Wird sich der Westen noch wünschen, dass der Protektionismus die bestehende Weltordnung verändert?

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    Von Samy Chaar, Chief Economist, Lombard Odier

    Manchmal bleiben Wahlversprechen das, was sie sind: Versprechen. Bei Donald Trump hat es den Anschein, als ob er seine Versprechen halten will. In den ersten Wochen an der Spitze der USA bewies er ganz klar seine Absicht, die im Rahmen der Kampagne gegebenen Zusagen einzulösen. Da Trump den Handel zur Chefsache gemacht hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass – zusätzlich zum bereits erfolgten Rückzug aus der Transpazifischen Partnerschaft – protektionistische Massnahmen umgesetzt werden. Welchen Kurs die neue US-Regierung in der Handelsfrage fährt, bestimmt nicht nur das Wachstum in den nächsten Jahren – ist doch eine globale Rezession nicht auszuschliessen –, sondern auf längere Sicht auch die Weltordnung. Vielleicht ist die Zeit gekommen, die Handelsbeziehungen zu Märkten neu zu bewerten, die lange Zeit als abgeschottet galten. 

    Seit Adam Smith 1776 als Erster die Vorzüge des Freihandels pries, haben nur wenige Ökonomen seine Vorteile in Zweifel gezogen. Der grosse John Maynard Keynes selbst war es, der unerschütterlich an den Freihandel als die beste Politik für das langfristige Wirtschaftswachstum glaubte, obwohl er sich 1931 für Zolltarife ausgesprochen hatte, damit sich Grossbritannien von der schweren Wirtschaftskrise erholen kann. Der amerikanische Wissenschaftler Richard Epstein schrieb letztes Jahr in einer Abhandlung (die ironischerweise, wie sich weiter unten zeigen wird, von der Hoover Institution publiziert wurde): "Die einfache, aber machtvolle Wahrheit [ist], dass der Freihandel Gewinn und Wohlstand allgemein erhöht. Die kurzfristige Entlastung, die protektionistische Massnahmen bestimmten Zielgruppen verschaffen, verschleiert die grossen Ineffizienzen, die das Wachstum bremsen".

    Aber warum hat die Globalisierung in den westlichen Ländern einen so schlechten Ruf? Zunächst sind Freihandel und fairer Handel zwei verschiedene Konzepte. 

    Selbst in der Blütezeit des Welthandels ist der versteckte Protektionismus nie wirklich zurückgegangen.

    Wichtiger noch ist, dass die Populisten diesseits und jenseits des Atlantiks streng genommen nicht auf die Globalisierung an sich reagierten, sondern auf die ungleichmässige Verteilung ihres Nutzens. Die Mittelschicht nahm nicht am Wohlstand teil, der seit dem Ende des Kalten Krieges geschaffen wurde. Ihr Lebensstandard sank sogar, und die Beschäftigungsverhältnisse wurden immer prekärer.

    Massendeportationen von mexikanischstämmigen Amerikanern, höhere Einfuhrzölle zum Schutz der einheimischen Jobs und Farmer ... kommt uns das nicht bekannt vor? Ironischerweise stammen diese Massnahmen aus dem Zeitraum zwischen 1929 und 1933. Im Juni 1930 unterzeichnete Präsident Hoover den Smoot-Hawley Tariff Act, obwohl ihn Ökonomen und Manager (Lamont, ein Teilhaber von J.P. Morgan soll sogar fast auf die Knie gefallen sein) zu einem Veto drängten, viele Handelspartner Vergeltungsmassnahmen ankündigten und er selbst Bedenken hatte, das Gesetz könnte die internationale Zusammenarbeit belasten. Vergeltungsmassnahmen, angeführt von Kanada, gab es tatsächlich. Die Importe und Exporte der USA gingen von 1929 bis 1932 um mehr als 60% zurück und verschlimmerten damit die Folgen der schweren Wirtschaftskrise für die Arbeitskräfte und Landwirte in den USA. Bis 1933 wurden zwei Drittel des Welthandelsvolumens vernichtet.

    Aber kommen wir zurück in die Gegenwart: Was wissen wir über Trump und den Handel? Wir wissen, dass der neue Präsident und sein Team der Meinung sind, dass Freihandelsabkommen Arbeitsplätze vernichten. Wir wissen auch, dass die USA gegenüber China, das explizit im Visier der USA steht (dicht gefolgt von Mexiko), das bei Weitem grösste bilaterale Handelsdefizit (rund USD 350 Mrd. im Jahr 2015) aufweisen. Bekannt ist auch, dass der US-Präsident beim Thema Handel einen grossen Spielraum hat.

    Sollte ein ausgewachsener Handelskrieg ausbrechen und China und Mexiko auf die US-Zölle mit entsprechenden Gegenmassnahmen reagieren, könnten die direkten Auswirkungen auf die US-Wirtschaft so gravierend sein, dass sie eine Rezession auslösen.  

    Dabei sind noch nicht einmal die Unterbrechungen der Lieferkette berücksichtigt.

    Die Produktion in der realen Welt hat sich weit von der Theorie in den Lehrbüchern entfernt. Die Beziehung zwischen Importeuren und Exporteuren ist komplex. Oft überschreiten Bauteile mehrere Grenzen, bevor sie in einem Endprodukt den Konsumenten erreichen. Nehmen wir als Beispiel einen modernen US-Sicherheitsgurt: in Mexiko hergestellt, in Kanada gewebt und gefärbt, zurück in Mexiko geschnitten und genäht und schliesslich in den USA eingebaut. Ein anderes Beispiel ist die Boeing 787. Ein Flaggschiff der US-Produktionstechnik? Zweifellos, doch seine Komponenten stammen aus der ganzen Welt.

    Auch ausserhalb der USA dürften die wirtschaftlichen Auswirkungen massiv sein.

    Sollten die USA mit protektionistischen Massnahmen das langfristige Handelsdefizit "erfolgreich" abbauen, würde der US-Dollar zweifellos aufwerten und die finanziellen Bedingungen weltweit verschärfen.

    Auf die Schwellenländer dürfte sich diese Entwicklung zweifach auswirken: höhere Tilgungskosten für die hohen auf US-Dollar lautenden Schulden zu einem Zeitpunkt, zu dem die Exporte in die USA sinken. Noch schlimmer: Die Rolle des US-Dollar als globale Reservewährung könnte in Zweifel gezogen werden.

    Da die Obama-Regierung die Führungsrolle der USA in Asien untermauern wollte, blieb China bei den jahrelangen Verhandlungen über ein transpazifisches Handelsabkommen aussen vor. Nachdem sich Präsident Trump von diesem Abkommen zurückgezogen hatte, dauerte es nicht lange, bis die chinesische Führung die Verhandlungen über regionale Handelsabkommen, die sie unterstützt, erneut aufnahm. Das jüngste Weltwirtschaftsforum bot Präsident Xi Jinping ein grossartiges Forum, um (westliche) protektionistische Tendenzen zu kritisieren und sie mit der Neigung gleichsetzen, sich "in einer dunklen Kammer einzuschliessen".

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    Währenddessen öffnet sich China – und zwar schneller als die meisten zugeben. Im vergangenen Oktober wurde seine Währung nach dem US-Dollar, dem Euro, dem Yen und dem britischen Pfund in den Korb der Sonderziehungsrechte des IWF aufgenommen.  Der Yuan mag zwar noch nicht frei verwendbar sein oder auf den Finanzmärkten gehandelt werden, doch er ist auf dem Weg, den Status einer Reservewährung zu erlangen.

    Der überraschende Sieg von Trump und sein Versprechen, Handelsbarrieren zu errichten, hat manche Investoren in den Schwellenländern in die Flucht geschlagen, doch Lombard Odier hält die Stellung. Wir sind überzeugt, dass die Entwicklungen in China einen erheblichen Einfluss auf den Schwellenländerblock haben werden. Daher bleiben wir strukturell übergewichtet. Von der Nachfrage Chinas nach Industriegütern profitieren Länder wie Brasilien und Russland sowie der Handel im pazifischen Raum. China ist daher das Verbindungsglied für alle Schwellenländer. Diese Entwicklung und die mehrere Milliarden schweren Investitionen Chinas zur Wiederbelebung der alten Seidenstrasse bis in den Nahen Osten und nach Europa (das Projekt läuft unter dem Namen "One Belt, One Road") könnten die Weltordnung, wie wir sie kennen, massiv verändern.

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