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    Urban Mining: Eine wahre Goldmine

    Christopher Kaminker, PhD - Head of Sustainable Investment Research & Strategy<br/>Lombard Odier Investment Managers

    Christopher Kaminker, PhD

    Head of Sustainable Investment Research & Strategy
    Lombard Odier Investment Managers
    Thomas Hohne-Sparborth - Head of Sustainability Research at Lombard Odier Investment Managers

    Thomas Hohne-Sparborth

    Head of Sustainability Research at Lombard Odier Investment Managers

    Unsere heutige Wirtschaft fördert jährlich rund 97 Gigatonnen an Rohstoffen – das entspricht etwa der Hälfte des Gewichts des Mount Everest.1 Der Grossteil davon wird verschwendet und endet – etwa durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe – als Emissionen, in Mülldeponien oder in Form nicht zurückverfolgbaren Abfalls. Weniger als 9 % der in unserer Wirtschaft verbrauchten Materialien werden recycelt – das meiste mittels Wasseraufbereitung oder als organischer Abfall in Bodenanwendungen. Unsere Wirtschaft geht also äusserst verschwenderisch und alles andere als nachhaltig mit den Ressourcen um. Wir können und müssen es besser machen. Die Rückgewinnung von Reststoffen darf nicht als notwendiges Übel, sondern muss viel mehr als eine finanzielle Chance verstanden werden.

    Unsere Wirtschaft geht äusserst verschwenderisch und alles andere als nachhaltig mit den Ressourcen um. Wir können und müssen es besser machen. Die Verwertung von Reststoffen darf nicht als notwendiges Übel, sondern muss viel mehr als eine finanzielle Chance verstanden werden.
     

     

    Elektroschrott ist das beste Beispiel dafür. Jedes Jahr werden weltweit rund 50 Millionen Tonnen an Elektro- und Elektronikgeräten entsorgt. Dies entspricht dem Gewicht von 19 Eiffeltürmen pro Tag. Im Gegensatz zum Eiffelturm, der aus Eisen gebaut wurde, enthalten die verschrotteten Geräte eine Vielzahl unterschiedlicher und wertvoller Metalle, die bis zu 60 einzigartige Elemente aufweisen. Das Spektrum reicht von Basismetallen wie Kupfer und Zinn über Edelmetalle wie Gold, Silber und Palladium bis hin zu Technologiemetallen wie Kobalt und Indium.

    Elektro- und Elektronikabfälle bieten daher eine vielfach ergiebigere Ressource als natürliche Vorkommen. Eine Tonne Elektroschrott enthält durchschnittlich 17-mal mehr Gold als eine in herkömmlicher Weise abgebaute Tonne Golderz. Der Gesamtwert aller Materialien in diesen Abfällen wird auf USD 63 Milliarden pro Jahr geschätzt. In der EU befinden sich in den Haushalten, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen 250 kg an elektrischen und elektronischen Geräten pro Person. Hinzu kommen noch 17 kg Batterien und Akkus. Das Volumen der Elektro- und Elektronikabfälle wird daher nur noch zunehmen.

    Auch aus sozialer und ökologischer Sicht wird das sogenannte Urban Mining zu einer zwingenden Notwendigkeit. Im Durchschnitt dürfte Recycling eine zwei- bis zehnmal so hohe Energieeffizienz aufweisen als das Schmelzen extrahierter Rohstoffe – und das Recyceln von Gold verursacht 80 % weniger CO2-Emissionen als der konventionelle Erzabbau. Ausserdem vermindert die Wiederverwertung das Volumen der Sonderabfälle in Mülldeponien, von denen 70 % auf Elektroschrott zurückgehen, obwohl dieser nur gerade 2 % der gesamten festen Abfälle ausmacht.

    Die Verwendung recycelter Rohstoffe verbessert die Ökobilanz eines Produktes, wozu auch der ökologische Fussabdruck der Zulieferer eines Herstellers zählt.

    Nicht zuletzt nimmt die Nachfrage nach recycelten Metallen zu. Die Verwendung recycelter Rohstoffe verbessert die Ökobilanz eines Produktes, wozu auch der ökologische Fussabdruck der Zulieferer eines Herstellers zählt. Und genauso wichtig: Wiederverwertete Materialien sind punkto Sourcing unbedenklich, das gilt vor allem für umstrittene Mineralien wie Zinn, Tantalum, Tungsten, Gold und – in etwas minderem Masse – Kobalt, ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Elektrofahrzeugbatterien. Und angesichts der im letzten Jahrhundert schwankenden und fallenden Rohstoffpreise bietet sich dank Recycling ein stabiles unerschöpfliches Angebot.

    Mögliche Versorgungsengpässe haben die EU bereits dazu veranlasst, 27 kritische Rohstoffe (inkl. Kobalt) zu identifizieren, denen eine wichtige ökonomische Bedeutung zukommt, die aber mit Blick auf ihre Angebotsstabilität Risiken unterliegen. Recycling bietet hier einen klaren Ausweg: eine sozial und ökologisch unbedenkliche Rohstoffquelle. Einige Branchen haben bereits einen mutigen Schritt gemacht. So hat die Elektrofahrzeugbranche, die sich der Notwendigkeit des Recyclings ihrer wertvollen Batterien bewusst ist, bereits in grosse Recyclinganlagen investiert. Die dadurch ausgelösten Investitionen in die Branche lassen auch andere Sektoren diesem Beispiel folgen.

    Recycling bietet hier einen klaren Ausweg: eine sozial und ökologisch unbedenkliche Rohstoffquelle.

    Noch stellt die Sammlung, Zerlegung und Rückgewinnung von Rohstoffen einen wesentlichen Kostenfaktor für Recycling-Unternehmen dar. Denn nicht alles, was glänzt, ist Gold. Und nicht alle der in Elektroschrott enthaltenen Materialien lassen sich auf wirtschaftliche Weise rückgewinnen. Doch angesichts der steigenden Kohlenstoffpreise, der grösseren Skaleneffekte und der technologischen Verbesserungen wird das Barometer letztlich zugunsten der Recyclingwirtschaft ausschlagen.

    1 Der Schätzwert von 97 Gigatonnen basiert auf einer LOIM-Schätzung aus dem Jahr 2019, unter Verwendung von Daten bis 2017 von Global Resources Outlook 2019 und MaterialFlows.net

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