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    „Der Finanzsektor ist nach wie vor eine starke Branche”- Patrick Odier, Seniorpartner

    „Der Finanzsektor ist nach wie vor eine starke Branche”- Patrick Odier, Seniorpartner
    Patrick Odier, Seniorpartner

    Published Wednesday 31 March 2021 in Bilan. Artikel von Philippe Monier

    Pandemie, Brexit und die wachsende Bedeutung nachhaltiger Investitionen – 2020 war für Lombard Odier kein Jahr wie jedes andere. Die auf Vermögensverwaltung und Asset Management spezialisierte Gruppe hat in ihrer seit 1796 währenden Geschichte jedoch nach eigenen Angaben bereits vierzig Finanzkrisengemeistert. In diesem aussergewöhnlichen Umfeld hat Patrick Odier, Seniorpartner der Lombard Odier Gruppe, mit Bilan über seine Strategie im Bereich nachhaltige Anlagen und die Herausforderungen des Schweizer Finanzplatzes und der 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung gesprochen.

     

    Nahezu alle Banken, darunter auch die Lombard Odier Gruppe, unterstreichen die Bedeutung nachhaltiger Investitionen. Handelt es sich dabei um eine Geschäftsstrategie?

    Nachhaltige Investitionen sind für uns zunächst und vor allem eine Anlageüberzeugung und bedeuten somit Performance für unsere Kunden. Wir sind der festen Überzeugung, dass die traditionellen Geschäftsmodelle angesichts der dringenden Notwendigkeit, Lösungen für Umwelt- und Sozialprobleme zu finden, an ihre Grenzen stossen.

    Unternehmen, die sich nicht an den Übergang zu einer kreislauforientierten, effizienten, integrativen und sauberen Wirtschaft anpassen, werden von den Verbrauchern, den Regulatoren und den Steuerbehörden künftig hart abgestraft werden. Und man darf auch nicht vergessen, dass innovative Technologien in Kombination mit Skaleneffekten Lösungen hervorbringen, die nicht nur nachhaltiger, sondern auch günstiger sind. Die Anleger werden sich von diesen Unternehmen abwenden, die sich nicht anpassen. Dadurch steigen ihre Kapitalkosten und sie verlieren an Wettbewerbsfähigkeit.

    … Nachhaltige Investitionen sind für uns zunächst und vor allem eine Anlageüberzeugung… Wir sind der festen Überzeugung, dass die traditionellen Geschäftsmodelle angesichts der dringenden Notwendigkeit, Lösungen für Umwelt- und Sozialprobleme zu finden, an ihre Grenzen stossen.

    Inwieweit sind Ihre Kunden bereit, auf (zumindest kurzfristig) finanziell attraktive Chancen zu verzichten, weil sie den Nachhaltigkeitskriterien nicht entsprechen?

    Nachhaltig investieren bedeutet ganz einfach besser investieren. Die Kunden sind sich immer mehr bewusst, dass sich die Nachhaltigkeitsherausforderungen auf Anlagechancen und die Performance der Portfolios auswirken. Sie möchten sicherstellen, dass wir ihr Kapital in denjenigen Unternehmen anlegen, die aus der Transformation der Wirtschaft als Gewinner hervorgehen werden.

    Konkret bedeutet das, vorrangig in Unternehmen zu investieren, die wissen, wie sie ihr Geschäftsmodell anpassen müssen., und die entsprechend handeln, um in einer Welt mit CO2-Beschränkungen langfristig bestehen zu können.

    Wie identifizieren Sie gute nachhaltige Anlagechancen?

    Als Vermögensverwalter und Asset Manager ist es unsere Pflicht, diesen Paradigmenwechsel zu verstehen und zu analysieren, Anlagechancen zu identifizieren und diese Informationen an unsere Kunden weiterzugeben. Hierzu haben wir beispielsweise eine Methodik entwickelt, mit der wir messen können, ob die CO2-Bilanz der Anlagen im Einklang mit dem Pariser Abkommen steht. Dieses Instrument besitzt im Dialog mit unseren Kunden eine besonders hohe Überzeugungskraft. Ein Portfolio mit Positionen in Unternehmen, die keine Aktionspläne für die erforderliche Anpassung ihres Geschäftsmodells haben, bringt mittelfristig Risiken mit sich, die wir für unsere Kunden vermeiden wollen.

    … hierzu haben wir eine Methodik entwickelt, mit der wir messen können, ob die CO2-Bilanz der Anlagen im Einklang mit dem Pariser Abkommen steht

    Was ist, wenn sich die nachhaltigen Anlagechancen, die Sie empfehlen, als nicht rentabel erweisen?

    Es ist unsere treuhänderische Pflicht, dafür zu sorgen, dass unsere Kunden langfristig eine bessere Performance erzielen, und gleichzeitig die Anlagerisiken durch unsere Analyse zu verringern. Das ist nicht nur reine Theorie, sondern wird durch Ergebnisse untermauert.

     

    Heisst das, dass die damaligen Börsen eine deutlich langfristigere Vision hatten als die Börsen von heute?

    Das stimmt. Ursprünglich war die Börse eine Plattform, um in Geschäftschancen langfristig zu investieren.

    Vor 40 bis 50 Jahren fand hier eine rasante Weiterentwicklung statt, wordurchrein finanzielle Instrumente und Strategien mit wesentlich kurzfristigerer Orientierung entstanden.

     

    Die Lombard Odier Gruppe ist nicht börsennotiert und unterliegt nicht dem kurzfristigen Druck der Finanzmärkte. Hilft Ihnen das, den Fokus auf nachhaltige Strategien zu legen?

    Nein, ich denke nicht, dass dieser Faktor eine wesentliche Rolle spielt. Dennoch hat uns die Tatsache, dass Lombard Odier eine vollkommen unabhängige Privatbank ist, sicherlich dabei geholfen, uns innerhalb der vergangenen 225 Jahre weiterzuentwickeln und somit selbst von Natur aus nachhaltig zu sein!

     

    Würden Sie sagen, dass das Interesse an Nachhaltigkeit in den Industrieländern deutlich höher ist als in den Schwellenländern?

    Man kann nicht generell sagen, dass die Schwellenländer im Bereich nachhaltige Investitionenzurückbleiben. Im Übrigen sind manche Schwellenländer dank technischer Fortschritte den Industrieländern in bestimmter Hinsicht sogar voraus – denken wir nur an die integrative Nutzung der Telekommunikationsmittel oder auch an die erneuerbaren Energien. Das Fehlen einer langen industriellen Tradition macht bestimmte Volkswirtschaften manchmal auch agiler.

     

    Würden Sie sagen, dass das Interesse an Nachhaltigkeit in den Industrieländern deutlich höher ist als in den Schwellenländern?

    Man kann nicht generell sagen, dass die Schwellenländer im Bereich nachhaltige Investitionenzurückbleiben. Im Übrigen sind manche Schwellenländer dank technischer Fortschritte den Industrieländern in bestimmter Hinsicht sogar voraus – denken wir nur an die integrative Nutzung der Telekommunikationsmittel oder auch an die erneuerbaren Energien. Das Fehlen einer langen industriellen Tradition macht bestimmte Volkswirtschaften manchmal auch agiler.

     

    Sind Sie optimistisch, dass die 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung bis 2030 erreicht werden können?

    Um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, müssen die Regierungen die Fortschritte und die noch zu leistenden Anstrengungen messen können. Hierbei ist die Bereitstellung aktueller, hochwertiger, leicht zugänglicher und vergleichbarer Daten von entscheidender Bedeutung. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung, es bestehen jedoch noch gravierende Lücken.

    Die Entwicklung geht in die richtige Richtung, es bestehen jedoch noch gravierende Lücken

    Wie steht es um den Finanzsektor, was diese Ziele für nachhaltige Entwicklung angeht?

    Der Finanzsektor kann bei diesem Übergang eine wesentliche Rolle spielen. Die Qualität der Informationen, die er berücksichtigen kann, hängt jedoch in hohem Masse von der Qualität der verfügbaren Informationen ab.

    Mit Blick auf die Daten zu den qualitativen Auswirkungen der Massnahmen von Unternehmen ist es äusserst erfreulich, dass das Genfer Start-up Impaakt rasch eine international führende Rolle in diesem Bereich einnimmt. Mit anderen Worten: Das Fehlen gemeinsamer Standards zur qualitativen und quantitativen Bewertung von als nachhaltig bezeichneten Wirtschaftsaktivitäten ist eine grosse Herausforderung.

     

    Was ist mit der Schweizer Initiative „Building Bridges“, an der insbesondere Lombard Odier und die Vereinten Nationen beteiligt sind?

    Diese Initiative bietet ein weltweit einzigartiges Forum für Diskussion und Zusammenarbeit. Sie vereint zahlreiche Akteure, die den Finanzsektor, die Industrie, die öffentliche Verwaltung, die Zivilgesellschaft und die internationalen Organisationen repräsentieren. Zudem sind auch Non-Profit-Organisationen und Universitäten vertreten. Mit „Building Bridges“ sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die zur Entwicklung von Instrumenten und Lösungen führen, um öffentliches und privates Kapital verstärkt in solche Aktivitäten zu lenken, die Wohlstand für möglichst viele schaffen und dabei gleichzeitig das fragile Gleichgewicht unseres Planeten erhalten.

     

    Wie steht es um den Finanzsektor, was diese Ziele für nachhaltige Entwicklung angeht?

    Der Finanzsektor kann bei diesem Übergang eine wesentliche Rolle spielen. Die Qualität der Informationen, die er berücksichtigen kann, hängt jedoch in hohem Masse von der Qualität der verfügbaren Informationen ab.

    Mit Blick auf die Daten zu den qualitativen Auswirkungen der Massnahmen von Unternehmen ist es äusserst erfreulich, dass das Genfer Start-up Impaakt rasch eine international führende Rolle in diesem Bereich einnimmt. Mit anderen Worten: Das Fehlen gemeinsamer Standards zur qualitativen und quantitativen Bewertung von als nachhaltig bezeichneten Wirtschaftsaktivitäten ist eine grosse Herausforderung.

     

    Was ist mit der Schweizer Initiative „Building Bridges“, an der insbesondere Lombard Odier und die Vereinten Nationen beteiligt sind?

    Diese Initiative bietet ein weltweit einzigartiges Forum für Diskussion und Zusammenarbeit. Building Bridges vereint zahlreiche Akteure, die den Finanzsektor, die Industrie, die öffentliche Verwaltung, die Zivilgesellschaft und die internationalen Organisationen repräsentieren. Zudem sind auch Non-Profit-Organisationen und Universitäten vertreten. Mit „Building Bridges“ sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die zur Entwicklung von Instrumenten und Lösungen führen, um öffentliches und privates Kapital verstärkt in solche Aktivitäten zu lenken, die Wohlstand für möglichst viele schaffen und dabei gleichzeitig das fragile Gleichgewicht unseres Planeten erhalten.

     

    Sprechen wir auch über neue Technologien. Welche Anwendungsmöglichkeiten bietet die Blockchain-Technologie für die Lombard Odier Gruppe?

    Für unsere Gruppe ist es wichtig, über ein Dienstleistungsangebot zu verfügen, insbesondere für den Handel und das Halten von digitalen Werten. Die Weiterentwicklung der Blockchain ist in diesen Bereichen unumgänglich, denn alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert.

     

    Lombard Odier hat ihre eigenen Technologie- und Bankenlösungen entwickelt. Konkurrieren Sie teilweise mit Temenos, Avaloq oder Eri Bancaire?

    Nicht unbedingt. Wir haben unsere Banking-Plattform entwickelt, um eine zuverlässige Lösung zu haben, die von unseren eigenen Informatikern erstellt wurde, denn diese kennen unsere Privatbank und unsere Kunden bestens. Ein Dutzend unserer Partner, nämlich Schweizer und europäische Finanzinstitute, haben sich dazu entschlossen, unsere Banking-Plattform in vollem Umfang oder teilweise zu nutzen. Diese Nutzung reicht von der reinen Technologiedienstleistung bis hin zum umfassenden Backoffice-Support. Dabei verfolgen wir keine Volumenstrategie, sondern handeln im Sinne einer Umlage der Kosten und eines Wissensaustauschs mit unseren Partnern.

    Wir haben unsere Banking-Plattform entwickelt, um eine zuverlässige Lösung zu haben, die von unseren eigenen Informatikern erstellt wurde

    Finden Sie, dass die Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma mit Blick auf die Verschärfung der Regulierung manchmal über das Ziel hinausschiesst?

    Diese Ansicht teile ich nicht. Die Finma spielt bei der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Schweiz eine wesentliche und positive Rolle. Ihre Aufgabe ist es, vorausschauend über die Funktionsfähigkeit des Markts zu wachen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Blockchain-Technologie. Hier ist es der Finma gelungen, rasch einen guten allgemeinen Rechtsrahmen zu schaffen, ohne die neuen Initiativen mit extrem detaillierten Normen auszubremsen. Dadurch war in der Schweiz die erfreuliche Entwicklung neuer Akteure wie des Genfer Unternehmens Taurus möglich.

     

    Birgt der Brexit Chancen für den Finanzplatz Schweiz?

    Grossbritannien baut nun seine bilateralen Beziehungen aus. Daraus ergeben sich neue Dialogmöglichkeiten mit der Schweiz. Dieser verstärkte Austausch hat sich beispielsweise sehr schnell in einer gegenseitigen Anerkennung der Finanztransaktionen niedergeschlagen. Die City of London und die Schweiz gehören zu den wettbewerbsstärksten Finanzzentren der Welt. Eine engere Zusammenarbeit zwischen diesen Zentren ist ebenso natürlich wie notwendig.

    „Die Banken in der Schweiz haben während der Pandemie eine zentrale Rolle gespielt“

    Wie sind die Finanzplätze Schweiz und Genf aufgestellt?

    Nach der Aufhebung des steuerlichen Bankgeheimnisses und der drastischen Verschärfung der Regulierung ist es dem Finanzplatz Schweiz gelungen, sich zu wandeln und gleichzeitig seine Servicequalität zu steigern. Zudem konnte er seine weltweit führende Position in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung noch weiter ausbauen. In der jüngsten Krise hat sich erneut gezeigt, dass der Finanzplatz Schweiz insbesondere bei ausländischen Kapitalanlegern, die Schutz und eine kompetente Beratung suchen, ein beispielloses Vertrauen geniesst. Zudem haben die Banken in der Schweiz während der Pandemie eine zentrale Rolle gespielt, da sie die Unternehmen in Form von Covid-Krediten sehr schnell mit Liquidität versorgt haben. Und schliesslich haben zahlreiche Banken, darunter auch unsere, kürzlich gute Ergebnisse für das Jahr 2020 bekannt gegeben. Darin zeigt sich die symbiotische Beziehung der Wirtschaftssektoren, welche die Stärke der Schweiz ausmacht.

     

    Worauf führen Sie diese Resilienz zurück?

    Ich denke, dass ein Grossteil unserer Widerstandsfähigkeit damit zusammenhängt, dass der Schwerpunkt auf der Vermögensverwaltung und nicht auf dem Corporate Banking liegt. Das Corporate Banking hat andere, schwerwiegendere Krisen erlebt, wie die Subprime-Krise. Schweizer Banken werden oft dafür kritisiert, dass sie übermässig vorsichtig sind, aber wir geniessen derzeit die Vorteile dieses Ansatzes.

     

    Am Schweizer Finanzplatz hat dennoch eine Konsolidierungswelle stattgefunden.

    In der Tat gibt es weniger Banken als früher, doch die Konsolidierungen sind sehr geordnet verlaufen, ohne dass es Konkurse gab oder Sparguthaben bedroht waren. Auf alle Fälle ist der Finanzsektor in der Schweiz nach wie vor eine starke und wichtige Branche. So gibt es beispielsweise in Genf 92 Banken, die 35'000 Mitarbeitende beschäftigen und 13% des kantonalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.

    In der jüngsten Krise hat sich erneut gezeigt, dass der Finanzplatz Schweiz insbesondere bei ausländischen Kapitalanlegern, die Schutz und eine kompetente Beratung suchen, ein beispielloses Vertrauen geniesst

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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