 80 Prozent der Performance eines Portfolios. Ich spreche hierbei nicht von der genauen Aufteilung in Aktien und festverzinsliche Anlagen. Bei Unternehmern gilt es zu verstehen, wo sich die Hauptquellen des Vermögens tatsächlich befinden. Wie viel steckt im eigenen Unternehmen? Welche Immobilien besitzen sie, wie setzen sich die Pensionsvermögen zusammen? Anschliessend setzen wir wirtschaftliche Szenarien auf und testen diese. Manchmal braucht es eine Reihe von Sitzungen, um diese langfristige Anlagestrategie zu definieren.

    Es geht darum, zu verstehen, was unsere Kunden erreichen möchten, und dann die richtige Expertise an den Tisch zu bringen. Hier können Privatbanken im 21. Jahrhundert den Unterschied machen

    Um auf ein konkretes Beispiel zu kommen: Als Russland 2022 in die Ukraine einmarschierte, legten Aktien von Kohleoder Waffenproduzenten, die in vielen ESG-Portfolios nicht enthalten sind, zu. War es schwierig, Ihre Kunden davon zu überzeugen, weiter investiert zu bleiben in Nachhaltigkeit?

    Nachhaltige Anlagen sind für uns keine Marketingstrategie. Der Übergang in eine nachhaltige Wirtschaft bietet unserer Kundschaft bedeutende Renditechancen. Diese Transition ist einer der derzeit wenigen Lichtblicke für Anleger: Es gibt einen wachsenden Konsens unter den Staaten der Welt, dass es nötig ist, sich bis 2050 in eine Welt mit Netto-Null-Emissionen zu bewegen. Amerika, China, Europa und die Schwellenländer sind alle an Bord.

     

    Dennoch bleibt das eine sehr langfristige Sichtweise; wie überzeugt man heute die Kunden davon?

    Der Blick auf nachhaltiges Anlegen wird von Mythen verstellt. Erstens hat die Vermögensverwaltungsindustrie Nachhaltigkeit mit ESG verwechselt – und wollten sie in einem einzelnen Score abbilden, der ökologische und soziale Kriterien sowie eine gute Unternehmensführung misst. Das ist einfach verständlich, doch der ESG-Wert ist ungeeignet, um die zukünftige Performance eines Unternehmens in einer Netto-Null-Welt zu messen. Zweitens lassen sich Asset Manager davon verleiten, dass der ESG-Score eines Aktienportfolios leicht zu messen und zu optimieren ist. Er sagt aber bloss aus, wie das Unternehmen arbeitet. Uns interessiert, ob seine Tätigkeit die Transition tatsächlich voranbringt und das Unternehmen von ihr auch wirtschaftlich profitiert. Erzeugt oder verteilt es erneuerbare Energie? Löst es eine wichtige Herausforderung, die auf dem Weg zur Netto-Null-Welt noch besteht? Diese Fragen kann man nicht beantworten, indem man mit einer Datenbank herumspielt. Man muss verstehen, wie die Netto-Null-Welt aussehen und wie sich der Übergang dorthin abspielen wird. Daher investieren wir vor allem in Grundlagenrecherche.

     

    Alle wüssten gerne, wie diese Netto-Null-Welt erreicht wird. Wovon geht Lombard Odier aus?

    Wir denken, vier grosse Revolutionen haben schon begonnen. Erstens die Elektrifizierung mit erneuerbaren Energiequellen. Zweitens wird sich die Landwirtschaft stark verändern: Wir müssen mehr Personen mit weniger Agrarland ernähren, um freiwerdende Flächen für Biodiversitäts- und Wiederaufforstungsprojekte einzusetzen. Dafür bedarf es grosser Umstellungen der Essgewohnheiten und der landwirtschaftlichen Produktion. Drittens muss der Verbrauch von Rohstoffen sinken und die Recyclingquote erhöht werden. Und viertens muss das kapitalistische Modell ergänzt werden, um die externen Effekte einzupreisen – allen voran müssen wir einen CO2-Preis erheben können.

    Uns interessiert, ob die Aktivitäten eines Unternehmens tatsächlich dazu beitragen, den ökologischen Wandel voranzutreiben, und ob das Unternehmen selbst davon finanziell profitiert

    Mit diesen vier Revolutionen beschreiben Sie den Zielzustand gut – aber die Erfahrung zeigt, dass der Weg dorthin mit Überraschungen durchsetzt ist. Wenn ich als Anleger jedoch zum falschen Zeitpunkt in die richtige Sache investiere, schreibe ich Verluste.

    Auch wir können nicht den genauen Pfad bis 2050 vorhersagen. Unsere Grundlagenrecherche dient aber als Startpunkt, und wir kombinieren sie mit unserer Finanzanalyse zu einzelnen Unternehmen und Branchen. Dennoch: Wir dürfen die enormen Veränderungen, die der Übergang in eine nachhaltige Welt mit sich bringt, nicht unterschätzen. Es geht dabei nicht um ein unverbindliches Ziel, sondern um ein ernsthaftes, mit Finanzmitteln unterlegtes Projekt. Es hat bereits begonnen und legt aktuell stark an Tempo zu.

     

    Woran machen Sie das fest?

    Die USA haben mit dem Inflation Reduction Act ein massives Unterstützungsprogramm für einheimische Hersteller aufgelegt, um die Transition voranzutreiben. Europa hat sich, auch wegen des Krieges in der Ukraine, auf das Ziel geeinigt, energiepolitisch unabhängig zu werden unabhängig also von fossilen Brennstoffen aus Russland und dem Nahen Osten. Das müssen wir in unseren Portfolios abbilden.

     

    DieRegierungenkönnendiesenProzessallerdingsnuranstossenundalsKatalysator wirken – es braucht die Privathaushalte.

    Wir sind optimistisch: Die Kosten für nachhaltige Lösungen sinken derart, dass sie günstiger werden als althergebrachte Lösungen – etwa beim Heizen oder in der Mobilität. Und an diesem Punkt werden die Konsumenten diese Lösungen massenhaft übernehmen. In Grossbritannien investieren die Haushalte zum Beispiel vermehrt in Photovoltaik, weil die Strom- und Gaspreise stark angestiegen sind. In anderen Ländern verhält es sich ähnlich.

     

    Was heisst das für die Schweiz?

    Wir starten aus einer privilegierten Position, weil wir dank unserer Geografie bereits einen grossen Teil unserer Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen, allen voran aus der Wasserkraft, zudem aus Atomkraft. Die Schweiz wird ihren eigenen Weg suchen und finden, um Netto-Null zu erreichen. Sie wird diesen Weg einschlagen – daran zweifle ich nicht.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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