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    Eine nachhaltige Zukunft der Modeindustrie entwerfen

    Eine nachhaltige Zukunft der Modeindustrie entwerfen

    Die Chemiker Akshay Sethi und Moby Ahmed sind, so glauben sie, an einer grossen Sache dran. Die Mitgründer des in Los Angeles ansässigen Start-ups Ambercycle haben eine Methode entwickelt, um aus alter Kleidung ein neues Polyestergewebe herzustellen und sie dadurch davor zu bewahren, zu Abfall zu werden.

    Das Duo hat ein weites Betätigungsfeld: Allein in den USA werden jedes Jahr 11 Millionen Tonnen Kleider1 weggeworfen. Rund 85% davon landen auf Mülldeponien2 oder werden verbrannt. Die Zahlen zeigen, dass die Modeindustrie einer der grössten Klimasünder ist. Sie erzeugt 10% der weltweiten CO2-Emissionen3 – mehr als alle internationalen Flüge zusammen. Dazu kommt die Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik aus Kleidung.

    Die Zahlen zeigen, dass die Modeindustrie einer der grössten Klimasünder ist. Sie erzeugt 10% der weltweiten CO2-Emissionen

    Mit dem Geschäftsmodell der Fast Fashion verschärft sich das Problem. Sie ist darauf aus, den Wunsch der Konsumenten nach der neuesten Mode zum niedrigsten Preis für sich zu nutzen, und produziert deshalb da, wo es weltweit am kostengünstigsten ist. Wie der Einsturz der Textilfabrik in Bangladesch zeigte, nimmt dieses Segment der Modebranche oft wenig Rücksicht auf den Schutz von Menschenrechte und Umwelt.

    Dass die Fast-Fashion-Branche nach einem COVID-19-bedingten Rückgang erneut wachsen dürfte, ist ebenso besorgniserregend. Der globale Markt wird 2023 ein Volumen von USD 38,21 Mrd4. erreichen. Wenn wir UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen wollen, ist der business-as-usual-Ansatz der Branche allerdings nicht aufrechtzuerhalten. Wir müssen zu einer Kreislaufwirtschaft übergehen, die auf Abfallminimierung und Ressourcenschonung setzt und die Prinzipien von Recycling, Wiederverwendung und Reparatur fördert.

    Wir müssen zu einer Kreislaufwirtschaft übergehen, die auf Abfallminimierung und Ressourcenschonung setzt und die Prinzipien von Recycling, Wiederverwendung und Reparatur fördert.

    Was also bedeutet dies sowohl für Modehändler als auch für Kunden und die Branche als Ganzes?

     

    Nachhaltige Initiativen der Modebranche

    Eine Reihe neuer Branchenstandards gemeinnütziger Organisationen und Institutionen fördert den Wandel in der Branche.

    Die United Nations Alliance for Sustainable Fashion beispielsweise vermittelt zwischen den Vereinten Nationen und Modeunternehmen, welche die Nachhaltigkeitsziele der Organisation unterstützen. Sie führt unter anderem Öffentlichkeitskampagnen durch, um das Bewusstsein für nachhaltige Mode zu schärfen, und fördert technologische Lösungen für die ökologischen Herausforderungen der Modebranche von heute.

    Darüber hinaus existieren eine Fülle sektorspezifischer, nachhaltiger Initiativen. Besonders die Baumwollbranche trägt zu einem grossen Bestandteil zur Umweltverschmutzung bei: 24% des globalen Insektizideinsatzes entfallen auf den Baumwollanbau. Zertifizierungsprogramme wie die Better Cotton Initiative motivieren die Produzenten entsprechend zu nachhaltigeren Praktiken. Diejenigen, die die Auflagen der Initiative befolgen, verbrauchen Wasser verantwortungsvoll und setzen nur begrenzt Pestizide ein.

    Solche Standards und Initiativen fördern auch ein nachhaltiges Bewusstsein der Konsumenten. Die britische Initiative Love Your Clothes etwa gibt Upcycling- und Reparatur-Tipps, um die Lebensdauer der Kleidung zu verlängern und dadurch Ressourcen zu schonen.

    Von Kunden ausgehende Nachhaltigkeitsbemühungen

    Das Upcycling von Kleidung ist nur einer von vielen Ansätzen der Kunden, die aus Sparsamkeit oder Umweltbewusstsein versuchen, von den verschwenderischen Praktiken der Fast Fashion wegzukommen.

    Das Upcycling von Kleidung ist nur einer von vielen Ansätzen der Kunden (...) von den verschwenderischen Praktiken der Fast Fashion wegzukommen

    Sie machen sich die Grundsätze der Slow Fashion zu eigen, der Gegenentwurf zur Fast Fashion. Ihre Forderung ist Kleidung, die hält, statt in der nächsten Saison zum Wegwerfprodukt zu werden. In diesem Kontext gewinnt auch das Prinzip der sogenannten Capsule Garderobe an Boden – eine Garderobe, die aus ein wenigen ausgewählten Kleidungsstücken besteht, die länger getragen werden können. Dieser Ansatz betont das Kreislaufprinzip, von vornherein weniger Ressourcen zu verbrauchen.

    Konsumenten, die sich die neueste Mode wünschen, aus wirtschaftlichen oder ökologischen Gründen aber nicht ihren Kleiderschrank komplett neu bestücken möchten, können Outfits bei Unternehmen wie Rent the Runway leihen statt kaufen. Diese Unternehmen verschaffen den Kunden Zugang zu einer grösseren Auswahl an Kleidung und ermöglichen ihnen, immer die neuesten Trends zu tragen und gleichzeitig möglichst wenig persönliche Kleidungsstücke wegzuwerfen. Doch obwohl die Idee den Konsumenten helfen könnte, weniger Kleidung zu kaufen und wegzuwerfen, dürfte sie durch den Transport der Mietkleidung weiterhin CO2-Emissionen verursachen.

    Konsumenten, die sich die neueste Mode wünschen, aus wirtschaftlichen oder ökologischen Gründen aber nicht ihren Kleiderschrank komplett neu bestücken möchten, können Outfits bei Unternehmen wie Rent the Runway leihen statt kaufen

    Wiederverwendung und Recycling sind nichts Neues, doch die Konsumenten haben heute neue Wege, dies zu tun. Unternehmen wie Thred Up beispielsweise nutzen die Grössenvorteile des Internets, um die Kunden dazu zu ermutigen, Kleidung auf einer Secondhand-Plattform zu kaufen und zu verkaufen.

     

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    Modehändler geben den Ton an

    Auch die Einzelhändler haben den Ruf nach Nachhaltigkeit vernommen und kommen nicht umhin, zu umweltschonenderen Praktiken überzugehen.

    Besonders Denim ist ein notorischer Umweltsünder. Seine Verwitterungs- und Säurewaschprozesse benötigen eine Menge Chemikalien. Von der Baumwolle bis zur fertigen Jeans werden zudem massenweise Wasser benötigt. Für die Produktion eines einzigen Paars kommen 8000 Liter Wasser[1] zusammen. Allmählich beginnt die Branche, Chemikalien und Sandstrahlen durch schonendere Technologien wie die Lasermethode zu ersetzen, um ihren unverwechselbaren Look zu erzeugen.

    Unternehmen wie MUD arbeiten derweil an der Herstellung von Jeans mit weniger Wasser, verzichten auf giftige Chemikalien und haben ein Rücknahmesystem eingeführt, das Recycling fördert. Und Lee Jeans hat im März eine vollständig biologisch abbaubare Jeanskollektion vorgestellt. Diese kommt ganz ohne Metallnieten aus und besteht aus Leinenbaumwolle. Entfernt man die Knöpfe, ist die Jeans vollständig biologisch abbaubar.

    Biocouture ist ein Konzept, bei dem natürliche Erzeugnisse wie Bakterien verwendet werden, um die Rohstoffe für Kleidung herzustellen, sodass Kleidung möglichst umweltschonend produziert und entsorgt werden kann. Der in Finnland entwickelte Prozess Ioncell soll Zellstoff und Papierprodukte in Fasern für Kleidung umwandeln. Für Aufmerksamkeit sorgte das Projekt erstmals, als die First Lady von Finnland bei einem Staatsbankett ein Abendkleid aus diesen Fasern trug. Zu den weiteren, ebenso beeindruckenden Biocouture-Unternehmen zählt das italienische Start-up Orange Fiber, das aus Zitronenschalen und anderen Zitrussaft-Nebenprodukten Fasern herstellt.

    Bioinspirierte Stoffe wie Microsilk von Bolt Technology, eine Kunstseide, deren Herstellungsprozess weniger Belastungen verursacht als traditionelle Materialien, sind ebenfalls vielversprechend. Sie sind Teil des biologischen Kreislaufs und weisen zahlreiche der guten Eigenschaften von Seide, wie hohe Festigkeit und Geschmeidigkeit, auf.

     

    Auf dem Weg zu einer kreislauffähigen Modebranche

    Die Modebranche hat zwar erheblich zur Klimakrise beigetragen. Doch es gibt vielversprechende Anzeichen für eine Trendwende.

    Die jedes Jahr während der Fashion Week verliehenen Green Carpet Fashion Awards in Mailand verdeutlichen das wachsende Bewusstsein für die äusserst negative Ökobilanz der Modebranche und würdigt relevante Verbesserungsbemühungen der italienischen Mode in puncto Nachhaltigkeit.

    Die jedes Jahr während der Fashion Week verliehenen Green Carpet Fashion Awards in Mailand verdeutlichen das wachsende Bewusstsein für die äusserst negative Ökobilanz der Modebranche und würdigt relevante Verbesserungsbemühungen der italienischen Mode in puncto Nachhaltigkeit.

    Die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit für eine gesamte textile Kreislaufwirtschaft, von der Produktion über den Vertrieb bis zur Entsorgung, wird immer deutlicher.

    Während viele grüne Konzepte in der Modebranche nach Wegen zu einer profitablen Skalierung suchen, sind sie doch Hoffnungsschimmer in einer Branche, die an allen Fronten Dynamik braucht, um Nachhaltigkeitsstandards zu erfüllen. Nichtsdestotrotz ist umweltbewusste und nachhaltige Mode die Garderobe der Zukunft. Denn Technologien werden die Verarbeitung und den Einsatz von Materialien verbessern und Konsumenten bewegen sich unaufhaltsam in Richtung eines nachhaltigeren Konsummodells.

    1https://www.nytimes.com/2019/09/03/books/review/how-fast-fashion-is-destroying-the-planet.html  
    2Idem
    3https://www.unece.org/info/media/news/forestry-and-timber/2018/fashion-is-an-environmental-and-social-emergency-but-can-also-drive-progress-towards-the-sustainable-development-goals/doc.html
    4https://www.globenewswire.com/news-release/2020/06/09/2045523/0/en/Global-Fast-Fashion-Market-Report-2020-to-2030-COVID-19-Growth-and-Change.html
    5https://www.marieclaire.com/fashion/a27046417/denim-water/

    Wichtige Hinweise.

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