Auswirkungen und nächste Schritte nach dem Schweizer Zollschock

Dr. Nannette Hechler-Fayd’herbe - Head of Investment Strategy, Sustainability and Research, CIO EMEA
Dr. Nannette Hechler-Fayd’herbe
Head of Investment Strategy, Sustainability and Research, CIO EMEA
Filippo Pallotti - Macro Strategist
Filippo Pallotti
Macro Strategist
Serge Rotzer - Equity Research Analyst
Serge Rotzer
Equity Research Analyst
Auswirkungen und nächste Schritte nach dem Schweizer Zollschock

Kernpunkte.

  • Wir erwarten, dass die Verhandlungen den Schweizer Zollsatz von 39% näher an die mit der EU und Japan vereinbarten 15% bringen. Damit könnten herausfordernde Zugeständnisse und mehr Investitionen in den USA einhergehen
  • Zwar sind Pharmazeutika ausgeklammert, und die Zölle für Güter mit hohem Mehrwert wie Uhren, Präzisionsmaschinen und Medizintechnik können möglicherweise weitergegeben werden. Doch eine Bestätigung des Satzes von 39% könnte zu Margeneinbussen oder einem deutlichen Rückgang der Umsätze von Schweizer Exporteuren in den USA führen
  • Sollte dieser Handelskonflikt wider Erwarten nicht gelöst werden, werden wir unsere Prognose für das reale Schweizer BIP im Jahr 2025 überprüfen. Gleiches gilt für unsere Erwartung, dass die Leitzinsen nicht unter 0% fallen.
  • Während Schweizer Aktien in dieser Phase der Unsicherheit nachgeben dürften, können Schweizer Unternehmensanleihen und Immobilien attraktive Ertragsquellen bieten. Unsere USDCHF-Prognose für zwölf Monate beträgt 0,79.

Am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, hat die US-Regierung einen Importzoll von 39% für die Schweiz angekündigt. Dies kam überraschend, zumal sich die Schweizer Regierung im Juli in konstruktiven Verhandlungen mit der Trump-Regierung befunden haben soll und vorab nicht informiert wurde. Der Zollsatz liegt deutlich über dem am 2. April von Präsident Trump angekündigten Niveau und ist wesentlich höher als jener für die Europäische Union. Der neue Tarif soll ab dem 7. August gelten.

Wir erwarten, dass die Verhandlungen bis zum 7. August oder darüber hinaus fortgesetzt werden. Unserer Meinung nach dürften sich die USA und die Schweiz auf einen Zollsatz einigen, der näher bei den 15% liegt, die mit der EU und Japan vereinbart wurden. Damit könnten herausfordernde Zugeständnisse einhergehen. Zudem rechnen wir mit einem zusätzlichen Engagement der Schweiz im Bereich ausländischer Direktinvestitionen sowie mit einem höheren Importvolumen aus der weltweit grössten Volkswirtschaft.

Wirtschaftliche Folgen und Auswirkungen für die SNB

Die Schweiz gehört zu den europäischen Volkswirtschaften, die am stärksten von US-Zöllen betroffen sind. Es gilt jedoch zu betonen, dass die am 1. August angekündigten Basiszölle alle Sektoren ausklammern, für die sektorspezifische Zölle bereits gelten oder künftig gelten werden. Diese fallen unter die sogenannte Section 232, die es dem US-Präsidenten erlaubt, aus Gründen der nationalen Sicherheit Importabgaben zu verhängen. Das ist für die Schweizer Pharmaindustrie von zentraler Bedeutung, da rund 40% ihrer Exporte in die USA gehen. Dass die EU in ihrem Handelsabkommen Visibilität über die Zölle auf Pharmaexporte erreichen konnte – unabhängig vom Ausgang von Section 232 –, könnte ein Hinweis auf die Bereitschaft der USA sein, Ausnahmen zu gewähren. Auch Schweizer Goldexporte sind betroffen, wenn auch in geringerem Ausmass.

Dennoch bleibt rund die Hälfte der Schweizer Exporte in die USA einem sehr hohen Basiszollsatz von 39% ausgesetzt

Dennoch bleibt rund die Hälfte der Schweizer Exporte in die USA einem sehr hohen Basiszollsatz von 39% ausgesetzt. Dabei handelt es sich meist um Güter mit hohem Mehrwert und einer unelastischen Nachfrage wie Uhren, Präzisionsmaschinen und Medizintechnik. Demnach könnten US-Importeure möglicherweise in vielen Fällen und bestimmten Preiskategorien die Zollkosten weitergeben und ihren Kunden höhere Preise für Schweizer Produkte verrechnen, ohne dass die Nachfrage stark zurückgeht. Ein kleiner Teil der Exporte – etwa bestimmte Luxusuhren – könnte mit höheren Preisen eine gesteigerte Nachfrage verzeichnen. Für die grosse Mehrheit der Schweizer Exporte hat diese Logik jedoch ihre Grenzen. Während Schweizer Unternehmen Zölle von 10% bis 15% gewöhnlich ohne grössere Margenerosion oder Nachfragerückgänge verkraften können, stellt ein Satz von 39% eine deutlich höhere Belastung dar. Sollte dieser neue Zollsatz bestätigt werden, könnten Margeneinbussen oder ein spürbarer Rückgang der Umsätze von Schweizer Exporteuren in den USA folgen – mit Ausnahme einiger Luxusgüter.

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Wir hatten unsere Prognose des realen Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Jahr 2025 von 0,7% auf 1,1% angehoben, um ein unerwartet starkes erstes Halbjahr zu berücksichtigen. Doch Präsident Trumps neue Zollankündigung in Höhe von 39% sowie die damit verbundene Unsicherheit im Handel zwischen den USA und der Schweiz veranlassen uns zu einer konservativeren Annahme von 0,9%. Sollte die US-Regierung zusätzliche sektorspezifische Strafzölle auf Pharmaprodukte verhängen, ist diese Prognose mit Abwärtsrisiken behaftet. Je länger solche Zölle in Kraft bleiben, desto grösser werden die Risiken für die Schweizer Wirtschaft – bis sie sich an den Schock angepasst hat. Wir gehen davon aus, dass Bern die Verhandlungen mit der Trump-Regierung intensiviert.

Doch die neue Zollankündigung sowie die Unsicherheit veranlassen uns zu einer konservativeren Annahme für das Schweizer BIP von 0,9

Was die Schweizerische Nationalbank (SNB) betrifft, erwarten wir, dass der Leitzins bei 0% bleibt, sofern eine Einigung auf einen Zollsatz näher bei 15% gelingt. Doch wenn der Satz von 39% bestätigt wird oder hohe sektorspezifische Zölle auf Pharmaexporte die Wirtschaft stark belasten, steigt die Wahrscheinlichkeit negativer SNB-Zinsen.

Auswirkungen für Schweizer Anlagen

Wir gehen davon aus, dass die Renditen von Schweizer Staatsanleihen zurückgehen, und sind weiterhin der Ansicht, dass Unternehmensanleihen und Immobilien attraktive Einkommensquellen bieten können. Schweizer Aktien dürften in dieser Phase der Unsicherheit nachgeben. Da der Gesundheitssektor rund 37% des Swiss Market Index (SMI) ausmacht, ist die Behandlung der Pharmaexporte entscheidend für die Entwicklung der Schweizer Aktien. Wie erwähnt, fallen Pharmazeutika nicht unter die Güterkategorie, die mit 39% besteuert wird.

Kurzfristig rechnen wir mit einer Differenzierung nach Sektoren

Kurzfristig rechnen wir mit einer Differenzierung nach Sektoren. Titel von Bauzulieferern sowie Versicherungsaktien haben sich angesichts gesenkter Gewinnprognosen in der jüngsten Berichtssaison gut behauptet. Stärker auf den Binnenmarkt ausgerichtete, defensive Sektoren wie Versorger dürften besser geschützt sein. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,6 für den SMI liegt die Bewertung von Schweizer Aktien im Rahmen des zehnjährigen Durchschnitts von rund 17. Der Schweizer Aktienmarkt ist seit Jahresbeginn hinter anderen Regionen zurückgeblieben. Dies kann mögliche Abwärtsrisiken abfedern, ebenso wie die defensive Sektorausrichtung der Schweizer Aktienindizes und das tiefe Zinsniveau des Landes. Auch die Entwicklung des Schweizer Frankens wird eine Rolle spielen.

Nach mehreren Jahren der Aufwertung scheint der Schweizer Franken gegenüber dem Euro überkauft: Der EURCHF-Wechselkurs war in den letzten Monaten stabil und konnte die Marke von 0,9200 nicht unterschreiten. Auch wenn die für die Schweiz geltenden US-Zölle letztlich abgemildert werden könnten, rechnen wir zunächst mit einem Anstieg von EURCHF in Richtung 0,9500. Der USDCHF-Kurs könnte ebenfalls gut unterstützt bleiben, wobei die allgemeine USD-Dynamik eine grössere Rolle spielen könnte; die jüngst schwachen US-Arbeitsmarktdaten haben eine stärkere USDCHF-Erholung verhindert. Unsere Prognose auf zwölf Monate beträgt für USDCHF 0,79 und für EURCHF 0,93.

CIO Office Viewpoint

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