Wir verwenden Cookies, die notwendig sind, damit unsere Website funktioniert. Ausserdem verwenden wir Analyse-Cookies und Cookies von Drittanbietern, um unseren Datenverkehr zu überwachen sowie Inhalte und Anzeigen zu personalisieren.
Bitte klicken Sie auf „Cookie-Einstellungen“, um zu erfahren, wie Sie Ihre Zustimmung widerrufen und Cookies blockieren können. Ausführlichere Informationen über die von uns verwendeten Cookies und darüber, mit wem wir zusammenarbeiten, finden Sie in unserer Cookie-Richtlinie.
Notwendige Cookies:
Notwendige Cookies helfen, eine Website nutzbar zu machen, indem sie grundlegende Funktionen wie Seitennavigation und den Zugang zu sicheren Bereichen der Website ermöglichen. Diese können in unseren Systemen nicht abgeschaltet werden. Sie können Ihren Browser so einstellen, dass er diese Cookies blockiert oder Sie auf diese Cookies hinweist, was dann allerdings einige Bereiche der Website beeinträchtigen kann. Ohne diese Cookies kann die Website nicht ordnungsgemäss funktionieren.
Statistik- und Marketing-Cookies:
Statistik-Cookies helfen Website-Besitzern zu verstehen, wie Besucher mit Websites interagieren, indem Informationen gesammelt und gemeldet werden.
Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Websites zu folgen. So sollen Anzeigen eingeblendet werden, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer und daher wertvoller für Verleger und werbetreibende Dritte sind. Wir arbeiten mit Dritten zusammen und verwenden Cookies von Dritten, um Werbebotschaften auf und ausserhalb dieser Website für Sie relevanter zu gestalten.
Seit 1990 hat die Globalisierung des Handels dazu beigetragen, eine Milliarde Menschen aus extremer Armut zu befreien.1 Diese Zeit war von einer unipolaren Weltordnung geprägt: Die USA waren die führende Macht, der US-Dollar die Leitwährung für einen Grossteil des internationalen Handels. Wie nie zuvor eröffneten sich ärmeren Ländern Möglichkeiten, ihren Lebensstandard zu erhöhen und ihre Gesundheitssysteme zu verbessern.
Aktuell befindet sich die Weltordnung jedoch im Wandel. In den Industrieländern werden angesichts des stagnierenden Lebensstandards Forderungen laut, ins Ausland verlagerte verarbeitende Industrien zurückzuholen. Zugleich sind einige zunehmend wohlhabende Schwellenländer nicht mehr zufrieden damit, die Regeln anderer befolgen zu müssen.
Von Zöllen bis zu Handelskriegen, von Subventionen bis zu Sanktionen – die Weltordnung, die über Jahrzehnte hinweg Wachstumsmotor der Weltwirtschaft war, ist im Umbruch. Normalerweise wären Zeiten wie diese für Anlegerinnen und Anleger ein Grund zur Vorsicht und Zurückhaltung. Könnte diese Umbruchphase dennoch auch neue Möglichkeiten eröffnen, um überdurchschnittliche Performance zu erzielen und langfristig Vermögen aufzubauen?
Könnte diese Umbruchphase auch neue Möglichkeiten eröffnen, um überdurchschnittliche Performance zu erzielen und langfristig Vermögen aufzubauen?
Von der Globalisierung zur Fragmentierung
2018 verhängte der damalige US-Präsident Donald Trump Einfuhrzölle von bis zu 25% auf Hunderte von chinesischen Waren. Damit reagierte er auf „unfaire Handelspraktiken“, die – so Trump – „es vielen US-Unternehmen unmöglich machen, unter gleichen Bedingungen im Wettbewerb zu bestehen“.2 China zog nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“ mit eigenen Zöllen nach, und der Handelskonflikt eskalierte rasch.3
Auch die Subventionen nahmen in den letzten Jahren zu und sorgten selbst unter Verbündeten für Spannungen. So verabschiedeten die USA 2022 den Inflation Reduction Act, der Steuererleichterungen in Milliardenhöhe für im Bereich der sauberen Energie tätige Unternehmen vorsah. Daraufhin erklärte der französische Präsident Emmanuel Macron: „Wir müssen mit Stärke reagieren – sofort.“4 Binnen Monaten legte die Europäische Kommission mit dem Netto-Null-Industrie-Gesetz5 ihr eigenes Subventionsprogramm für saubere Energien vor. Die EU führte zudem vor Kurzem zusätzliche Einfuhrzölle für chinesische Elektrofahrzeuge ein. Damit will sie der „unfairen Subventionierung“ der Automobilhersteller durch die chinesische Regierung entgegentreten.6
Und schliesslich kommen noch die Sanktionen hinzu. Nach Untersuchungen der Global Sanctions Database setzen die Regierungen der Welt mehr Sanktionen ein als je zuvor.7 Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Bereitschaft zu militärischen Aktionen nachlässt. Die Staats- und Regierungschefs der G7 drohen China nun wegen seiner Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg mit weiteren Sanktionen.8
Unsicherheit in einem aussergewöhnlichen Wahljahr
Der Wettbewerb zwischen den USA und China veranlasst inzwischen viele Länder dazu, breitere Bündnisse zu schliessen. So schlossen sich Anfang 2024 Äthiopien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Iran den BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an. Dieses Staatenbündnis wurde ursprünglich als Gegengewicht gegen die politische und finanzielle Vormachtstellung der USA und anderer westlicher Mächte gegründet. Auch Saudi-Arabien, ein wichtiger Verbündeter der USA im Nahen Osten, erwägt, eine Einladung zum Beitritt anzunehmen.
Die wachsende geopolitische Rivalität fällt in eine Zeit ungewöhnlicher weltweiter Unsicherheit. 2024 ist das grösste Wahljahr der Geschichte: In mehr als 60 Ländern sind die Menschen zum Urnengang aufgerufen – und damit mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Vielerorts ist der Populismus auf dem Vormarsch. Regierungen sehen sich dadurch veranlasst, sich stärker auf eine nach innen gerichtete Politik und weniger auf die globale Integration zu konzentrieren.
Die wachsende geopolitische Rivalität fällt in eine Zeit ungewöhnlicher weltweiter Unsicherheit
Für Anlegerinnen und Anleger ist die US-Präsidentschaftswahl im November besonders wichtig. Sollte Donald Trump gewinnen und die aktuelle Vizepräsidentin Kamala Harris unterliegen, könnten die Handelsspannungen zwischen den USA und China weiter eskalieren. Für China, das infolge der Deflationsrisiken bereits Schwierigkeiten hat, das Wachstum anzukurbeln, wäre das ein weiterer Rückschlag.9 Eine „America First“-Politik von Trump könnte sogar pauschale Zölle auf alle Importe in die USA vorsehen. Dadurch würden alle Handelspartner – politische Verbündete ebenso wie Rivalen – gleichermassen benachteiligt. Die Folgen wären voraussichtlich eine weitere Stärkung des US-Dollar und eine Schwächung der Währungen von Exportländern.10
Vor diesem von Unsicherheit geprägten, zunehmend fragmentierten Hintergrund versuchen viele westliche Regierungen und Unternehmen, im Inland resiliente Lieferketten aufzubauen. Durch „Reshoring“ sollen Produktions- und Dienstleistungszweige, die im Zuge der jahrzehntelangen globalen Integration ins Ausland verlagert wurden, wieder ins Inland zurückgeholt werden. Fast drei Viertel der US-amerikanischen und europäischen Unternehmen planen entsprechende Veränderungen in der Produktion oder bei den Lieferanten. Das ergab eine 2022 durchgeführte Umfrage von ABB, einem Spezialisten für digitale Technologie. In den USA erreichte das Reshoring 2022 ein Rekordhoch.11 Der Trend setzte sich auch 2023 fort. Inzwischen wurden dadurch schätzungsweise 300’000 neue Arbeitsplätze geschaffen.12
Newsletter abonnieren
Erleichtert wird das Reshoring durch Fortschritte bei Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik. Damit dürften die Fertigungskosten in den neu errichteten Produktionsstandorten im Westen niedrig gehalten werden.
Auch das sogenannte „Friendshoring“ bietet neue Möglichkeiten. Dabei verlagern die westlichen Länder ihre Lieferketten weg von ihren politischen Rivalen zu politisch freundlich gesinnten Verbündeten. Mexiko profitiert bereits jetzt davon: 2023 exportierte das Land gemessen am Wert 5% mehr Waren in die USA als noch im Vorjahr. Es überholte China und wurde zum grössten Exporteur von Waren in die USA.13
Reshoring und Reindustrialisierung werden Auswirkungen auf zahlreiche Sektoren haben. Im Kampf um die Technologieführerschaft tritt die Gestalt der neuen Weltordnung am deutlichsten zu Tage. 65% aller Halbleiter weltweit werden in Taiwan hergestellt, darunter auch 90% der modernsten Chips.14 Im Tauziehen zwischen den USA und China ist Taiwan zum Seil geworden.
2022 versetzte der US CHIPS Act die Branche mit der Ankündigung in Aufruhr, USD 280 Mrd. zur Förderung der heimischen Halbleiterproduktion zu investieren. Damit sollte die Abhängigkeit von Taiwan reduziert werden.15 Gleichzeitig kündigte US-Präsident Joe Biden Exportkontrollen an, durch die die Fähigkeit Chinas, hoch entwickelte Chips zu kaufen oder selbst herzustellen, stark eingeschränkt werden sollte.16 Auch die EU hat inzwischen ein Chip-Gesetz verabschiedet. Ihr erklärtes Ziel ist, ihren Anteil an der Halbleiterbranche – die laut Prognosen bis 2030 ein Volumen von USD 1 Bio. erreichen soll17 – von 9% auf 30% zu steigern.18
Im Kampf um die Technologieführerschaft tritt die Gestalt der neuen Weltordnung am deutlichsten zu Tage
Diese Chips und die KI, die sie steuern, werden in einer anderen wachsenden Technologiebranche von entscheidender Bedeutung sein: der Cybersicherheit. Am 7. Mai 2021 legte ein Cyberangriff die Colonial Pipeline, die grösste Pipeline für raffiniertes Öl in den USA, lahm. Das Öl floss erst wieder, nachdem ein Lösegeld von USD 4 Mio. gezahlt worden war.19 Matt Hartman, ein Beamter der Cybersecurity and Infrastructure Security Agency der USA, sprach eine deutliche Warnung aus: Nach seinen Angaben nehmen „nationalstaatliche Akteure“ ebenso wie „Ransomware-Teams“ gezielt die Infrastruktur und das Gesundheitswesen ins Visier. Er beschrieb die Bedrohung als „nationalen Notstand“.20
Angesichts der zunehmenden Fragmentierung der Welt wird diese Bedrohung voraussichtlich weiter wachsen. Regierungen und Unternehmen dürften daher mehr in Abwehrmassnahmen investieren. Nach Schätzungen des Beratungsunternehmens McKinsey könnte der gesamte Zielmarkt für die Cybersicherheitsbranche ein Potenzial von USD 2 Bio. erreichen.21
Der verstärkte Fokus auf nationaler Sicherheit treibt auch die Bemühungen voran, die nationale Energieunabhängigkeit zu sichern. Für viele Länder bedeutet dies die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen.
In Europa wurde der REPowerEU-Plan22 nach der Invasion der Ukraine ausdrücklich mit der Absicht erarbeitet, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland zu beenden. Er mobilisiert fast USD 300 Mrd. für Massnahmen wie die beschleunigte Einführung von Wind- und Solarenergie. Auch die Produktion von grünem Wasserstoff soll damit deutlich verstärkt werden. Zusammen mit ähnlichen Bestimmungen im US Inflation Reduction Act fliessen nun weltweit enorme Investitionen in Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien.
Ähnliches gilt für die „Energiemetalle“, die für die Umstellung auf erneuerbare Energien benötigt werden. Aktuell sind der Abbau und die Verarbeitung vieler dieser Metalle stark in bestimmten Regionen konzentriert: So werden beispielsweise 60% der Seltenerdmetalle – wichtige Bestandteile von Batterien, Magneten und vielen elektronischen Geräten – in China abgebaut.23
Mittlerweile tätigen mehrere Industrieländer Investitionen, um ihre eigene Versorgung zu sichern. Im US-Bundesstaat Wyoming wurden durch Explorationsmassnahmen die grössten bekannten Vorkommen von seltenen Erden in Nordamerika entdeckt.24 In Kanada wird seit 2022 das erste Seltenerdbergwerk des Landes betrieben. Es hilft „Kanada und seinen Verbündeten, von Lieferungen aus China unabhängig zu werden“, so David Connelly, Vice-President of Strategy des Projekts.25
Unseres Erachtens zählt die geopolitische Neuordnung neben technologischer Innovation, demografischem Wandel und Klimawandel zu den wichtigsten Faktoren für Anlegerinnen und Anleger
Investieren in der neuen Weltordnung
Unseres Erachtens zählt die geopolitische Neuordnung neben technologischer Innovation, demografischem Wandel und Klimawandel zu den wichtigsten Faktoren für Anlegerinnen und Anleger. Unser rethink investments-Ansatz nutzt die sich abzeichnende neue Ordnung, um nach neuen Anlagemöglichkeiten zu suchen. Diese ergeben sich daraus, dass Regierungen und Unternehmen Massnahmen treffen, um zuverlässige Lieferketten zu schaffen, die Energieversorgung sicherzustellen und die nationale Sicherheit zu gewährleisten.
Wir erwarten, dass unsere sechs zentralen rethink investments-Themen – Demografie, Langlebigkeit, Technologie, Infrastruktur, Übergang zu einer Netto-Null-Welt und einem naturverträglichen Wirtschaftsmodell – sich in einer fragmentierten Welt nicht-linear entfalten. Sie werden zudem als Katalysatoren für andere Themen fungieren. Regierungen investieren beispielsweise in die physische und digitale Infrastruktur, die zur Gewährleistung der nationalen Energiesicherung notwendig ist. Damit ebnen sie gleichzeitig den Weg für die Einführung erneuerbarer Energien und die nachfrageseitige Elektrifizierung, die unserem Netto-Null-Thema zugutekommen werden.
Der Trend zum Reshoring fliesst indes in unsere Themen Infrastruktur und Technologie ein. Mit zunehmenden technologischen Fortschritten könnte dies wiederum tiefgreifende Auswirkungen auf die Themen Langlebigkeit und Demografie haben. Robotik und KI tragen dazu bei, dass die verarbeitende Industrie trotz alternder Bevölkerung floriert.
Mit rethink investments reagieren wir auf die zahlreichen grundlegenden langfristigen Veränderungen, die sich aktuell vollziehen. Im Laufe von mehr als 225 Jahren und über 40 Finanzkrisen haben wir erlebt, wie die geopolitische Weltkarte mehrmals neu gezeichnet wurde. Deshalb treten wir gelassen einen Schritt zurück, um das Gesamtbild zu betrachten und gestärkt aus dem Wandel hervorzugehen. Unsere Erfahrung als Anleger hat uns gelehrt, dass wir Veränderungen nicht fürchten, sondern vielmehr bestmöglich nutzen sollten. Aktuell befindet sich die Welt im Wandel. Wir sehen darin eine Zeit neuer Möglichkeiten.
teilen.