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Infrastrukturchancen geprägt von politischen Prioritäten und Drohungen
Olivier Esnou
Equity Research Analyst, Infrastruktursektor
Kernpunkte.
Eine auf reziproken Handel ausgerichtete Politik unter Nutzung von Zöllen schafft Anreize für den Aufbau von Fertigungsinfrastruktur in den USA. Wir erwarten zwar einen schrittweisen Ausbau der Produktion in den USA, aber hohe Arbeitskosten sprechen gegen eine dramatische Verlagerung
Wenn der Wettbewerb für KI-Infrastruktur global ist, wird die Infrastruktur für fossile Energie zu einem weiteren wichtigen Investitionsschwerpunkt in den USA
In Europa bietet der Draghi-Bericht einen Plan für eine Beschleunigung der Integration und der Investitionen zwecks grösserer Autonomie der EU. China verfolgt eine auf die BRICS-Länder ausgerichtete Strategie
Die Anreize der USA und drohende Zölle bedeuten, dass wir in dieser Phase die USA für Infrastrukturanlagen bevorzugen. Auf Sektorebene sehen wir Chancen entlang der gesamten KI-Wertschöpfungskette.
Die Geopolitik steht seit 2016 im Zentrum, wenn es um die Sicherheit von Lieferketten geht. Die Trump-Regierungen, der Brexit, die Covid-Pandemie und der Ukrainekonflikt haben es notwendig gemacht, kritische Infrastruktur als „globalen Hub“ zu organisieren, um die Lieferketten robuster zu machen. Der zunehmende Protektionismus erfordert einen Ansatz, der Redundanzen vorsieht, statt nur die Kosten zu optimieren. Dies bedeutet Infrastrukturinvestitionen in allen wichtigen Konsumzentren – den USA, der Eurozone und China.
Die Politik der neuen US-Regierung zielt auf einen reziproken Handel ab. Handelsdefizite mit den wichtigsten Handelspartnern sollen ausgeglichen und die Investitionen angekurbelt werden. Das Weisse Haus will unter Trump nach eigenen Angaben für jede neu erlassene Vorschrift zehn andere abschaffen. Es betrachtet Einfuhrzölle als Verhandlungsinstrument, um Unternehmen zu motivieren, Produktionsstätten in die USA zu verlegen. Doch die erheblichen Unterschiede bei den Arbeitskosten zwischen den einzelnen Ländern bilden eine sehr hohe Schwelle bei Entscheidungen über eine Produktionsverlagerung. Für viele Unternehmen ist die Vorhersehbarkeit von Zöllen wichtiger als die absolute Höhe. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die USA im Laufe der Zeit zu einem stärker bevorzugten Standort für den Aufbau von Produktionskapazitäten werden.
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Zugleich muss alte Infrastruktur in den Bereichen Kommunikation, Energie, Wasser und Verkehr ersetzt werden, und es braucht Investitionen aufgrund der steigenden Nachfrage nach Rechenzentren und Flüssigerdgas (LNG). Für Anlegerinnen und Anleger eröffnen sich dadurch neue Chancen. Die Kombination aus Investitionen in die Infrastruktur und zunehmendem Protektionismus treibt das Wirtschaftswachstum durch Lieferketten-Hubs an.
Schon die Regierung Biden verabschiedete wichtige Gesetze, um vor allem durch Steueranreize Investitionen in den USA zu fördern: den Inflation Reduction Act (IRA), den Creating Helpful Incentives to Produce Semiconductors (CHIPS) Act, den Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) und den Elementary and Secondary School Emergency Relief Fund.
Schon die Regierung Biden verabschiedete wichtige Gesetze, um Investitionen in den USA zu fördern
Im Bereich der Kommunikationstechnologien wollen die USA ihre weltweite Führungsposition in künstlicher Intelligenz (KI) behaupten und ausbauen. Das Programm „Stargate“, eine Partnerschaft zwischen OpenAI, Oracle Corp. und SoftBank Group Corp., sieht Investitionen von USD 500 Mrd. in Rechenzentren und 100’000 neue Arbeitsplätze vor. Die Bekanntgabe erfolgte am Tag nach der zweiten Amtseinführung von Donald Trump, ungeachtet der Ankündigung eines konkurrierenden, kostengünstigeren KI-Modells durch das chinesische Unternehmen DeepSeek.
Im Energiesektor rief Präsident Trump einen nationalen Notstand aus, um die Position der USA als weltgrösster Produzent fossiler Brennstoffe zu halten. Er hob zudem Beschränkungen für Gasgenehmigungen und -exporte auf. Die USA wollen auch in anderen Bereichen wie Mineralien mit seltenen Erden führend werden. Darüber hinaus hat das Weisse Haus die Initiativen für erneuerbare Energien zurückgeschraubt, indem es eine 90-tägige Pause für alle IRA-/IIJA-Finanzierungen verhängt hat. Es verfolgt zudem das Ziel, die Unterstützung für Elektroautos und die Subventionen für das Laden von Elektrofahrzeugen zu stoppen.
Im Telekommunikationsbereich haben die USA einen neuen Leiter der Federal Communications Commission ernannt, der die Deregulierung vorantreiben wird. Dies könnte zu einer weiteren Konsolidierung in diesem Sektor führen.
Europa: Engere Beziehungen und mehr Autonomie dürften Investitionen begünstigen
In Europa will man die Konsolidierung der Telekommunikationsbranche beschleunigen. Die EU plant im Rahmen ihrer Ziele für das „digitale Jahrzehnt 2030“ Investitionen in Höhe von EUR 170 Mrd. Dies geht aus einem Bericht der Europäischen Kommission vom September 2024 über die Wettbewerbsfähigkeit der Region hervor. Der Bericht stammt von Mario Draghi, dem ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank.
Europa konzentriert sich zunehmend auf die vertiefte Integration seiner Mitgliedstaaten und die Wiedererlangung einer gewissen Autonomie gegenüber den USA
Europa konzentriert sich zunehmend auf die vertiefte Integration seiner Mitgliedstaaten und die Wiedererlangung einer gewissen Autonomie gegenüber den USA. Nach Jahren niedriger Produktivität im Vergleich zu den USA und den Auswirkungen des Ukrainekriegs besteht laut Draghis Bericht Bedarf an zusätzlichen europäischen Investitionen in Höhe von 5 Prozentpunkten des EU-Bruttoinlandsprodukts. Die Investitionen sollen dem Bericht zufolge der Digitalisierung, der Dekarbonisierung und dem Ausbau der europäischen Kapazitäten dienen. Die EU arbeitet auch daran, mit einem im Februar dieses Jahres angekündigten KI-Projekt in Höhe von EUR 200 Mrd. den Rückstand gegenüber den USA aufzuholen. Des Weiteren wurde eine öffentlich-private Partnerschaft im Wert von EUR 110 Mrd. unter Beteiligung der Vereinigten Arabischen Emirate gegründet, um Rechenzentren in Frankreich zu bauen.
Bezüglich Integration zielt der Draghi-Bericht darauf ab, die Konsolidierung in der Telekommunikationsinfrastruktur zu erleichtern. Es geht darum, die Investitionslücke zwischen Europa und den USA im Bereich der digitalen Konnektivität zu verringern. Im Energiesektor soll die EU dem Bericht zufolge bis 2030 rund EUR 400 Mrd. in die Verteilungsnetze investieren. Ziel dabei ist, die Dekarbonisierung zu beschleunigen und einen grenzüberschreitenden Rechtsrahmen für „Verbindungsleitungen“ zu schaffen, die den Stromfluss zwischen den Mitgliedstaaten ermöglichen. Der Bericht verweist auch auf Investitionen in die transeuropäischen Verkehrsnetze. Sie sollen sich auf EUR 845 Mrd. bis 2040 belaufen und sind für den Bau fehlender Verkehrsverbindungen und für die Modernisierung der Infrastruktur nötig.
Die sich schnell entwickelnden internationalen Beziehungen unter der zweiten Trump-Regierung scheinen europäische Länder wie Deutschland, die ebenfalls eine neue politische Führung haben, zu veranlassen, bei den Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben aufzuholen. Berichten zufolge diskutieren die grossen deutschen Parteien (Christlich-Demokratische Union, Christlich-Soziale Union und Sozialdemokratische Partei) darüber, hierfür zwei Sondervermögen über insgesamt fast EUR 1 Bio. aufzusetzen.
Der Draghi-Bericht nimmt einige der heutigen geopolitischen Spannungen vorweg. Er kommt zu dem Schluss, dass geopolitische Schocks eine geringere Abhängigkeit der EU von den globalen Märkten erfordern. Dies gilt vor allem für Bereiche wie kritische Mineralien. Laut dem Bericht soll die EU zudem ihre Kapazitäten in der Halbleiterindustrie ausbauen, nach dem Beispiel des Europäischen Chip-Gesetzes von 2023 im Umfang von EUR 100 Mrd. Schliesslich hebt der Bericht auch die europäische Sicherheit als Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum hervor. Er enthält die Schätzung, dass in den nächsten zehn Jahren zusätzliche Verteidigungsinvestitionen in Höhe von rund EUR 500 Mrd. nötig sein werden.
Geopolitische Schocks erfordern eine geringere Abhängigkeit der EU von den globalen Märkten
China – Fokus auf BRICS
China setzt unterdessen seine „Belt and Road“-Initiative fort. Diese sieht den Ausbau der Handelswege über Land vor und vertieft die Beziehungen unter den BRICS-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika). China will überdies eine „digitale Seidenstrasse“ errichten, um die mobile Datenabdeckung in ganz Asien zu erweitern. Zudem hat China die Fähigkeit bewiesen, mit DeepSeek eine bahnbrechende KI-Technologie zu entwickeln und angesichts von Sanktionen mit weniger mehr zu erreichen.
Aufgrund der einzigartigen Kombination aus steuerlichen Anreizen und angedrohten Zöllen sehen wir die USA als einen Hauptstandort für Infrastrukturinvestitionen. Auf Sektorebene dürfte auf absehbare Zeit die gesamte KI-Wertschöpfungskette – von Daten bis hin zur Sicherung von Energiequellen – die interessantesten Anlagechancen bieten.
Das Gespenst eines Handelskriegs
Von Dr. Nannette Hechler-Fayd’herbe
Am 4. März 2025 traten US-Zölle in Höhe von 25% gegenüber Kanada und Mexiko sowie zusätzliche Zölle in Höhe von 10% auf chinesische Produkte in Kraft. Kanada und China haben eine Reihe von Gegenmassnahmen vorbereitet. Angesichts des grossen Handelsbilanzdefizits der USA gegenüber der Europäischen Union bei Waren könnten europäische Zölle und Gegenmassnahmen der EU folgen. Das Thema Handelskrieg wird Schlagzeilen machen, während die geopolitischen Entwicklungen ihren Lauf nehmen und die USA innenpolitische Massnahmen zur Deregulierung und Verbesserung der Transparenz bei wichtigen Waren und Dienstleistungen ergreifen. Am 4. März wird Präsident Trump seine Politik vor dem US-Kongress präsentieren. In der Zwischenzeit haben die Organisation Erdöl exportierender Länder und weitere wichtige Ölproduzenten (OPEC+) angekündigt, das Angebot wie geplant ab April 2025 zu erhöhen.
Die USA haben weltweit mit die niedrigsten effektiven (handelsgewichteten) Zölle. Dies hat ausländischen Exporteuren den Zugang zu den US-Verbrauchern zu relativ günstigen Sätzen ermöglicht, verglichen mit dem Zugang von US-Exporteuren zu anderen Märkten. Wir erwarten, dass es zu Gesprächen zwischen den USA und ihren Handelspartnern kommen wird, die sich auf den Ausgleich dieser Unterschiede konzentrieren. Die US-Zölle dürften als Instrument dienen, um Druck auf die US-Handelspartner auszuüben.
Kurzfristig könnte dies zu einer grösseren Risikoaversion an den Finanzmärkten führen. US-Staatsanleihen und Gold haben zugelegt, Aktien haben negativ reagiert. Wir erwarten, dass grosse, binnenorientierte Volkswirtschaften besser abschneiden als kleine, offene Volkswirtschaften und dass Länder mit einem Handelsbilanzdefizit gegenüber den USA als sichere Häfen betrachtet werden. In Ländern mit grossen Handelsbilanzüberschüssen gegenüber den USA (z.B. in der EU) könnten die Regierungen mit höheren Ausgaben reagieren, um die negativen Handelsauswirkungen abzumildern.
Letztlich erwarten wir, dass die Finanzmärkte eine positivere Haltung einnehmen und sich auf das globale Wirtschaftsbild konzentrieren, einschliesslich der Folgen niedrigerer Energiepreise. Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich das robuste US-Wachstum in soliden Unternehmensgewinnen niederschlägt. Unternehmensanleihen (Investment Grade und Hochzins) bieten nach wie vor attraktive Renditen, während alternative Anlageklassen in Multi-Asset-Portfolios weiterhin zur Diversifizierung beitragen.
CIO Office Viewpoint
Infrastrukturchancen geprägt von politischen Prioritäten und Drohungen
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.
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