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    Anhaltende Datenjagd der Fed inmitten von Volatilität und Bankturbulenzen

    Anhaltende Datenjagd der Fed inmitten von Volatilität und Bankturbulenzen
    Stéphane Monier - Chief Investment Officer<br/> Lombard Odier Private Bank

    Stéphane Monier

    Chief Investment Officer
    Lombard Odier Private Bank

    Kernpunkte

    • Nach dem Ausfall von zwei kleinen US-Banken kämpft die Fed jetzt gegen die Inflation und die potenzielle Ausbreitung von Finanzrisiken.
    • In einem ungewöhnlich unsicheren Umfeld ist die Fed in hohem Masse datenabhängig, da die Berichte zu Beschäftigung, Verbrauch und Inflation unbeständig bleiben.
    • Ein Jahr nach Beginn der Zinsanhebungen durch die Fed sind die Auswirkungen höherer Kreditkosten noch nicht in vollem Umfang in der US-Wirtschaft angekommen.
    • Wir halten an einer ausgewogenen Portfoliopositionierung fest und beobachten die Entwicklung der Wirtschaftsdaten und des Bankensystems in den USA genau.

    Ein Jahr nach dem Beginn der Zinserhöhungen hält die US-Notenbank Fed immer noch Ausschau nach Hinweisen darauf, dass die höheren Kreditkosten die US-Wirtschaft bremsen. Es war klar, dass der Weg zur Abschwächung der Nachfrage unbeständig sein würde. Doch die Daten zu Inflation, Beschäftigung und Verbrauch bieten eine Überraschung nach der anderen. Nach dem Ausfall kleiner Banken ist die Fed nun auch damit beschäftigt, Finanzrisiken einzudämmen.

    Die Fed ist aufgrund gemischter Signale vorsichtiger, was ihre nächsten Schritte angeht. Zudem konzentriert sie sich auf die Begrenzung der Finanzrisiken, nachdem der Ausfall kleiner US-Banken letzte Woche mit der Silicon Valley Bank (SVB) in Kalifornien ihren Anfang genommen hat. Die restriktiveren Finanzbedingungen beginnen Banken zu treffen, die ihre Bilanzen schlecht verwaltet haben. Die SVB ist ein extremes Beispiel hierfür. Der Zusammenbruch der SVB am 10. März hat Bedenken über eine Ausbreitung der Probleme geschürt und zum Ausfall eines zweiten Finanzinstituts, der Signature Bank, geführt. Die Fed hat daraufhin ein neues Finanzierungsprogramm gestartet, um das Vertrauen in den Sektor zu stärken. Das Programm bietet Banken, die von Einlagenabflüssen betroffen sind, Darlehen für die Dauer von bis zu einem Jahr.

    Das US-Finanzministerium, die Fed und die Regierungsbehörde „Federal Deposit Insurance Corporation“ gaben am 12. März eine gemeinsame Erklärung ab. Darin hiess es, dass die Einleger Zugang zu ihrem Geld haben werden und die Steuerzahler keine Verluste zu tragen haben. Wenn es der Fed gelingt, eine Ausbreitung zu begrenzen, sollten die jüngsten Bankausfälle keine Auswirkungen auf ihren Inflationsausblick haben. An der nächsten Sitzung am 22. März könnte die Fed den Leitzins daher um weitere 25 Basispunkte anheben.

    Wenn es der Fed gelingt, eine Ausbreitung zu begrenzen, sollten die jüngsten Bankausfälle keine Auswirkungen auf ihren Inflationsausblick haben

    Datenjagd

    Vor den Turbulenzen im Bankensektor hat sich die Fed bei den Zinsentscheidungen ganz auf die Inflation und die US-Konjunkturdaten konzentriert. Die letzte Woche veröffentlichten Beschäftigungsdaten für Februar deuten darauf hin, dass der sprunghafte Anstieg um mehr als eine halbe Million neue Arbeitsplätze im Januar nicht einmalig war. Die Zahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft stieg im Februar um 311’000, gegenüber Konsensprognosen von 225’000. Die Stärke des US-Arbeitsmarkts wurde somit im elften Monat in Folge unterschätzt. Die Arbeitslosenquote bleibt niedrig, wobei sie sich letzten Monat vom tiefsten Stand seit fünf Jahrzehnten gelöst hat und um 0,2% auf 3,6% gestiegen ist. Zugleich verlangsamte sich der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne auf 0,2%, verglichen mit 0,3% im Januar. Die Beschäftigungsquote nahm leicht zu, was darauf hoffen lässt, dass die Arbeitnehmenden nach dem Pandemietief wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren.

    Diese Daten ergeben kein einfaches Bild: Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt hoch, und das Lohnwachstum muss sich weiter verlangsamen. Insgesamt unterstreichen die Daten, dass die Zinserhöhungen der Fed, die sich seit März 2022 auf 425 Basispunkte belaufen, noch nicht ausgereicht haben, um die Wirtschaft zu bremsen.

    Wir glauben, dass der allgemeine Trend zu einer niedrigeren Inflation gegeben ist: Die Energiepreise sind gesunken, und die Preise für Waren sowie die Lieferketten normalisieren sich. Die marktbasierten Messgrössen für die Mieten sind deutlich gefallen, was sich in den offiziellen Inflationszahlen niederschlagen dürfte. Frühindikatoren wie die Komponente „gezahlte Preise“ der Umfragen im verarbeitenden Gewerbe zeigen, dass die Preise weiter nachlassen, wenn auch in den letzten Monaten langsamer. Zugleich schwächt sich der Handel weltweit ab. Anders als 2022, als die Preise auf breiter Front gestiegen sind, haben sich die Preise für Rohstoffe – von Benzin über Erdgas bis hin zu Getreide – stabilisiert oder sind gesunken. Was die logistischen Engpässe in den Lieferketten betrifft, ist eine drastische Verbesserung festzustellen.

    Der Arbeitsmarkt könnte eine Ausnahme innerhalb der Wirtschaft darstellen

    Ausnahme Arbeitsmarkt?

    Der Arbeitsmarkt könnte eine Ausnahme innerhalb der Wirtschaft darstellen. Möglicherweise hat die Geldpolitik weniger Einfluss auf die Nachfrage nach Arbeitskräften, weil der Mangel nach der Pandemie immer noch ein Faktor ist. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hat sich 2022 auf nur 0,9% verringert, und das verarbeitende Gewerbe ist nach wie vor schwächer. Die Verbraucherausgaben haben sich als widerstandsfähig erwiesen – vielleicht aufgrund der während der Pandemie angehäuften Ersparnisse der Verbraucher, die aber irgendwann aufgebraucht sein werden. Die zinssensitiven Bereiche der Wirtschaft haben sich indessen abgeschwächt. Der Immobilienmarkt hat die steigenden Zinsen schnell verdaut; die Banken haben ihre Kreditvergabestandards verschärft, wodurch die privaten Investitionen und die Investitionen in Wohnimmobilien gebremst wurden. Obwohl die Hypothekenzinsen im Januar leicht gesunken sind und die Verkäufe neuer Eigenheime gegenüber dem Vormonat zugelegt haben, sind letztere im Vorjahresvergleich um 19,4% zurückgegangen.

    Die Marktteilnehmer verfolgen die Schritte genau, mit denen die Fed die Inflation und eine mögliche Ausbreitung der finanziellen Risiken bekämpft. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erklärte letzte Woche vor dem Kongress, dass die Fed im Vorfeld weiterer Wirtschaftsdaten mehr Arbeit vor sich habe. Er sagte auch, dass sie weitere grosse Zinserhöhungen in Betracht ziehen könnte. Sowohl die Verbraucherpreisinflation als auch der Index der persönlichen Verbraucherausgaben sind im Januar im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Die Schätzungen der Atlanta Fed zur BIP-Entwicklung im ersten Quartal signalisieren, dass sich das Wachstum wieder beschleunigt. Mit Ausnahme des Wohnungsmarkts gibt es kaum Anzeichen für einen Rückgang der Kerninflation bei den Dienstleistungen. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass die Gesamtinflation weit vom Ziel der Fed von durchschnittlich 2% entfernt ist.

     

    Verzögerte Reaktion?

    Es gibt auch Gründe dafür, abzuwarten und zu sehen, ob die Auswirkungen der beträchtlichen Straffung spürbar sind. Laut der herkömmlichen Wirtschaftstheorie brauchen die Erhöhungen zwischen einem Jahr und 18 Monaten, bis sie sich in der Wirtschaft bemerkbar machen. Die Pandemie könnte eine Verzögerung bewirkt haben: Die Verbraucher haben mehr Ersparnisse angehäuft, was die Folgen der höheren Preise abgefedert hat. Aber das wird nicht ewig so bleiben. Auch das ungewöhnlich milde Wetter in diesem Januar dürfte den Einzelhandelsumsätzen und möglicherweise den Beschäftigungszahlen zugutegekommen sein.

    Die Fed ist jetzt noch stärker als sonst von Daten abhängig

    Die Fed ist jetzt noch stärker als sonst von Daten abhängig. Sie wird viel neues Material – zu den Entwicklungen im Bankensektor sowie zu Kerninflation, Industrieproduktion, Produzentenpreisen und Einzelhandelsumsätzen – zu berücksichtigen haben.

    Die Folgen einer anhaltenden geldpolitischen Straffung für das Wachstum schlagen in den kommenden Monaten weiter auf die Wirtschaft durch. Doch sollten die Zinsen auf ein höheres Niveau steigen, damit einer unerwarteten Konjunkturstärke entgegengewirkt werden kann, könnte dies das künftige Wachstum deutlicher belasten. Wir erwarten, dass die US-Arbeitslosenquote weiter steigt und sich die rezessiven Phasen nach hinten verschieben, auf Ende 2023 oder vielleicht Anfang 2024.

    Die Entwicklung der Wirtschaftsdaten und das Vertrauen in die Fähigkeit der Fed, die Abkühlung in den USA im Griff zu haben, werden die Märkte weiterhin bestimmen. Nach der deutlichen Anpassung der Zinserwartungen und dem Rückgang der Anleiherenditen nehmen wir bei unseren Positionen in inflationsgeschützten US-Anleihen (US Treasury Inflation-Protected Securities, TIPS) Gewinne mit. Wir halten insgesamt an einer ausgewogenen Anlagepositionierung fest und bleiben vorsichtig, während wir eine potenzielle Ausbreitung finanzieller Risiken aufmerksam beobachten.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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