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    Die Anleger sollten auch Lateinamerika Aufmerksamkeit schenken

    Die Anleger sollten auch Lateinamerika Aufmerksamkeit schenken
    LOcom_AuthorsLO-deTorquat.png   Von Stéphanie de Torquat,
    Macro Strategist


    Lässt man die Schwellenländer Revue passieren, die in den letzten 18 Monaten eindrucksvolle Trendwenden geschafft haben, denkt man zunächst an die asiatischen Länder, da sie am glaubwürdigsten sind und bereits über gute Fundamentaldaten verfügen. Aufgrund der starken politischen Unsicherheit, schwachen Fundamentaldaten und des unumgänglichen Reformzwangs wurde Lateinamerika zurecht als das schwache Glied unter den Schwellenregionen angesehen. Das ist zwar nach wie vor richtig, doch Lateinamerika erfährt auch Unterstützung durch das derzeitige Umfeld, das durch Stabilität des globalen Wachstums, der Rohstoffpreise, des US-Dollar und der chinesischen Konjunkturdynamik gekennzeichnet ist. Ob die politische Elite die Kraft besitzt, die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Wachstum zu schaffen, wird die Zeit zeigen. Kurz- bis mittelfristig sehen wir jedoch gute Perspektiven für interessante Anlagemöglichkeiten.

    Brasilien hat eine eindrucksvolle Erholung hingelegt. Die Stärke der Währung dämpfte die Inflation, sodass die Banco Central do Brasil (BCB) die Leitzinsen aggressiv senken konnte. Im 2. Quartal wurde erstmals seit 2014 ein positives Wachstum erzielt. Der zyklische Impuls niedrigerer Zinsen könnte noch ein paar Quartale andauern, aber auch umfassende strukturelle Anpassungen sind vonnöten. Aufgrund des Rentensystems, das tiefrote Zahlen schreibt, könnte das Haushaltsdefizit Brasiliens bei fast 10% des BIP stagnieren. Solange dieses Defizit nicht verringert werden kann, werden Zinsen im einstelligen Bereich neue Inflationsschübe auslösen und die BCB zu einer strafferen Geldpolitik zwingen. Die Parlamentswahl im Oktober 2018 und die Bereitschaft, Reformen anzupacken, werden daher entscheidend sein für die langfristigen Aussichten Brasiliens.

    Mexiko verzeichnete eine Währungsabwertung von mehr als 20%, nachdem Präsident Trump gewählt wurde. Daraufhin beschleunigte sich die Inflation und die Geldpolitik wurde rasch gestrafft. Andererseits könnte die jüngste Erholung des Peso den Weg für Zinssenkungen 2018 freimachen. Neuverhandlungen über das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) geben zwar Anlass zur Sorge, wir erwarten aber nicht, dass die Handels-beziehungen mit den USA dauerhaft unterbrochen werden.

    Fazit: Die Fundamentaldaten Mexikos sind positiv, die demografische Entwicklung günstig (die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wächst weiter), die Erwerbstätigen sind wettbewerbsfähig (und haben China überholt), und in den letzten Jahren wurden mehrere Reformen umgesetzt (z.B. Liberalisierung des Energiesektors).

    Die Chancen Argentiniens, Reformen umzusetzen, haben sich im August durch den Ausgang der Vorwahlen verbessert. Das ist ein gutes Vorzeichen für die Aussichten der Koalition bei den Parlamentswahlen im Oktober. Das Doppeldefizit bleibt hoch, dürfte sich aber allmählich infolge der Kürzungen der öffentlichen Subventionen und der steigenden Einnahmen verringern. Die Inflation ist binnen eines Jahres von über 40% auf unter 25% zurückgegangen. Wenn die Auswirkungen der Subventionskürzungen im Energiebereich verpuffen, das Haushaltsdefizit sinkt und die Erwartungen besser verankert sind, dürfte sich die Inflation allmählich auf das Ziel der Zentralbank von 12% bis 17% ermässigen. Dennoch bleibt die Inflation auf einem hohen Niveau, und das erhebliche Haushaltsdefizit sowie die jüngsten Ausfälle deuten darauf hin, dass Argentinien gegenüber Schocks anfällig bleibt.


    Kurzer Überblick über andere lateinamerikanische Länder

    In Kolumbien waren die jüngsten Entwicklungen insgesamt positiv. Die Verhandlungen mit der FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) über ein Friedensabkommen machen Fortschritte, und der Ölpreis erholte sich. Allerdings bleibt das Doppeldefizit hoch, und im Vergleich zur Ära vor dem Ölpreisschock könnte sich ein neues Gleichgewicht aus niedrigerem Wachstum, höherer Inflation und grösserem Aussenhandelsdefizit etablieren. Chile verdient weiterhin seinen Status als sicherer Hafen in Lateinamerika, obwohl das Land stark von den Kupferpreisen abhängig ist. Es hat seine Leistungsbilanz unter Kontrolle und weist robuste Kapitalzuflüsse und hohe Devisenreserven auf. In Peru, einem der am wenigsten verschuldeten Länder Lateinamerikas, wird ein grosses fiskalisches Stimulierungspaket erwartet, das die wirtschaftliche Aktivität unterstützen soll. Beträchtliche politische Risiken gefährden jedoch die kurzfristigen Aussichten, nachdem das gesamte Kabinett des Präsidenten mit einem Misstrauensvotum abgewählt wurde.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von Lombard Odier (Europe) S.A., einem in Luxemburg durch die Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) zugelassenen und von dieser regulierten Kreditinstitut, herausgegeben. Diese Mitteilung wurde von jeder ihrer Zweigniederlassungen, die in den am Ende dieser Seite angegebenen Gebieten tätig sind (nachstehend "Lombard Odier"), zur Veröffentlichung genehmigt.

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