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    Reale Nachfrage verleiht Gold Auftrieb

    Reale Nachfrage verleiht Gold Auftrieb
    Stéphane Monier - Chief Investment Officer<br/> Lombard Odier Private Bank

    Stéphane Monier

    Chief Investment Officer
    Lombard Odier Private Bank

    Kernpunkte

    • Wegen der Spannungen im Finanzsektor notiert Gold fast auf Rekordniveaus.
    • Die Notenbanken, darunter jene Chinas, haben die Goldreserven aufgestockt, während sie Dollar-Engagements abbauen.
    • Rezessionsrisiken und Bankenturbulenzen haben zu den jüngsten Preisanstiegen beigetragen. Mittelfristig dürfte der Goldpreis durch sinkende US-Realzinsen und einen schwächeren Dollar unterstützt werden.
    • Wir haben unser Preisziel für Gold auf USD 2’100 pro Unze per Ende 2023 angehoben und steuern unsere Goldallokation mithilfe von Short-Put-Optionen.

    Was haben die Notenbanken Singapurs, der Türkei und Chinas mit beunruhigten Anlegerinnen und Anlegern gemein? Antwort: Sie haben Gold gekauft – als sicheren Hafen und als Mittel zur Diversifizierung angesichts von Rezessionssorgen, einer Vertrauenskrise im Bankensektor und eines sich abschwächenden US-Dollar. Wir sehen dies als Zeichen dafür, dass wirtschaftliche Faktoren die Finanzspekulationen als Haupttreiber der Goldnachfrage ablösen.

    Gold gilt traditionell als langfristiger Inflationsschutz. Es wird erwartet, dass das Edelmetall seine Kaufkraft im Laufe der Zeit beibehält und kein Kreditrisiko birgt, selbst wenn es keinen Ertrag abwirft. Nahezu 14 Jahre lang waren eine aussergewöhnlich akkommodierende Geldpolitik, hohe Verbraucherausgaben und die Finanznachfrage die Hauptgründe für den Kauf von Gold. Anfang 2022 haben die Notenbanken den Kurs geändert, indem sie angefangen haben, die Zinsen zu erhöhen und die Kreditvergabebedingungen zu verschärfen. Nun sind die Aussichten auf einen Höchststand der Realzinsen und ein schwächerer US-Dollar die Treiber des Goldpreises.

    Aufgrund des anhaltenden Preisdrucks und einer weltweiten Konjunkturabschwächung notiert der inflationsbereinigte Goldpreis auf Niveaus, die mit früheren Stressphasen vergleichbar sind: mit den frühen 1980er-Jahren, der europäischen Staatsschuldenkrise und der Zeit der Covidpandemie (siehe Grafik 1). Seit dem Jahrestief von USD 1’622 pro Unze im September 2022 hat der Goldpreis um mehr als 20% zugelegt. Nach einem Schub im März 2023 beträgt das Plus seit Jahresbeginn 8%. Gründe für den Preisanstieg waren Sorgen über die US-Banken und die folglich eingepreiste Erwartung, dass die US-Zinsen früher als angenommen den Höchststand erreichen. Im April bewegte sich der Goldpreis um die Marke von USD 2’000 pro Unze.

    Gründe für den Preisanstieg im März waren Sorgen über die US-Banken …

    Das Preisniveau ging letzte Woche gegenüber den Höchstständen vom April zurück: Der Präsident der Federal Reserve von St. Louis, James Bullard, erklärte, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen weiter erhöhen sollte, um die anhaltende Inflation in den USA zu bekämpfen. Die Gesamtinflation fiel im März erneut, und zwar auf 5,0% (Vormonat: 6,0%). Zugleich ist bei den neuen Stellen und den Stundenlöhnen eine Verlangsamung festzustellen. Die Messgrössen für die Kerninflation bleiben jedoch hoch. Demnach bestehen für die Fed vorerst kaum Gründe, den Straffungszyklus zu unterbrechen. Wir erwarten eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte an der Sitzung im Mai und möglicherweise eine weitere Anhebung in gleicher Höhe im Juni oder Juli.

    Insgesamt signalisiert dieses Szenario, dass der Prozess hin zu einer niedrigeren Inflation auf Kurs ist. Zugleich bedeutet dies, dass wir vor Jahresende Phasen mit negativem Wirtschaftswachstum erleben könnten. Wir erwarten, dass die US-Zinsen Ende 2023 auf einem Höchststand von etwa 5,5% notieren und die Verbraucherpreisinflation Ende Jahr rund 3% beträgt. Zudem gehen wir davon aus, dass die Fed die Zinsen nicht vor Anfang 2024 senkt.

     

    Starke Nachfrage

    Fast drei Viertel der weltweiten physischen Goldnachfrage entfallen nach wie vor auf Schmuck, Münzen oder Barren. Doch die jüngsten Preisanstiege spiegeln auch die Käufe der Notenbanken wider, die laut World Gold Council den höchsten Stand seit 2010 erreicht haben. Ende März 2023 hatten die Notenbanken insgesamt 140 Tonnen Gold gekauft, berichtet der Council. China, der weltweit grösste Produzent des Edelmetalls mit Reserven von mehr als 2’000 Tonnen, erhöhte den Bestand seit Anfang 2023 um 58 Tonnen. Dies waren die ersten Aufstockungen seit 2019, da das Land Dollar-Engagements abbaut. Gleichzeitig verlängerte die türkische Notenbank eine 15-monatige Kaufserie. Laut World Gold Council machten zusätzliche Käufe durch „nicht erfasste“ Akteure einen Grossteil der Nachfrage im Jahr 2022 aus. Denn geopolitische Risiken heizten die weltweite Nachfrage nach dem Edelmetall an.

    Geopolitische Risiken heizten die weltweite Nachfrage nach dem Edelmetall an …

    Ein Teil der Goldnachfrage ist finanzieller Natur: Anlegerinnen und Anleger wenden sich von Aktien und Unternehmensanleihen ab und zweifeln wegen der Bankenkrise vom März an der Sicherheit von Cash. Die Zuflüsse in börsengehandelte Goldfonds (ETFs) nahmen im März um USD 1,9 Mrd. zu. Zudem stiegen im März die spekulativen Nettopositionen in Gold sprunghaft an. Sie werden berechnet, indem die Long- von den Short-Positionen abgezogen werden und das Ergebnis durch die Futures-Preise dividiert wird.

    Erhöhung unseres Preisziels

    Die Bewertung von Gold ist komplex, da es keinen Ertrag generiert. Um die Treiber des Goldpreises zu quantifizieren, verfolgen wir die Aussichten einer Reihe wirtschaftlicher Risiken und Unsicherheiten sowie von Zinsen, Währungen, Preismomentum und Marktstimmung (siehe Grafik 2). Unserem Modell zufolge lässt sich die jüngste Goldpreisentwicklung hauptsächlich durch die Zinsen und die Marktstimmung erklären. Folgende Faktoren dürften die Goldnachfrage und das Potenzial für einen Anstieg des Goldpreises im Jahresverlauf weiter unterstützen: das Rezessionsrisiko in Verbindung mit einem Höchststand der Realzinsen sowie ein schwächerer US-Dollar. Daher haben wir unser Ziel angehoben: Wir sehen den Goldpreis Ende 2023 bei USD 2’100 pro Unze, verglichen mit einem früheren Preisziel von USD 1’940 pro Unze.

    Wir haben unser Ziel angehoben: Wir sehen den Goldpreis Ende 2023 bei USD 2’100 pro Unze …

    Aufgrund der jüngsten Spannungen und Unsicherheiten an den Finanzmärkten ist der Goldpreis über das Niveau hinausgeschossen, das gemäss unserem Modell angemessen wäre. Da der Goldpreis mittelfristig durch einen Zinshöchststand und einen schwächeren Dollar unterstützt werden dürfte, ist der Besitz von Gold zur Portfoliodiversifizierung sinnvoll. In dieser Phase des Marktzyklus nutzen wir Short-Put-Optionen auf Gold mit Verfall im Juli 2023 und einem Ausübungspreis um USD 1’900 für 3% des Nominalbetrags der Portfolios. Dies bietet uns die Möglichkeit, unser Portfolioengagement zu erhöhen, wenn der Preis des Edelmetalls sinkt.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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