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    Der Weg zu einem schwächeren US-Dollar ist holprig

    Der Weg zu einem schwächeren US-Dollar ist holprig
    Kiran Kowshik - Global FX Strategist

    Kiran Kowshik

    Global FX Strategist
    Samy Chaar - Chefökonom und CIO Schweiz

    Samy Chaar

    Chefökonom und CIO Schweiz

    Kernpunkte

    • Die jüngste Dollar-Stärke könnte unseres Erachtens von kurzer Dauer sein, da sich das US-Wachstum verlangsamt und die Hoffnungen auf Zinssenkungen im Jahr 2023 schwinden.
    • Sinkende Energiepreise könnten den „Terms of Trade“-Vorteil der USA verringern und den Leistungsbilanzen Japans und der Eurozone zugutekommen. Zugleich könnten angespanntere Kreditbedingungen die Nachfrage nach Zufluchtswährungen antreiben.
    • Unseres Erachtens dürfte sich der US-Dollar in der zweiten Jahreshälfte gegenüber dem Euro, dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken abschwächen. Wir behalten unsere derzeitige Dollar-Untergewichtung in den Portfolios bei.
    • Eine Verringerung der Abhängigkeit vom Dollar würde eine erhebliche Veränderung der internationalen Handelsmuster erfordern. Die jüngste Diversifizierung der Devisenreserven weg vom US-Dollar dürfte nicht dazu führen, dass der Dollar seine vorherrschende Stellung bald verliert. Sie dürfte auch kein Markttreiber sein.

    Aufgrund der unerwartet robusten US-Wirtschaft verschiebt sich der erwartete Zeitpunkt einer Rezession immer weiter nach hinten. Dies hat den US-Dollar in den letzten Monaten unterstützt. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich der Dollar bis Ende 2023 gegenüber wichtigen Währungen wie dem Euro, dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken abschwächt.

    Der Dollar hat sich 2023 bisher gut behauptet – trotz anhaltender Turbulenzen im US-Regionalbankensektor und der politischen Krise wegen der US-Schuldenobergrenze. Ein Grund dafür ist die Stärke des US-Konsums. Die Verbraucherausgaben – denen die verbleibenden Ersparnisse und ein immer noch angespannter Arbeitsmarkt zugutekommt – haben die Anlegerinnen und Anleger überrascht. Die Inflation verharrt über dem Zielwert, und es gibt keine Anzeichen für eine dramatische Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit. Daher scheint die Fed nun entschlossen, am Zinsniveau so lange festzuhalten, bis sie den Kampf gegen die Inflation für gewonnen erklären kann. Davon profitiert der Dollar. Auf der anderen Seite bestehen Fragezeichen mit Blick auf Chinas aufkeimende wirtschaftliche Erholung und infolgedessen Bedenken hinsichtlich der Stärke des globalen Wachstums. In der Vergangenheit war der Dollar immer dann stark, wenn er hohe Renditen bot und die Aussichten für den Welthandel getrübt waren. Hingegen waren deutlich niedrigere US-Zinsen und ein gesundes globales Wachstum in der Regel die Voraussetzungen für eine Dollar-Schwäche.

    In der Vergangenheit war der Dollar immer dann stark, wenn er hohe Renditen bot und die Aussichten für den Welthandel getrübt waren

    Unserer Meinung nach könnte die jüngste Dollar-Stärke jedoch von kurzer Dauer sein. Mit dem Rückgang der Erdgaspreise hat sich der Handelsvorteil der USA gegenüber Energieimporteuren wie Japan und der Eurozone verringert. Dies stützt den Euro und den japanischen Yen, welche die Hauptlast des Energieschocks im Jahr 2022 zu tragen hatten. Während die Fed eine Pause einlegt, dürften unseres Erachtens die Notenbanken der Eurozone und der Schweiz die Geldpolitik weiter straffen. Dies würde die Vorteile des Dollar schmälern. Die strengeren Kreditbedingungen weltweit und die Sorgen der Anleger über den Zeitpunkt einer US-Rezession dürften in den kommenden Monaten anderen Zufluchtswährungen zugutekommen.

    Wir bevorzugen den Yen – der traditionell gut abschneidet, wenn die Risikoaversion der Anleger zunimmt – und den Schweizer Franken. Die Aussenbilanz der Schweiz ist gesund, und die Schweizerische Nationalbank favorisiert eine starke und stabile Währung, um die importierte Inflation in Schach zu halten. Zugleich könnte in den USA die Einigung der beiden Parteien über die Schuldenobergrenze einen Teil der Bundesausgaben bis 2024 limitieren und damit die mittelfristige Nachfrage nach dem Dollar verringern.

    Die strengeren Kreditbedingungen weltweit und die Sorgen der Anleger über den Zeitpunkt einer US-Rezession dürften in den kommenden Monaten Zufluchtswährungen zugutekommen

    Der Weg zu einem schwächeren Dollar dürfte jedoch holprig sein, da die Marktteilnehmer ihre Annahmen über die US-Geldpolitik und die globalen Wachstumsaussichten anpassen. Wir gehen je nach Währungspaar von einer unterschiedlichen Dynamik des Dollar aus. Für den Rest des Jahres 2023 erwarten wir eine Abschwächung des US-Dollar gegenüber dem Euro, dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken. Zugleich rechnen wir mit einer Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Pfund Sterling, dem kanadischen Dollar und dem chinesischen Yuan.

    Der Euro-Dollar-Kurs dürfte sich unseres Erachtens in den kommenden Monaten in einer Spanne von 1,06 bis 1,10 bewegen und in einem Jahr ein Niveau von 1,12 erreichen. In den Kundenportfolios bleiben wir im US-Dollar und im chinesischen Yuan untergewichtet sowie im japanischen Yen übergewichtet.

    Wir bleiben im US-Dollar und im chinesischen Yuan untergewichtet sowie im japanischen Yen übergewichtet

    Angestrebte Entdollarisierung

    Längerfristig wird die Dominanz des Dollar als globale Reservewährung weiter infrage gestellt. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 wird vermehrt über die weltweite Abhängigkeit vom Dollar und dessen sinkenden Anteil an den globalen Reserven diskutiert. Angesichts einer zunehmend multipolaren Geopolitik scheint eine gewisse Diversifizierung unvermeidlich, da sich die Länder um die Sicherheit ihrer Währungsreserven sorgen. „Blockfreie“ Länder haben es abgelehnt, die unter der Leitung der USA verhängten Sanktionen zu unterstützen. Sie treiben weiterhin Handel mit Russland und versuchen, sich vor den Konsequenzen zu schützen, mit denen sie deshalb konfrontiert werden könnten. China hat bereits versucht, den Yuan verstärkt für die Abwicklung internationaler Handelsgeschäfte zu nutzen.

    Zwar befindet sich laut jüngsten Daten des Internationalen Währungsfonds der Anteil des Dollar an den weltweiten Währungsreserven aktuell auf dem niedrigsten Stand seit 1994. Allerdings beträgt dieser Anteil immer noch über 40%, womit der Dollar unangefochten die vorherrschende Weltreservewährung bleibt. Abgesehen vom Euro und Pfund Sterling (vor den 1970er-Jahren) hat sich keine Währung auch nur annähernd als konkurrenzfähig erwiesen. Bei fast 90% aller Devisengeschäfte steht der Dollar auf einer Seite der Gleichung. Die grössten Mengen an Devisenreserven werden von den weltweiten Notenbanken gehalten. Es stehen global schlicht zu wenig Fremdwährungen zur Verfügung, um diese Portfolios deutlich zu diversifizieren. Alternativen zum US-Dollar (und zu US-Staatsanleihen) sind entweder institutionell weniger sicher bzw. weniger liquide oder bieten eine geringere Rendite – oder eine Kombination dieser drei Faktoren. China kann den Yuan nicht als Alternative anpreisen, solange es die Kapitalkontrollen nicht lockert. Ohne die Yuan-Reserven Russlands entfallen nur 2,7% der weltweiten Reserven auf die chinesische Währung.

    Alternativen zum US-Dollar (und zu US-Staatsanleihen) sind entweder institutionell weniger sicher bzw. weniger liquide oder bieten eine geringere Rendite

    Damit seine Währung als dominierende Reservewährung infrage kommt, muss ein Land eine globale Nachfrage generieren sowie Handelsdefizite aufweisen und somit Kapital exportieren. In den letzten Jahrzehnten hat sich das US-Handelsdefizit ausgeweitet, während die weltweite Abhängigkeit vom US-Konsum zugenommen hat. Viele Exporteure rund um den Globus sind nach wie vor auf die Ausgaben der USA angewiesen, die zum jetzigen Zeitpunkt kein Land ersetzen kann. Doch in vielen Ländern – etwa in Japan und Deutschland – gehört es zum Nationalstolz, weiterhin einen Handelsüberschuss zu erzielen. Für andere – beispielsweise China – könnte ein Handelsdefizit angesichts der aktuellen makroökonomischen Anfälligkeit und der Kapitalflucht, die ein Defizit mit sich bringen könnte, problematisch sein. Des Weiteren ist es unwahrscheinlich, dass die Diversifizierung der Währungsreserven an sich die Währungsentwicklung antreibt. Die Ströme des privaten Sektors (als Reaktion auf globale makroökonomische Faktoren) sind in der Regel viel bedeutender und für die Währungsentwicklung wichtiger. Kurzum: Wir erwarten nicht, dass eine begrenzte anhaltende Diversifizierung der Währungsreserven weg vom Dollar dessen Performance massgeblich beeinflusst.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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