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    CSR 2.0: Das Unternehmen wieder in den Dienst der Gesellschaft stellen

    CSR 2.0: Das Unternehmen wieder in den Dienst der Gesellschaft stellen
    Patrick Odier - Senior Managing Partner

    Patrick Odier

    Senior Managing Partner

    Le Temps hat den Artikel am 9. Juli 2018 publiziert.

    Der Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR), der für die soziale Verantwortung von Unternehmen steht, wurde schon vor über 65 Jahren geprägt. Lange war die CSR für die Firmen lediglich ein Mittel, um ihr Image und ihren Ruf aufzupolieren. Oder im besten Fall eine Möglichkeit, um ihre operative Effizienz zu steigern. Dabei stellt die CSR die Unternehmen letztlich vor eine viel grundlegendere Frage, nämlich nach ihrer Rolle in der Gesellschaft beziehungsweise ihrer wahren Existenzberechtigung. 

    Friedman gab den Ökonomen eine einfache – und vielfach zu kurz greifende – Antwort darauf: Die Aufgabe des Unternehmens besteht darin, Gewinne zu erwirtschaften. Man war sich einig, dass es sich keinesfalls in Belange des öffentlichen Interesses einmischen sollte, um sich nicht zu verzetteln. Ein Unternehmen sollte sich ausschliesslich auf sein Geschäftsergebnis konzentrieren. Die Wahrung des öffentlichen Interesses blieb dem Staat und den gemeinnützigen Organisationen vorbehalten.

    Doch seither haben sich die Rahmenbedingungen verändert. Der Druck der Zivilgesellschaft, der Konsumenten und oft sogar der Mitarbeitenden veranlasst die Unternehmen, die grundlegende Rolle, die sie in der Gesellschaft spielen wollen, besser zu definieren und wahrzunehmen. Die „Millenial“-Generation, der solche Themen besonders wichtig sind, hat diesen Trend noch verstärkt. Und auch die Investoren stossen mittlerweile ins gleiche Horn. So etwa Larry Fink, Verwaltungsratspräsident und CEO von BlackRock, dem weltweit grössten Vermögensverwalter mit mehr als 5'000 Milliarden an Kundenvermögen. Er hat die Führungsriegen der bedeutendsten Unternehmen Anfang des Jahres gewarnt, dass sie künftig nachweisen müssten, welchen positiven gesellschaftlichen Beitrag sie leisten, falls sie BlackRock weiterhin zu ihren Investoren zählen wollen. Die Worte des wichtigen Wall-Street-Akteurs schlugen hohe Wellen. Gleichzeitig waren sie ein starkes Zeichen, dass sich die Wahrnehmung der Rolle eines Unternehmens in den letzten Jahren grundlegend verändert hat – und dass es im Interesse der Finanzakteure liegt, sich entsprechend anzupassen. Diese Annäherung der Interessen hat zur Folge, dass die nachhaltige Entwicklung heute besonders spannende Chancen eröffnet.

    Die französische Regierung erwägt, das aus der Zeit Napoleons stammende Zivilgesetzbuch zu ändern. Darin wird festgehalten, dass den Aktionären der Vorrang einzuräumen sei: „Toute société doit […] être constituée dans l'intérêt commun des associés“ (Jede Gesellschaft muss so ausgestaltet sein, dass sie den gemeinsamen Interessen der Teilhaber Rechnung trägt). Diese Formulierung wird vielleicht bald einmal angepasst, um die ökologischen und sozialen Herausforderungen direkter zu berücksichtigen. Dies würde den Kreis der Anspruchsgruppen des Unternehmens deutlich erweitern.

    Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen. Sie ermöglicht, das Unternehmen wieder in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Die ausschliessliche Konzentration auf die Aktionäre würde durch den viel breiter gefassten Ansatz der „gemeinsamen Wertschöpfung“ abgelöst, um einen von Michael Porter geprägten Begriff aufzunehmen. Dieser Ansatz wird langfristig den Interessen des gesamten Ökosystems eines Unternehmens gerecht: den Aktionären, Kunden, Mitarbeitenden, Lieferanten, Partnern, Gemeinschaften sowie der Zivilgesellschaft und der Umwelt.

    Diese philosophische Revolution geht einher mit einer Neudefinition des CSR-Ansatzes. Die Zeiten sind vorbei, in denen sich die soziale Verantwortung eines Unternehmens darin erschöpfte, einen Jahresbericht zu erstellen, der die CSR-Aktivitäten des Unternehmens auflistete, deren Bezug zum Kerngeschäft meist recht gering war. Wir leben heute bereits im Zeitalter der CSR 2.0. Ihr Ziel ist es, das Unternehmen auf der Grundlage seiner Mission auf allen Ebenen tiefgreifend zu verändern. Die Rolle der CSR ist es sicherzustellen, dass diese Mission sowohl in den Abläufen des Unternehmens als auch in seinem Kerngeschäft kohärent umgesetzt wird.

    Die Mission der Finanzdienstleister zu definieren, insbesondere jener, die in Genf tätig sind, ist vergleichsweise einfach: Die grundlegende Aufgabe und der zentrale gesellschaftliche Nutzen der Anleger besteht darin, das Kapital so effizient und nützlich wie möglich zuzuweisen. Dies ist eine sehr wichtige Aufgabe, denn damit bestimmen die Anleger, welche Wirtschaftsmodelle Erfolg haben und welche – infolge von Kapitalmangel – wahrscheinlich scheitern werden.

    Aus genau diesem Grund müssen die Vermögensverwalter bei der Zuweisung des Kapitals ihrer Kunden nachhaltig und verantwortungsvoll vorgehen. Damit erfüllen Sie nicht nur ihre Mission und kommen ihrer sozialen Verantwortung nach, sondern sie wahren damit auch die Interessen ihrer Kunden. Gleichzeitig tragen sie zur Entstehung effizienterer, leistungsfähigerer und nachhaltigerer Wirtschaftsmodelle bei, die Vorboten der Welt von morgen sind.

    Ich bin überzeugt, dass ein Unternehmen langfristig nicht nur von seiner finanziellen Stabilität profitiert, sondern dass auch ein nachhaltiges Geschäftsmodell und die Wahrnehmung der sozialen Verantwortung wichtige Performancetreiber sind. Ein Unternehmen, das sich im CSR-Bereich besonders stark engagiert, wird oft mit einer überdurchschnittlichen Loyalität seiner Konsumenten, einer grösseren Attraktivität als Arbeitgeber und einer höheren operativen Effizienz entschädigt. Das sind lauter Elemente, welche die langfristige Rentabilität einer Investition begünstigen können.

    Wir müssen endlich Taten statt Worte sprechen lassen. Die soziale Verantwortung der Vermögensverwalter darf sich nicht auf die Anlageprozesse beschränken. Sie ist bei all unseren Unternehmensabläufen zu berücksichtigen. Auch wenn der Genfer Finanzplatz den Vergleich mit dem Ausland nicht unbedingt zu scheuen braucht – er kann noch mehr tun. So könnte er sich beispielsweise international profilieren, indem er Kapital für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen mobilisiert. Genf verfügt über viele Trümpfe – einer davon ist auch die bevorstehende Errichtung des weltweiten Hauptsitzes des Netzwerks von FC4S (Financial Centres for Sustainability). Das eröffnet nicht nur Chancen, sondern ist auch mit Verantwortung für alle Akteure des Finanzplatzes Genf verbunden, die wir konsequent wahrnehmen müssen.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend "Lombard Odier") herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre. 

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