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    COP27 – was ist zu erwarten? Drei heisse Themen für einen wichtigen Klimagipfel

    COP27 – was ist zu erwarten? Drei heisse Themen für einen wichtigen Klimagipfel
    Stéphane Monier - Chief Investment Officer<br/> Lombard Odier Private Bank

    Stéphane Monier

    Chief Investment Officer
    Lombard Odier Private Bank

    Kernpunkte

    • Die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5°C scheint immer schwieriger. Sie könnte aber das wichtigste Kriterium sein, an dem die COP27 gemessen wird
    • Die Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel und die Entschädigung ärmerer Länder für Verluste und Schäden wird ein Schwerpunkt sein. Gefragt sind mehr innovative Ideen wie Deutschlands globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken
    • Die Energiekrise, die Politik der Regierungen und der technologische Fortschritt beschleunigen die Umstellung auf erneuerbare Energien. Eine realistischere Preisgestaltung für Kohlenstoff sowie eine stärkere Standardisierung und Regulierung von Kohlenstoffkompensationen wären zu begrüssen
    • Wir konzentrieren uns auf Unternehmen, die Lösungen für die Wende zur Nachhaltigkeit anbieten und bei der Dekarbonisierung branchenführend sind. Dies hilft uns, das Portfoliorisiko zu mindern und Quellen für eine potenzielle Outperformance ausfindig zu machen.

    Die jährliche UNO-Klimakonferenz COP27 findet vom 6. bis zum 18. November in Sharm El Sheikh, Ägypten, statt. Sie wird zum Ausdruck bringen, dass strengere Programme zur Verringerung der Emissionen eine Dringlichkeit sind, und die Bedürfnisse der Entwicklungsländer ins Zentrum stellen. Nachfolgend gehen wir auf drei Schwerpunktthemen des Gipfels ein.


    1. Senkung der Emissionen und Aufrechterhaltung des 1,5°C-Ziels

    An der letzten Conference of the Parties (COP26) in Glasgow wurden nach jahrelangem Stillstand solide Fortschritte in Bereichen des Klimaschutzes erzielt. Die Teilnehmenden machten Zusagen zum Ausstieg aus der Kohleverstromung sowie zur Begrenzung der Abholzung und der Methanemissionen. Entscheidend war, dass der Klimapakt von Glasgow das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, zumindest auf dem Papier aufrechterhielt. Viele Länder legten neue Emissionsziele fest oder aktualisierten ihre Ziele und verpflichteten sich, diese bis September 2022 zu prüfen und zu stärken.

    Der diesbezügliche Erfolg wird darüber entscheiden, ob wir eine katastrophale Erwärmung, die das Leben auf der Erde verändert, vermeiden können. Doch nur 12% der Länder (23 von 197) haben die bis September 2022 laufende Frist für die Überarbeitung der Klimaprogramme eingehalten. Bei vielen aktuellen Zusagen fehlen detaillierte Umsetzungsschritte und jährliche Reduktionsziele. Diese werden umso wichtiger, je näher die für 2030 gesetzte Frist zur Halbierung der Emissionen rückt. In einer Ende Oktober veröffentlichten Beurteilung kam die UNO zum Schluss, dass es „keinen glaubwürdigen Weg“ gibt, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen. Die derzeitige Politik deutet auf einen Anstieg von 2,8°C bis zum Ende dieses Jahrhunderts hin. 2,4°C bis 2,6°C wären möglich, wenn alle bisherigen Zusagen vollständig umgesetzt würden. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) stellt fest, dass bereits ein Anstieg von 1,1°C stattgefunden hat.

    Dieses Jahr sind einige Fortschritte erzielt worden: Australiens neue Regierung ist zurück am Klimatisch, und Indien hat sich anspruchsvollere Emissionsziele gesetzt. Die Kräfte, welche die Wende zur Nachhaltigkeit vorantreiben – verändertes Verbraucherverhalten, Druck von Anlegerseite, Regulierung und neue Technologien –, führen zu neuen Überlegungen und Lösungen. Die Science-Based Targets Initiative (SBTi) etwa hat sich zum Goldstandard für Netto-Null-Ziele von Unternehmen entwickelt. Die unabhängige Organisation sorgt dafür, dass das Vorantreiben des Wandels in den Fokus von Medien und Investoren rückt. Die COP27 wird nun die Aufmerksamkeit der Medien auf die Programme der Länder lenken, um als ähnlicher Katalysator zu wirken. Die Fortschritte in diesem Bereich sind ein wichtiges Kriterium, an welcher der Gipfel gemessen wird.

    Die Science-Based Targets Initiative (SBTi) sorgt dafür, dass die Netto-Null-Ziele der Unternehmen in den Fokus von Medien und Investoren rücken; die COP27 muss die Aufmerksamkeit auf die Programme der Länder zur Förderung des Wandels lenken

    2. Die Entwicklungsländer im Blickpunkt

    Da sich die Beweise für den Klimanotstand häufen, könnten die Diskussionen an der COP27 besonders hitzig werden. In diesem Jahr hat Kenia unter verheerenden Dürren gelitten, ein Drittel Pakistans ist überflutet worden, und Europa hat den heissesten Sommer seit 500 Jahren erlebt. Eine Gruppe von Inselstaaten benötigt eine neue Heimat, wenn ihre eigene unter Wasser versinkt. Die Klimademonstrationen haben zugenommen. Mit der neuen afrikanischen Präsidentschaft wird der Schwerpunkt dieser COP auf einer „gerechten“ Wende liegen. Die G20-Staaten sind für 80% der weltweiten Emissionen verantwortlich, doch der grösste Schaden entsteht oft in den ärmsten Ländern. Die 2009 von den reichen Ländern zugesagten USD 100 Mrd. pro Jahr zur Bewältigung der Klimakrise in Entwicklungsländern lassen auf sich warten (siehe Grafik). An der vorhandenen Finanzierung wird kritisiert, dass sie statt in Form von Zuschüssen hauptsächlich in Form von Krediten mit geringen Abschlägen gegenüber marktüblichen Zinsen gewährt wird. Auch wird angebracht, dass sie sich eher an Länder mit mittlerem Einkommen als an die ärmsten Länder richtet.

    Wir befinden uns in einer Nahrungsmittel- und Energiekrise. Daher werden die Gespräche über zusätzliche Mittel, neue Finanzierungsmodelle und die Entschädigung der Entwicklungsländer für bisher entstandene „Verluste und Schäden“ mit neuer Dringlichkeit geführt werden. Gefährdete Nationen haben Steuern auf Kohlenstoff, Flugreisen, Schifffahrt oder Finanztransaktionen vorgeschlagen, um die Auswirkungen von Überschwemmungen und Waldbränden zu bekämpfen und Frühwarnsysteme zu entwickeln. Der UNO-Generalsekretär António Guterres hat Sondergewinnsteuern auf Energieunternehmen gefordert. Die Idee einer Form von „Klimareparationen“ ist noch relativ neu. Doch Dänemark, Schottland und die belgische Region Wallonien haben kleine, aber symbolträchtige Beträge zur Unterstützung der betroffenen Gemeinden zugesagt. Auch die Europäische Union arbeitet an einem Paket von Finanzierungsvorschlägen mit dem Ziel, Opfern von Klimakatastrophen zu helfen.

    Deutschland hat einen „globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken“ vorgeschlagen, der an der COP27 diskutiert werden soll. Dieser würde der Finanzierung einer besseren sozialen Absicherung und Katastrophenvorsorge dienen sowie in hohem Masse auf Versicherungs- und Rückversicherungslösungen basieren. Deutschland verfügt über umfangreiche unternehmerische Erfahrungen mit solchen Lösungen. Es braucht weitere kreative Ideen wie diese, die sich sowohl auf öffentliche als auch auf private Finanzströme stützen.

    Es braucht weitere kreative Ideen, die sich sowohl auf öffentliche als auch auf private Finanzströme stützen

    3. Energie- und Kohlenstoffpreise sind der Schlüssel

    Die COP27 findet vor dem Hintergrund des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine statt, der die Energienetze und die Energiepolitik weltweit umgewälzt hat. Energie ist ein Schwerpunkt des Gipfels und das heisse Thema aller Klimadiskussionen: Laut dem World Economic Forum entfallen rund zwei Drittel der weltweiten Emissionen auf die Energieerzeugung und den Energieverbrauch, wobei der Grossteil nach wie vor auf fossilen Brennstoffen beruht. Daran hat sich in den letzten zehn Jahren kaum etwas geändert, doch gibt es heute einige Gründe für Optimismus. Die durch die Invasion Russlands in die Ukraine ausgelöste Energiekrise hat zwar kurzfristig zu einem Aufschwung der Kohleverstromung geführt. Doch längerfristig wird die Wende von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien vorangetrieben, auch weil höhere Kosten für fossile Brennstoffe grüne Lösungen attraktiver machen. Der REPowerEU-Plan fördert Initiativen für nachhaltige Energie; der US-amerikanische „Inflation Reduction Act“ sieht rund USD 370 Mrd. zur Finanzierung sauberer Energie vor. Beide könnten Investitionen des Privatsektors beschleunigen.

    Höhere Kosten für fossile Brennstoffe machen grüne Lösungen attraktiver

    Natürlich hat angesichts der anhaltenden Inflation und der steigenden Fremdkapitalkosten die Attraktivität umfangreicher „grüner Staatsausgaben“ nachgelassen. Doch dank des technologischen Fortschritts können es Solar- und Windenergie beim Bau neuer Infrastruktur inzwischen kostenmässig mit Kohle und Gas aufnehmen. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) werden die Investitionen in saubere Energien in den Industrieländern von heute bis 2030 um 50% auf etwa USD 2 Bio. ansteigen; dazu werden gemäss IEA neue nationale Massnahmen beitragen. Erfreulicherweise liegt das bedeutendste Potenzial insbesondere in den Entwicklungsländern, wo mit den grössten Fortschritten erzielt werden. Indien hat die nationalen Ziele für die Erzeugung sauberer Energie frühzeitig erreicht; Namibia und El Salvador haben einen der höchsten Anteile an Solarenergie in ihrem Energiemix. Kleinere Länder wie Eritrea und Ruanda ergreifen ebenfalls Massnahmen. Die COP27 kann dazu beitragen, Best Practices auszutauschen und den Technologietransfer zu erleichtern, damit die Entwicklungsländer von neuen Lösungen profitieren.

    Dank des technologischen Fortschritts können es Solar- und Windenergie beim Bau neuer Infrastruktur inzwischen kostenmässig mit Kohle und Gas aufnehmen

    Ein weiterer Schwerpunkt des Gipfels ist eine realistischere Preisgestaltung für Kohlenstoff, welche die Kosten der Emissionen erfasst und hilft, Kapital in grüne Lösungen zu lenken. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass Kohlenstoffpreise oder Emissionshandelssysteme noch immer nur rund ein Drittel der weltweiten Emissionen abdecken; der Durchschnittspreis muss von derzeit USD 6 pro Tonne bis 2030 in Richtung USD 75 steigen. Ebenfalls diskutiert werden dürfte an der COP27 die Frage der Kohlenstoffkompensationen bzw. der Finanzierung von Aktivitäten, die Emissionen neutralisieren oder aus der Atmosphäre entfernen. Ein solider Schritt nach vorn wäre hier die Befürwortung einer stärkeren Kontrolle der Aktivitäten sowie einer bedeutenderen Standardisierung und Regulierung durch den Integrity Council for the Voluntary Carbon Market.

    Die diesjährige COP27 findet unter weniger grossem Aufheben statt als die COP26. Der makroökonomische Hintergrund präsentiert sich heute schwächer, und die Welt hat mit hoher Inflation sowie den Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die Nahrungsmittel- und Energiesicherheit zu kämpfen. Angesichts der Klimakrise müssen wir jedoch jede Gelegenheit zum Wandel nutzen. Die Kräfte, welche die Wende zur Nachhaltigkeit vorantreiben, beschleunigen sich weiter und bieten Sicherheit in einer Zeit grosser Unsicherheit. Unsere Rolle besteht darin, uns im Namen unserer Kundinnen und Kunden auf die Unternehmen zu konzentrieren, deren Lösungen den Wandel fördern und die bei der Dekarbonisierung branchenführend sind. Dies bietet uns die Gelegenheit, das Portfoliorisiko zu mindern und Quellen für eine potenzielle Outperformance ausfindig zu machen.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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